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Stoppani 182 Storchs Anton
hersehen ließ. Wenige Tage vor sei-
nem Ableben verließ er fein Gemach,
begab sich in die Kirche und legte
die Beichte ab. I n seine Zelle zurück-
gekehrt, bat er, daß ihm die letzte
Oelung gereicht werde. Der später
Subprior Gabriel M ü l l e r gab si
ihm wohl. doch gegen seine inner
Ueberzeugung, da er auch nicht das
geringste Anzeichen eines gesteigerten
Krankheitszustandes an ihm gewahrte
Aber nach Empfang des Sacraments
lraf S t o p p a n i der Schlag, und
unter großen Qualen hauckte er bald
darauf seine Seele aus. Er zählte zu
den nicht eben wenigen Zierden seines
Stiftes. Er besaß ein umfassendes
Wissen, war namentlich in orienta-
lischen Sprachen gründlich bewandert
und verband mit dem Scharfblick des
kritischen Geistes ein seltenes Gedacht-
niß. so daß er im Stifte das „le-
bendige Gelehrten»3exikon" hieß. Dazu
war er bei echter Frömmigkeit von
engelhafter Sittenreinheit und ein Wohl
thater der Armen, denen er über seine
Kräfte spendete, so daß er das Nö
thigste nicht selten selbst entbehrte. Der
Ruf seiner Gelehrsamkeit reichte weit
über die Mauern seines Stiftes hin
aug, und dafür spricht die Thatsache,
daß Kaiser F r a n z , der bekannter«
maßen auf die Gelehrsamkeit nicht ge>
rade große Stücke hielt, bei einem Be-
suche Strachows im Jahre 4824 den
.gelehrtenPater Stephan", wie er sich
ausgedrückt haben soll. zu seben wünschte.
Wie wir sckon oben bemerkt, steht die
Zahl seiner Schriften mit seiner gerühm«
ten Gelehrtheit nicht im Einklänge, und
auf mein Ansuchen im Stifte um Auf.
klarung über diesen Punct wurde mir
der Bescheid: daß S t o p p a n i , ein
intimer Freund des berühmten Bern» Bolzano sBd. i l , S. 35) und-
deS ehemaligen Directors des Wenden»
Seminars, nachmaligen Canonicus in
Bautzen Franz P r i h o n s k ? Mano
XTII I , Seite 293). welch letzterer ihm
gleichsam Verleger war, bis Ende der
Zwanziger > Jahre anonym sehr viel.
seit 1832, als seine Nervenzustande
überHand nahmen, aber nur noch we-
nig geschrieben haben soll. Die Stra-
chower Bibliothek besitzt von S t o p -
pani's gedruckten Sachen nichts, da»
gegen in Handschrift ein umfangreiches-
Werk: „ßtatuL vitg.6 r6iiFw83.o", wel«
ches er gleichsam als Handbuch für sein
Novizenmeisteramt niederschrieb, und daö
noch heute von dem jeweiligen Novizen-
Meister als mHimänotio ad vitam re^u-
larsm, vorgetragen wird. Als im Jahre
1829 die Jubelfeier deS h. Johann von
Nepomuk begangen wurde, hatte der
Universitatsrector Dr. K a n k a sBanv
X, Seite 438 j^ die Festrede zu halten,
und dieses Meisterwerk geistlicher latei-
nischer Rhetorik war eine Arbeit Stop»
pani's. Der gegenwärtige hochwürdige
Prälat deS Stiftes aber hatte bei ihm
eine Interpretation der Propheten und
ein Werk über die Kirche in Handschrift
gesehen. Wo aber diese beiden Schrif-
ten, die sich nicht in der Klosterbiblio«
thek befinden, hingekommen sind, ist
bekannt.
Waihenegger (Franz Joseph). Gelehrten,
und Schriftsteller»3exikon der deutschen tatho«
lischen Geistlichkeit (Landsbut 1820, Joseph
Thomllnü. 8°.) Bd. I I , S. 426.
Storch. Anton (Tonsetz er, geb. in
Wien 23. December 1843, gest. ebenda
. April 1873). E n Sohn des Capell-
Meisters A. M. Storch ssiehe diesen
S. 184^. Er widmete sich unter Anleitung
eines Vaters der Tonkunst, zu welcher
er ei" ausgesprochenes Talent verrieth.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon