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) Paul 233 Straschiripka
Abgewiesenen beschwerten sich über diesen
Gewaltact bei der Regierung in Prag,
welche ohne weitere Umstände zwei Raths«
Herren von Leitmeritz nebst ihrem Notarius
S t r a n s k y verhaften und so lange im
Gefängnisse sitzen ließ. biS sie den beiden
Katholiken das Bürgerrecht ertheilten. Nach
der Schlacht am weißen Berge beschloß Kai»
ser Ferdinand I I . allem Glaubenszwie»
fpalt in Böhmen ein Ende und oie katho-
lische Kirche zur allein berechtigten zu ma»
chen. Als Stransky das Ansinnen, den
katholischen Glauben zu bekennen, zurück-
wies und auch sonst seine entschiedene Oppo«
sition gegen die Kirche kundgab, wurde sein
Haus von Soldaten geplündert, seine Frau
mißhandelt, und es wäre gewiß auch ihm
Bchlimnn'5 widerfahren, wenn er sich nicht
rechtzeitig veisteckt hätte. Trotzdem blieb er
nach diesem Vorfalle einiqe Jahre noch un«
behelligt in Leitmeritz. Im Jahre l62? aber
wurde ihm kategorisch die Alternative ge»
stellt, entweder den katholischen Glauben
anzunehmen oder sein Vaterland zu ver<
lassen. S t r a n s k y wählte daS Letztere,
begab sich zunächst nach Pirna im benach«
darren Sachsen, dann nach einigen anderen
Städten daselbst, so auch nach Meißen, bis
er endlich zu Thorn in Preußen eine kleine
Landwirthschaft pachtete, auf welcher er sich
kümmerlich vom Feldbau ernährte. Nach»
dem aber der Ruf seiner Gelehrsamkeit auch
in seinen neuen Aufenthalteort gedrun-
gen, wurde ihm l647 am dortigen Gym«
nasium ein Lehramt übertragen, welches
er bis an seinen Tod versah. Durch zwei
Werke hat sich das Andenken seines Na»
mens bis auf die Gegenwart erhalten. Das
eine »vs ZlaHsstatü VoHomk" ist Manu«
script geblieben, dagegen das zweite »ve
Rspu'blioa. LoHsma" mehrere Male gedruckt
worden. Die erste Ausgabe davon, welche
18 Capitel zählt, erschien in der berühmten
Elzivir'schen Officin zu Leiden im I . <634
(l6o.); die zweite, neun Jahre später ver«
öffentlichte (ebd. 1643) hat S transky selbst
noch verbessert und in 20 Capitel eingetheilt;
die dritte Auflage kam mit einem Vorwort
von Friedrich Rothscholz zu Amsterdam
im Jahre 1713 in 12«. heraus; die vierte
aber besorgte Schminke, der sie dann dem
im Jahre 17l9 erschienenen «Oommsutarius
<3oläa,3ti äe Aaßno Voksmiab« (Fol.)
anhing. Ganz abgesehen von jenem im Ein<
gange dieser Zeilen entwickelten parteiischen Standpuncte seines dreifachen Hasses gegen
den Glauben, die deutsche Nation und sci<
nen angestammten Fürsten, lassen sich seine
Verdienste aI5 Historiker nicht wohl unter<
schätzen. Seine Schreibart ist mustergiltig,
die Darstellung der Begebenheiten kurz.
bündig und wo ihn seine Parteilichkeit nicht
mißleitet, auch richtig, und aus einer objec»
tiven Bearbeitung seines Werkes würde eine
ganz brauchbare Geschichte seines Vaterlan«
des sich gestalten lassen. l(H o r m a y r's)
Arch iv für Geschichte. Statistik. Literatur
und Kunst (Nien. 4"). XII . Jahrg. (l82l),
S. 122. — Oesterreichische National»
Encyklopädie von Gräffer und Czi,
kann (Wien l837. 8°.) Bd. V, S. 2l4.
— P e l z e l (Martin). Abbildungen böh.
mischer und mädrisHer Gelehrten und Kunst»
ler (Prag 1775, Heoba. 5».) Bd. I I , S. 33.
— Tomek (Wenz. NZlaoiwoy), Geschichte
der Praqer Universität (Prag 1849. Haase
Söhne. 80.). S. l9l. — Nt f iF iss viro-
rnm sruäitorum ktyus krtiticum, Voks-
inias 6t kloraviks uua ouni drsvi vits.6"
opOrumtzus ixsoi-uni tzuali-ations (praZss
i773. W. Gerll. 8".) vaF. 48. — svs-
to2or (Prager illustr. Zeitschrift, kl, Fol.),
I I . Iahtg. («868). Nr. 43—48: 21. ?2.v«!
gträuLk? 2S 2»v2ks Zti-Hnk^ V^äslal ?k.
<Ü. ^. ic. Hi-ass, d i. Paul Stransky.
Dargestellt von PH. C. I . K. HraZe. —
Vorträte, l) Unterschrift: I>»uw5 8tr2UL^i.
I . Balz er so. I ^KH (8°.) — 2) Un.
terschrift: ?avel 8tlän5k5-. XreLlii ^s.
8obsiv?l. Holzschnitt im Zvsto-o»-, l868,
Nr. 43^.
Stransky. Paul siehe: Stransky,
Joseph sS. 232. in den Quellen Nr. 3).
Etraschiripkll, Johann, genannt Ca-
non (Bildniß. und Historienmaler,
geb. zu W i e n 1829). Im Aufnahme-
Protokoll der Zöglinge der k. k. Akade»
mie der bildenden Künste in Wien vom
Jahre 1843 (923. 36!) steht Johann
S. als töjahriger, aus Wien gebürtiger
Sohn des Wirthschaftsrathes S t r a«
schiripka eingetragen. Wir führen
diese urkundliche Notiz an erster Stelle
an, weil sich um die Person des ebenso
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon