Page - 106 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Volume 39
Image of the Page - 106 -
Text of the Page - 106 -
) Johann August 106 Sieger, Johann August
heimfiel, ging ihm das sehr, ja so nahe.
daß er in seinem Unmuth auch seine
Propste! zu Gassersstorf niederlegte, die
zum Stifte gehörte. Während er zu jener
Zeit privatisirte, dachten wohl Wenige,
daß ihn dieser Vorfall so empfindlich
getroffen, und doch hatte seine Gesund«
heit dabei den ersten Stoß erlitten.
Sein Rectorat zu Dillingen entbehrte
auch nickt mancher Reibungen, die ihm
die Versetzung auf einen anderen Posten
wünschenswerth machten, welcbe denn
auch erfolgte, aber leider wieder an
eine Anstalt — die Studienschule zu
Straubing — die schon zwei Iat.re
danach aufgehoben wurde. Dieser sich
öfter wiederholende Wechsel in seiner
Lebensstellung, der ihn noch dazu in
späteren Jahren getroffen, und beson»
ders der Schmerz über die Auflösung
der renommirten Hochschule, an wel«
cher er durch zwei Decennien in rühm«
voller Weise gewirkt, war nicht ohne
nachhaltigen Einfluß auf sein körperliches
Befinden geblieben und hatte wohl zu-
meist sein frühes Ableben veranlaßt.
Kayser (Christian Gottlob). Vollständiges
Bücher«Lexikon, enthaltend alle von 1750
bis zu Ende des Jahres 1832 in Deutsch,
land und in den angrenzenden Ländern ge<
druckten Bücher (Leipzig l585, Ludwig Schu-
mann. 4°) Bd. V, S. 340.
Stöger. Johann August (Theater«
Di rector , geb. zu Stockerau in
Niederösterreich im Jahre i79t, gest. zu
Prag 7. Mai 186 l). Sein Familien-
name ist eigentlich I . A. A l th al ler,
den er bei seinem Uebertritte zur Bühne
mit dem Namen Stöger vertauschte.
Die unbemittelten Eltern schickten den
Knaben nach Wien. wo er studiren und
für den geistlichen Stand sich vorbereiten
sollte. I n Wien gelang es ihm. Sing.
knabe in Kirchen zu werden, waS ihm sein Fortkommen erleichterte; auch ließ er
sich ,in Knabenchören im Kärnthnerthor»
theater verwenden. Nach Beendigung des
Gymnasiums begann er das Studium
der Theologie und trat ins Seminar.
Wenn er daselbst bei festlichen Anlassen
in der Kirche mitsang, erregte seine
herrliche Tenorstimme Aufsehen, und es
bedürfte nicht großer Ueberredungskünste.
daß er den Seminarstalcir auszog und
sich der Bühne widmete. Auf dieser wirkte
wohl seine herrliche, klangvolle Stimme,
aber seine Ungeschicklichkeit im Spiel und
seine nichts weniger als bühnengerechte
Erscheinung, denn er war von kleiner,
untersetzter Gestalt, von einem ganz und
gar nicht sympathischen Aeußeren. ver-
darben leicht die Erfolge, die er mit seiner
Prachtstimme erzielte. Er wanderte nun
unter dem Künstlernamen Stöger von
einer Bühne zur anderen, sang in Wien.
Olmüh, Brunn, bis ihn der bekannte
Heldenspieler Franz Rudolph B a y e r
sBand I , Leite 194^, der Vater der
berühmten Tragödin Marie Bayer«
^Bürck. von seiner Stimme entzückt,
dem Director des Prager Theaters 3ie«
bich ^Bd. XV, S. 9!^ empfahl, welcher
ihn denn auch für das königlich ständische
Theater in Prag engagirte. Trotz S tö«
ge r'S unüberwindlicher Ungeschicklichkeit
imSviele hatte sich doch das Prager Pu»
blicum, von deffen Organ entzückt, bald
an ihn gewöhnt, und wie schön die Stimme
klang, erfahren wir von niemand Germ»
gerem als von dem später berühmt ge<
wordenen Staatsmanne von Prokesck»
Osten, der stch darüber in einem Briefe
an seinen Stiefvater Schneller äußerte.
Liebich starb in der Blüthe seine? Jahre
und hinterließ das Theater seiner Witwe
J o h a n n a , geborenen W i m m e r,
welche selbst früher im Fache der Heroi»
nen geglänzt. Diese führte, von Stö-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon