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Sträub, Joseph Ignaz 313 Sträub^ Joseph Ignaz
gen zu Todtschlag und Plünderung der
Herren benutzen wollte. Da erkannten
die Patrioten, daß ein Führer dringend
nöthig sei, und es begab sich eine Depu«
tation zum Kronenwirth S t rau b mit
der Aufforderung, sogleich die Comman«
dantenstelle zu übernehmen. Als dieser
Einwendungen und Bedenklichkeiten ei>
hob, wurden die Bitten dringender, ja
der Anderle Mü l le r sprach von Vater«
landsverräther und drohte, ihn nieder«
zuschießen, wenn er die Stelle nicht an«
nehme. So wurde S t räub Comman-
dant. Als solcher ließ er sofort die in
der Stadt gefangengenommenen Bayern
nach Rang und Gebühr verpstegen.
brachte die Cafsen und Magazine des
Aerars, welche bedeutende Schatze bar«
gen, durch Aufstellung getreuer Schützen
in Sicherheit und bändigte durch mann«
Haftes Auftreten den lüsternen Pöbel.
Dabei standen ihm Ioh. von Aichin-
ger, Anton Haup tman , Johann
R o t h und Andere thätig zur Seite.
Als er die Nachricht erhielt, daß an der
Haller Innbrücke noch ein etwa 70 Mann
starkes feindliches Piquet stehe, richtete
er an den Commandanten desselben die
Frage, ob er sich ergeben oder sich
schlagen wolle. Der Ofsicier. NamenS
M e r k l, antwortete, seiner Pflicht ein-
gedenk, erwerbe sich nicht ergeben, so
lange er noch einen Mann habe.
S t r ä u b ließ nun die Truppe mit
Sturm angreifen. M e r k l wurde
schwer verwundet, mehrere seiner Waf«
fengefahrten fielen, getroffen von den
Kugeln der Scharfschützen, dann gab
der übrige Theil sich gefangen. S t räub
ließ aber sofort die Verwundeten ver«
binden und pflegen und widmete beson«
derS dem Lieutenant M e rk l , welcher der
einzige Sohn wohlhabender Eltern war.
große Sorgfalt, so daß es ihm gelang, den Schwerverletzten zu retten. Er war
noch bei den Verwundeten und Gefan»
genen beschäftigt, als die Stadt in große
Bewegung gerieth. Der Thürmer mel>
dete von seiner Warte, daß feindliche
Cavallerie mit zwei Kanonen von Inns»
brück herabziehe und Hall bedrohe. Da
wurde die ganze Sturmmannschaft dem
Feinde bis Loretto entgegengeschickt.
Schon standen die Schützen zum An»
griff bereit, als ein Parlamentär, von
Major Graf Erb ach entsendet, erschien
und um Pardon für die Truppe und
um Sicherheit des Eigenthums bat.
S t r ä u b bewilligte ihr beides. Er
ließ ihr Pferde und Armatur abnehmen,
die Sturmmannschaft bestieg die ersteren
und der Zug setzte sich gegen Hall in
Bewegung. Zwci Kanonen, zwei Pul«
verwagen und eine Feldschmiede, dann
230 Pferde und über 300 Mann Ge-
fangene bildeten die Beute dieses Tages.
St räub hatte persönlich die ganze
Sacke geleitet. I n Hall eingerückt, ließ
er die Gefangenen mit Speise und Trank
versehen und dann nach Zell im
Zillerthale tranSportiren, wo sie noch
an demselben Tage eintrafen. Der merk-
würdige Brief Straub'S, worin der.
selbe an Kaiser F r a n z seine Waffen,
erfolge meldete, steht in F rank l 'S
„Sonntagsblätter" 4846, Nr. 24, S.
484. Kaum war dieser erste Siegesjubel
verklungen, als noch am Abende des
42. April durch herumstreifende Tiroler
Schützen die Kunde kam, daß eine starke
Colonne Franzosen und Bayern. bei»
läufig 10.000 Mann. über den Bren-
ner in Steinach eingerückt sei. S t räub
bot sogleich den Landsturm auf. Bevor
er aber dem Feinde cntgegenzog, hatte
er noch mit den bei solchen Gelegen»
heiten auS allen Ecken und Enden her.
vorkriechenden, jedes Eigenthum bedro-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon