Page - 347 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Volume 39
Image of the Page - 347 -
Text of the Page - 347 -
StrauĂź) Johann II. (Sohn) 347 StrauĂź, Johann II. (Sohn)
positeur, in welcher Eigenschaft er weit
ĂĽber Vierthalbhundert Werke geschrie-
den. Eduard H ans lick die bezeichnen»
den Worte: „Strauß' Sohn hat sich
offenbar einen Act groĂźartiger histo-
rischer Vergeltung zum Ziele geseht. Als
gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
die Orchestermusik durch systematisch
Verflachung des Haydn'schen Styles
populär gemacht wurde, gingen die
Herren P l e y e l sBd. XXII, S. 436)
Vranitzky, Hoffmeister sBd.IX
S. 179). Gyroweh M . VI, S. 62
und Rosetti Mand XXVI, S. 230)
also die von R i e h l »vergötterten"
Philister so weit. die fidelsten Ländler zu
Motiven ihrer Symphonien undQu
tette zu machen. Johann StrauĂź
scheint diese Schmach seiner Wiener
Vorfahren durch Compensation tilgen
zu wollen und schmĂĽckt seine Walzer
mit Motiven. deren Ehrenplatz von
rechtswegen die Symphonien neuester
Schule wären. Deshalb contrapunctirt,
sich selbstverläugnend, uns<r Walzer»
könig; deshalb (um im Style der per«
fischen „Papageienmarchen" zu sprechen)
streicht er mit dem Bogen der Gelehr»
samkcic die Saiten der Schwermuth.
Ein Feullletonist äußerte sick jüngst:
„Strauß scheint seine neuesten Wal-
zer mehr fĂĽr den Musenhof zu Weimar
als fĂĽr Wien berechnet zu haben". In
der That bemerkte auch ich in StrauĂź'
Novitäten jenen scharf prickelnden Duft,
den baS Wildpret ausströmt, wenn es
nach Vergangenheit, und die Musik,
wenn sie nach Zukunft riecht. Diejeni«
gen seiner Walzer, welche ohne hervor»
stechende Originalität wenigstens frisch
und natĂĽrlich klingen, sind noch immer
weit bessere Tanzmusik, als jene g/»
spreizten Themen, deren endlose Perio«
den sich mit der gesuchtesten Harmoni. sirung verbinden, um Ohren und FĂĽĂźe
in Verwirrung zu bringen. So ist der
Anfang der neuesten Walzerpartie: „Die
Extravaganten" l^ Op. 208) zwar eine alt»
strauĂźische Reminiscenz aber durch ihren
glänzenden Schwung das Beste aus dem
ganzen Hefte. Sogleich folgt aber em
langgestreckter, diatonisch aufsteigender
OantuL ĂĽrmlis und andere gelehrte Sel.
tenheiten. welche mit Romeo lächelnd zu
sagen scheinen: „Wir meinen'S gut, d.i
wir zum Balle gehen, doch ist es lln«
verstand". Nachsichtslos be- und ver.
urtheilt die in Musiksachen maĂźgebende
und schr geschätzte Fürst C; artoryski-
scbe „Monatscbrck für Theater und
Kunst" ^856. S. 103) Comvositions.
talent und Kompositionen des Geigers
I o h ann StrauĂź Sohn. Die Opera
unter Nummer 69. 2l6. 338, 339 und
362 konnte ich nicht au'sint en.
I. Uebersicht der Compositwnen des Johann
Strauß Sohn. „Sinngedichte". 0?. l. —
„Debüt". Quadrille. Ox.'-. — „Herzens«
lust.Polka". 0V-3- — „Gunstwerber".
Walzer. 0i». 4. — „Serail » Tänze".
Walzer. 0p. 3. — „Eytheren . Qua.
drille". Op. ft. — »Die jungen Wie»
ner". Walzer. Ox. 7. — „Patrioten.
Marsch". 0p. 5. — „Amazonen.
Polka". 0x. U. — „Quadrille". Nach
Motiven der Oper „Der Liedrsbrunnen".
Von Balfr. Ox. <0. — „Faschings.
Lieder". Walzer. Ox. lt. — «Jugend,
Traume". Walzer. 0?. l2. — Pechen»
Polka". 0x. !3. — „Lerben'Qua.
drillr". 0p. l4. — „Sträub chen". Wal.
zer. O'i». i3. — „Elken < Qu adn lle".
0p. l«. — „Iur.Polka". 0p. l7. —
„B e r a l i e d er". Walzer. 0x. l8. —
^Dämonen . Quaorille". 0p. l9. —
„Austria.Marsch". 0p. 20. — „Lind.
Gesänge". Walzer. 0p. 21. — „Die
O este rre ick er". Walzer. 0x. 22. —
^Pesther Csärdie". Ungarischer National-
tanz. Ox. 23. — „Zigeunerin. Qua-
drille". 0x. 24. - „Zeitgeister". Wal.
zer. 0x. 25. — „Fidelen.Polla". 0l>. 26,
— „Die Sanguiniker". Walzer. Ox. 27.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon