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Straehuber 211 Straehuber
wiederholte sich ganz dieselbe Scene, wie
das erste Mal. was unseren Künstler tief
verstimmte, ja beinahe entmuthigte. Noch
einmal winkte ihm eine Aussicht, welche
ihm ein glückliches Resultat zu verheißen
schien. Er sollte nämlich nach Rhom
berg'S Mand XXVI , Seite 4).
seines ehemaligen Lehrers, im Jahre
1883 erfolgten, Tode Professor der
Zeichenkunst an der Münchener polytech'
Nischen Schule werden. Aber auch diese
Hoffnung zerschlug sich. und zwar ein»
fach dadurch. daß nach Rhomberg's
Tode diese Stelle überhaupt nicht
mehr besetzt wurde. So war er denn
innerhalb zweier Decennien, in der Voll-
kraft seines Schaffens, in stetem „3an-
gen und Bangen in schwebender Pein"
gehalten und durch die Verhältnisse ge>
nöthigt worden, sein künstlerisches Kön>
nen, statt großen Werken, wozu er seiner
ganzen Richtung nach veranlagt war.
kleineren, wenngleich oft höchst bedeuten»
den Aufgaben zuzuwenden. Endlich,
nachdem er bereits am 19. November
1833 zum Ehrenmitglieds der Akademie
der bildenden Künste ernannt worden,
erhielt er am 15. Mai 1862 — 48 Jahre
alt — die Correctorstelle für die Antiken«
claffe der Akademie, am 28. Jänner 1865
Titel und Rang eines kömglichen Pro»
feffors und am 26. Mai 1868 die Stelle
eines wirklicben Professors an der Aka»
demie, in welcher der Künstler zur Stunde
noch thatig ist. I n früherer Zeit malte
er manche Studienköpfe, später aber
widmete er sich fast ausschließlich dem
Zeichnen, und in diesem Fache wird er
wohl kaum von einem Künstler der Ge«
genwart erreicht. Was er als Zeichner
zu leisten vermag, ersehen wir aus seiner
auch in Photographie vervielfältigten
Sepiazeichnung des Cartons von Kau l«
b ach „Die Hunnenschlacht", welche er in Groß.Folio für den Kupferstecher Ja-
cobi ausführte, und in welcher der
Stecher — so verdienstlich sonst auch
Iacobi 's Stich ist — doch dem Zeich-
ner nicht gleichkommt. Es ist dies ein
Blatt von einer Markigkeit und Sicher«
heit im Ausdruck einer jeden Gestalt und
in der Durchführung des Details, die
man sehen muß, um die ganze Bedeu«
tung des Künstlers als Zeichner würdi»
gen zu können. Herausgeber dieses Leri«
kons hat alle Mühe darauf verwandt,
eine möglichst vollständige Uebersicht der
Werke S.'s zu liefern. Wenn es ihm
auch gelungen, wenigstens von allen be-
deutenderen Arbeiten desselben Kenntniß
zu erlangen, so war er doch in deren
Chronologie minder glücklich und konnte
nicht von jeder einzelnen die Zeit. in
welcher sie entstanden, mit Sicherheit
angeben. Auf Seite 2l3 folgt die Ueber«
sicht der Zeichnungen des Meisters. Wie
bemerkt worden, hat S. in früheren
Jahren auch gemalt, es sind jedoch aus
diesem Zweige seiner Kunst nur etliche
Studienköpfe bekannt. Auch als Radirer
hat er sich versucht, doch existiren von
seiner Hand nur zwei Radirungen,
beide Seltenheiten. Die eine ist aus
dem „König 3udwig«Album" ein Blatt
nach Kaulbach. welches den „König
Ludwig und die Malerei" darstellt und
für die Kunstanstalt P i l o t y und
Loehle von Straehuber im Jahre
1851 radirt wurde. Dieses Blatt ist mit
Umsicht und Sorgfalt und ungeachtet eS
ein erster Versuch, doch mit großem Ver«
ständnisse und mit richtiger Benützung
der Wirkung ausgeführt, nur möchten
wir bemerken, daß die Radirung die
kräftigen breiten Linien einer Crayon»
zeichnung. und eine solche ist das Ori-
ginal, nicht ganz genügend wiederzu«
geben vermag und eine Ausführung im
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon