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Strauß, Johann I. (Vater) 336 ' Strauß, Johann I. (Vater)
hauchte St r a uß, anscheinend schmerz
los. die Seele aus. Kaum hatte di«
Kunde von seinem Ableben, die Viel»
ganz" unerwartet traf, sich verbreitet,
so zeigte sich auch, wie allgemein und
tief die Theilnahme über d>n Verlust
eines Manncs war. mit dem ein unver
fälschtes Stück Wienerleben in seiner
vollsten Kraft dahingerafft worden. Zu
treffend schrieb damals ein Wiener
Feuilletonist mit Anspielung auf die
Krankheit, welcher der Künstler erle
gen: »Strauß ist gestorben, St rauß
der Walzelkönig, defsen Leiche, bezeich
nend genug, wie die von Königen, ein
dunkler Scharlach deckt." Am 27. Sep
tember um 3 Uhr Nachmittags fand die
Bestattung in feierlicher Weise statt.
Buchstäblich ganz Wicn war auf den
Beinen. um dem Verblichenen von sei«
, ner Wohnung durch die Singerstraße
über den Stephansplatz in den Dom,
an dessen Riesenthore die Gastlichkeit
den Sarg erwartete. das Geleite zu
geben. Nach der Ginsegnung wurde der
Todte auf dem vierspännigen Leichen-
wagen bis zum Schottenthore gefahren.
Dort übernahm daS Orchester «Personal
den Sarg und trug ihn nach dem Döb»
linger Friedhofe, wo er an der Seite
3 a n n e r'S beigesetzt wurde. Zwei
Militärcapellen und eine von Fahr-
bach dirigirte Civil«Musikbande, welche
abwechselnd eigens zu diesem Zwecke
componirte Trauermärsche von Fahr«
bach, Hasl inger und Reinisch
vortrugen, gingen mit dem unüberseh«
baren Zuge. Und als man den Sarg
in die Tiefe hinuntergleiten ließ und
demselben einen Lorbeer« und Blumen»
kränz nachschickte, klangen auS dem
nicht zu fernen Salmansdorf die weh.
müthigen Tone einer Glocke — der
Strauß glocke. Sie führt seinen Na. men, weil sie ein Geschenk des Mei-
sters ist. das er der Kirche zu SalmanS-
dorf machte, als er diesen Ort zu sei«
nem Landaufenthalt erkor. An dem am
11. Octobt-r in der Iesuitenkircbe abge»
haltenen R-quietn. wirkten die Capelle
des Hingeschiedenen, der Männergesang»
verein, ferner die Dam.n H a s s e l t
und Ernst, d«e Herren S t a u d i a, l
und Ander in Solopartien mit. Ein
großartiges Monument. daS man ihm
zu setzen beabsichtigt hatte, und zu wel-
chem Zwecke zwei Soireen beim Sper l
gegeben wurden, kam nicht zu Stande,
hingegen bezeichnete eine treue liebende
Hand mit einem einfachen Denkstein die
Ruhestatte, in welcher der Meister neben
seinem Collegen und Freunde 3anner
den ewigen Schlaf schlaft. Wie bereits
im Laufe der Lebensskizze berichtet wor«
den, war S t r a uß seit 1824 mit
Anna der ältesten Tockter des Gast«
wirtheS Joseph Stre im verheiratet.
Nach mehreren Jahren zufriedenen Bei»
sammenseinS entwickelten sich aus der
Grundverschiedenheit, mit welcher Mann
und Frau die LebenSverhaltniffe auf-
faßten, und die sich bis auf die Erzie«
hung der Kinder und die Wahl deS
LebenSberufeS derselben erstreckte, der«
artige Differenzen, daß die Gatten im
achtzehnten Jahre ihrer Ehe zur Tren«
nung schritten. A n n a hatte ihrem
Manne fünf Kinder I o h a n n I I . ^siehe
d. S.344), Joseph ^s. d. S. 334),
E d u a r d ^s. d. S. 322), A n n a und
Therese geboren, welche, durch daS
Gericht der Mutter zugesprochen, von
derselben nun sorgfältig erzogen wur>
den. Schon vor der Scheidung lebte er
in intimen Verhältnissen mit einer Mo«
distin Emi l ieTrambusch, die ihm
vier Töchter und einen Sohn gebar,
über welche die Mittheilungen betitelt:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon