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Stojadinovics 372 Sto^adiiwvics
im Jahre 1849 in dem Taschenbuch
„6oäs<:62Hk" herauskamen. Zu dieser
Zeit kleidete sich Mi l i za in der sc
nen Nationaltracht, lernte schießen
und war, wie sie fich äußerte, „für die
Freiheit ihres Volkes zu sterben bereit".
Ihr lebhafter Wunsch, ihre Poesien ge<
sammelt im Druck erscheinen zu lassen,
ging bei den buchhändlerischen Verhält-
nissen in ihrer Heimat nicht so bald in Er>
füllung, und sie selbst, wie sie in einem
Briefe bedauert, war ,zu arm, um die
Gedichte auf eigene Kosten herausgeben
zu können". «Ich habe sie geschrieben
für mein Volk. Ich that meine Schul-
digkeit und bin nicht schuld daran",
fügte sie selbstbewußt hinzu, „wenn mein
Volk die Herausgabe nicht übernimmt",
später sollte ihr Wunsch doch in Gr
füllung gehen, indem die edle Fürstin
von Serbien, Julie O b r e n o v i c.
: geborene Gräfin Hunyady . für die
Herausgabe zweier Bandchen Iieder
sorgte und der Dichterin zugleich ein
kostbares Andenken verehrte. Auch ein
Tagebuch Mit izas erschien durch die
Huld der kunstsinnigen Fürstin im
Druck; ferner „Der serbische Kranz.
Ein Gedicht dem deutschen Dichter 3ud-
wig August Frankl von der Serbin
Mil iza Stojadinovics gewidmet".
In der Folge kam sie noch ein Mal
nach Wien, wo die großstädtische
Bewegung und Pracht ihr empfäng-
liches .Gemüth lebhaft erregten. Aber
bald riß in ihrem Familienleben die
Trauer ein: ihre Mutter, an der sie mit der zärtlichsten Liebe hing, starb,
nicht lange danach ihr Vater, den sie
bis zu seiner letzten Stunde pflegte.
Eine jüngere Schwester heiratete. Die
Brüder, einer von ihnen Professor,
waren in der Ferne, und so verein»
samte M i l i z a , die für das Leben
mit den besten geistigen und körperlichen
Gaben begnadete, und versank, gleich»
zeitig von Nahrungssorgen gedrückt, in
tiefe Verstimmung. Ihre wärmste Freun«
din. die bereits genannte Wilhelmine
Karadsch i t sch . gegenwartig ver«
witwete Wukoranowitsch, sah sie
vor drei Jahren in Belgrad wieder:
die einst schöne Gestalt abgezehrt, die
Wangen eingefallen, der Glanz ihres
Auges erloschen. In ein dunkles Ge>
wand gehüllt, blickte sie sprachlos die
Freundin an, als ob sie nie sie gekannt
hätte. Ihre Freunde in Wien. darunter
3. A. Frankl , der eine Reihe höchst
interessanter charakteristischer Briefe von
ihr besitzt, wissen nicht, ob sie noch lebt.
Cin Paul Monko Stojadinovich. viel.
leicht der Vater oder doch ein naher Ver»
wandter obiger Dichterin, veröffentlichte zu
Ende des vorigen Jahrhunderts nachstehende
Schrift: „Illyrisch deutsche Gespräche für
Diejenigen, so diese Sprache lernen wollen,
zur Erleichterung und zum Vergnügen
u. s. w." (Wien 5793. 19! S.. »".). Der Titel
dieses Buches ist auch in serbischer Sprache
mitgetheilt. ^Paul Joseph säfar lk 's Ge«
schichte der südslavischen Literatur. Aus dessen
handschriftlichem Nachlasse herausgegeben von
Joseph I i r e äek (Prag l«65. Friedrich
Tempsty, so.) I I I . Das serbische Schrift,
thum. S. 326, Nr. l l7 u. S. 376, Nr. 366j.
Ende des neunnnddreistigsten Bandes.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon