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Sträub, Joseph Ignaz 314 Sträub. Joseph Ignaz
Erzherzog Stephan") mit der gewissen
Zuversicht, hier einen Mann zu finden,
der mit Begeisterung auf seine Pläne
eingehen werde. Um aber der Sache
eine legale Form zu geben, berief er
sich ausdrücklich auf den Willen und
Wunsch des Kaisers, dessen Namen auf
das Volk einen Zauber übte, jenem gleich,
den wir in der Gegenwart bei Gelegen-
heit deS Wiener Festzuges erlebt haben.
Die beiden Manner schwuren sich Treue
und Freundschaft, schwuren, Alles zur
Vernichtung des Feindes, zur Befreiung
des Vaterlandes aufzubieten. Nachdem
Hofer in Hall noch mit Speckbacher
zusammengetroffen war. reiste er nach
Paffeier und in das südliche Tirol, um
Alles auf den entscheidenden Moment
vorzubereiten. S t räub aber. der von
jener Stunde an ganz den BefreiungS«
gedanken sich hingab, weihte alle ge-
treuen Anhanger des Erzhauses in die
Pläne H o f e r's ein. Er nannte die
Dinge, die da kommen sollten, das Ge«
heimniß Seiner Majestät des Kaisers
F r a n z , wie es der Sandwirth von
Wien gebraut. Er schwur mit^ seinen
Genossen einen förmlichen Eid auf Treue
und brüderliche Verschwiegenheit. AlleS
zu wagen für das Haus Oesterreich.
Hab und Gut, Geld und Blut für die
gerechte Sache zu opfern. Die Zeit bis
zum N. April ging nun unter Vor«
bereitungen zum allgemeinen Ausstände
dahin. St räub entwickelte eine rast.
lose Thätigkeit und wußte die einge.
weihten Freunde in die feurigste Stim«
mung zu versehen, so daß eV Mühe
kostete, die Patrioten bis zur bestimmten
Stunde deS LoSscdlagenS zurückzuhalten.
Unter den Vorarbeiten zur Schilderhe>
bung sinden wir nicht überall schon die
Bezeichnung der Anführer. Man scheint
oft gar nicht daran gedacht zu haben. und der Commandant wuchs dann wie
von selbst aus einer Truppe heraus,
oder man schritt, durch die Umstände
gedrangt, zur Wahl eines solchen. So
wurde auch St räub, wie eS sich bald
zeig-n wird, im Augenblicke, da die
Handhabung der Zucht und Ordnung
als dringend sich herausstellte, zum
Commandanten erwählt. I n der Um»
gebung von Hall begann der blutige
Kampf am 1 l. April Abends, um Inns-
brück bereits am frühen Morgen. Der
Kanonendonner, das Pelotonfeuer und
das Sturmlauten waren stundenweit
vernehmbar und forderten überall zum
Aufbruche auf. An diesem Tage sam»
melte sich die Mannschaft der Ratten-
berger unter Ang e rer, dem Wieseler»
Wirth inVolderS, der Wattenser und
Kolsasscr unter Karl H e i l i g , der
Taurer unter Math. H a u s w u r z ;
die Salzbergleute, die Absamer und
Aicheter führten Holzhammer und
Würtenb erger. Speckbacher und
Sträub entfalteten überall die größte
Thätigkeit. Die Brücke zu VolderS
wurde erstürmt. und eirl in daS an«
stoßende Servitenkloster geftüchtetcs Pi<
quet Bayern am anderen Tage Früh
theils niedergemacht. theils gefangen
genommen, nachdem A n g e r e r mit
seinen Leuten mittels eines wie ein
Mauerbrecher in Schlingen geschwun»
genen Lärchenstammes das Thor ge>
sprengt hatte. Noch am l t . Nachts
drängte man das übrige Militär in die
Stadt Hall, auf welche am 12. Früh
der Sturm begann. Hall fiel durch küli«
nen Handstreich und Oberst Bernk lau
mit 700 Mann mußte sich ergeben.
Aber unter den Landflurmmaffen, von
denen es in den engen Gaffen wimmelte,
schlich bereits Geiindel. welches den
Sieg der Bauern nach seinen Aeußerun«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon