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Stradiot-Mende 209 Stradiot (Familie)
Tode desselben siel jedoch dieses Hinder-
niß hinweg und, dem inneren Dränge
folgend, wurde Fräulein S t rad io t
Sängerin. Ihre künstlerische Laufbahn
begann sie in'Italien. I n Mailand trat
sie zuerst auf, und da sie mit ihrer schönen,
trefflich geschulten Stimme auch eine be>
strickende äußere Erscheinung verband,
wurde sie bald der Liebling deS Mailan»
der Publicums. welches sie mit Beifall
und anderen Auszeichnungen überschüt«
tete. Nachdem sie aus Italien nach Wien
zurückgekehrt war, hörte sie daselbst der
damalige Regisseur Schmidt des Dres«
dener Hoftheaters, der sie. ihr ungewöhn.
liches Talent erkennend, für diese Bühne
engagirte. An derselben gewann sie als-
bald die Sympathien deS PublicumS
und der Intendanz, von welcher sofort
ihr Gehalt verdoppelt und ihr Contrc>ct
auf zwei Jahre verlängert wurde. I n
Dresden lernte die Künstlerin den Schau-
spieler Mende kennen, der gleichfalls
bei der .Hofbühne engagirt war, und
wurde dessen Gattin. AlS M e n d e
einen Nuf an das Stadt« Theater zu
Breslau annahm, suchte sie um ihre Tnt«
laffung nach, welche sie erst nach vielen
Bemühungen erhielt. Sie ging nun auch
nach Breslau. wo sie zunächst als 3u»
cretia Bo rgia auftrat. Nach Ablauf
eineS Jahres besuchte sie mit ihrem Gat.
ten Wien, wo sie am Hofoperntheater in
„Figaro's Hochzeit" zuerst die Gräf in ,
dann den Fidel io sung. Die ange«
knüpften Unterhandlungen führten jedoch
zu keinem Engagement, und die Sänge»
rin nahm jenes an, welches ihr der Direc-
tor Ho ffmann in Plag unter bei wei.
tem vortheilhasteren Bedingungen anbot.
Nach einem zweijährigen Aufenthalte da-
selbst folgte das Paar einem ehrenvollen
Rufe zu einem dreimonatlichen Gastspiele
in Stettin, dann ging eS nach Berlin und von da nach Hamburg, wo sie zum ersten
Male die FideS im „Propheten" sang.
Von anderen Rollen, welche sie daselbst
mit glänzendem Erfolge spielte, nennen
wir nur noch Fidel io und Donna
Anna in „Don Juan". Auf einen An»
trag der Intendanz des Hoftheaters in
Stuttgart ging die Künstlerin nach Ab«
lauf des "Hamburger ContracteS nach
der Hauptstadt Württembergs, wo sie
noch um die Mitte der Fünfziger-Iahre
sich befand. I m Jahre 1837 sang sie
in Wiesbaden und 1838 die ersten
dramatischen Gesangspartien im Stadt-
Theater zu Düsseldorf. BiS dahin triit
sie noch immer als Frau Stradiot«
Mende au.f', 1863 aber nur mehr als
Frau S t rad io t i n dem von Walters«
dorf dirigirten vereinigten Theater zu
Königsberg in Preußen, wo sie außer in
der Oper auck in chargirten Rollen des
Schauspiels mitwirkte und noch 1867
thätig war. Im Jahre 1870 ist idr
Name bereits von der Bühne verschwurt-
den. Die letzten Schicksale der Künstlerin
sind nicht bekannt. Ihr Gatte hatte in
den Jahren der Trennung von ihr an
den Theatern zu Passau, Aschaffen»
bürg, Etfurt und zuletzt in Hamburg
gespielt.
Meyer (I.) , Das große Eonversations»
Leriton für die gebildeten Stände (Hildburg»
hausen. Vibliogr. Institut, gr. 8".). Supple.
m.nt Bd. V, S. <059.
Die Familie von Stradwt. Die Sängerin
5pauline von S t rad io t gehört einer .
ursprünglich niederländischen Faunlie an.
welche nu Jahre l?42 aus ihrer Heimat
«ach Böhmen übersiedelte und am 27. Sep»
tember 5821 die kaiserliche Bewilligung er<
hielt, von den ererbten Aoelsvorzügen in den
österreichischen Erbstoaten ungehindert Ge<
brauch zu machen. Der heutige Familien«
stand besteht au6 den beiden Brüdern Georg
(geb. <8l2). BezirtSuorsteher in Pension,
und Kar l (geb. l8l!y. Oberinspecior bei
v. Wurzback. biogr. Lerikon. XXXIX. lGedr. l0. Juni
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon