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, Michael Michael
mittlere die beiden anderen Verhältniß«
maßig überragt. Jeder der drei Theile
erhalt zunächst einen scdön gegliederten
Unterbau von der Höhe der Pfeilersokel.
Auf diesem Unterbau erhebt sich in den
Seitentheilen je eine Nische, welche die
Kirchenpatrone, die beiden h. Johannes,
den Täufer und den Evangelisten, auf
nehmen. Jede Nische ist mit emem Gie<
bel mit Kreuzblumen gekrönt. Der mitt»
lere Theil besteht unten aus dem ori-
ginell und schön construirten Tabernakel.
Darüber erhebt sich die Hauptnische zur
Aufnahme der Statue der Unbefleckten.
Das Tabernakel und diese Nische er»
glänzen im reichsten Schmucke. Die weite
Hohlkehle, welche Tabernakel und Sta
tue umgibt, nimmt unter reichen Balda»
chinen, wie man es an den Portalen
mittelalterlicher Dome sieht, Engeb
gestalten in sich auf, welche die ncun
Chöre der Engel repräsentiren. Den
Giebel dieser Mittelnische ziert ein Re>
lief. das die h. Dreieinigkeit darstellt,
den Vater mit Bezug auf das h. Meß.
opfer, den hingeopferten Sohn im
Schoose. Sowohl der scbmuckvolle Bau
mit seinen mannigfaltigen bedeutsamen
Verzierungen, wie die reiche, bunte, aber
wohlgestimmte Fassung deS Altares nach
mittelalterlichem Muster, eine in Tirol
noch nicht dagewesene Ausführung, ma»
chen einen ebenso ansprechenden als er«
hebenden Kindruck. Bald darauf erhielt
unser Künstler Aufträge von dem Kir«
chenrathe zu Münster in Westphalen für
einen neuen Altar in der dortigen 3ieb>
frauenkirche. Er löste die Aufgabe in
einer seinem Rufe entsprechenden Weise.
Der Altar ist in reichem, rein gothi»
schem Style gehalten und verbindet auf
das glücklichste die conftructioen Formen
der Gothik mit den, den Holzarten
eigenthümlichen ornamentalen; er steigt auf der einfachen, mit einem kräftig
vorspringenden Sims und mit Des«
stns gezierten Mensa m drei Theilen
neben einander empor. Der mittlere
Theil überragt die zwei abseitigen, und
jeder Theil endet wieder in drei Bal-
dachinen, von denen ebenfalls immer
der mittlere der höchste ist. Ueber diesen
erhebt sich noch hoch, den drei Theilen
entsprechend und künstlich verbundenes
luftiges Maaßwerk. Der mittlere Theil
enthält unten den Tabernakel in zwei
übereinander angebrachten Abtheilungen;
die untere gemauerte und durch ein
eisernes, mit dem Bilde des Gekreuzig«
ten geschmücktes Thörchen verschließbare
zur Einsetzung des Allerheiligsten; die
obere, eine reich gezierte Nische zur Aus»
setzung desselben. Die Giebel am Taber»
nakel sind mit Engeln, welche die Lei«
denswerkzeuge tragen, unter zierlichen
Baldachinen geschmückt. Da der Altar
der Mutter Gottes geweiht ist, trägt er
auch ihr Bildniß. Neben dem Taber«
nakel ist im Bezüge zu diesem und zum
Geheimniß der Wandlung Maria und
der Erzengel Gabriel, das Geheimniß
der Menschwerdung angebracht. Oben
erblicken wir in der Hauptnische unter
den drei Baldachinen des mittleren Thei»
les die Hauptvorstellulig. die Krönung
Mariens durch den göttlichen Sohn.
Der ewige Vater erscheint unter den er-
höhten mittleren Baldachinen und En-
gel feiern den Triumph mit. Unter die-
ser Vorstellung, in der Predella zu sel»
ber, ist daS selige Hinscheiden der Gor«
tesmutter dargestellt. Die zwei Seiten«
theile enthalten unter den Baldachinen,
an Flügelaltare erinnernd, zwei Reliefs,
groß genug, daß die Vorstellungen auch
von der Kirche aus gesehen werden kön»
nen, das auf der Epistelseite die Geburt
deS Heilandes, das auf der Evangelien«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon