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Stroßmayer 89 Stroßmcmer
gebender Stelle nicht unbeachtet geblie«
ben, und konnte er auch daS gesuchte
Lehramt nicht erlangen, so wurde er
doch als Vice-Director und Spiritual
deS AugustineumS, wo seine Tüchtigkeit
und sein Eifer noch in lebhafter Erin-
nerung standen, nach Wien berufen und
am 27. August 1847 zum Hofcaplan
ernannt. I n dieser Stellung hielt er
Vorträge über daS Kirchenrecht, wurde
auch Mitglied der theologischen Facul«
tat an der Wiener Hochschule. Prü-
fungS. Commifsär bei den Rigorosen
und betheiligte sich nicht selten an den
Doetor'Disputationen, wo er nament»
lich durch seine ungewöhnliche Beredtsam-
keil und das elegante Latein, welches er
sprach, Aufmerksamkeit erregte. Die
Ereignisse des Jahres 1848 fanden ihn
in Wien. Als es galt, Partei zu neh-
men, zögerte er nicht einen Augenblick
in seinem Entschluß. Schon als Pro»
fefsor zu Diakovar stand er zu seinen
Landsleuten, den Kroaten und trat den
magyarischen Anmaßungen und Berge»
waltigungen entschieden entgegen. I n
Wien hielt er zur slavischen, zunächst
croatischen Partei, welche sich damals
im vollen Gegensatze zu den Deutschen
und Magyaren befand, er pflog inni-
gen Verkehr mit dem Ban I e l a ö i ä
>M. X, S. 140), dem croatischen Mi-
nister Franz Baron K u l m e r ^Band
XI I I , Seite 361, Nr. 3). mit Metell
O z e g o v i 6 ^Band XXI , S. 141)
und anderen slavischen und croatischen
Stimmführern jener Tage, wurde in
die Absichten und politischen Tendenzen
seiner Landsleute vollkommen eingeweiht
und betheiligte sich überhaupt an dem
regen politischen Leben mit allem Eifer
und voller Hingebung für die Interessen
seiner slavischen Brüder. So wurden
sein Name, seine Kenntnisse und Fähig- keilen immer mehr und mehr bekannt
und gewürdigt, und so geschah es denn,
daß, als im Jahre 1849 der Bischof
von Diakovar Joseph K u k o v i <5 we>
gen Krankheit und Altersschwache mit
Bewilligung des apostolischen Stuhles
seine Würde niederlegte, am 13. Novem»
ber d. I . die Wahl S t roßmayer 'S
zum Bischöfe von Bosnien, oder Diako«
var und Syrmien erfolgte. Ein 34jah-
riger Bischof, wenn nicht von fürstlichem
Gcblüte. war in jenen Tagen eine Sel«
tenheit. Am 20. Mai 1880 wurde er
präconisirt, am 8. September von dem
damaligen apostolischen Nuntius in
Wien und späteren Cardinal V i a l e
P r e l a zum Bischof geweiht und als
solcher am 27. September <830 von
seiner Vaterstadt Esseg auf daS feier«
lichste empfangen. Am folgenden Tage
hielt der jugendliche Kirchenfürst den
Einzug in seine Residenz Diakovar, in
welcher am 29. d. M. seine Inthroni»
sation als Bischof der kanonisch-verem«
ten Diöcesen Bosnien und Syrmien
stattfand. Seine Stellung war eine
ebenso schwierige als wichtige, schwie»
rig fowohl durch die Berührung zwi«
scken den römisch-katholischen und grie»
chisch nicht unirten Glaubensgenossen,
als namentlich dadurch, daß bei einer
intellectuel noch nicht fortgeschrittenen
Nation die kirchlichen Zustände von den
politischen nur selten stch scheiden lassen.
I n den Jahren der nun hereinbrechen»
den Reaction, in welchen alle Partei«
leidenschaften schweigen mußten und die
durch die vorangegangeneu Kämpfe und
diesen auf dem Fuße folgenden AuS«
nahmsgerichte erschöpften gedemüthig.
ten Volker erst nach und nach wieder
zur Besinnung kamen, trug S t r o ß«
maye r's Popularität, Toleranz, kirch-
liche und politische Umsicht ganz beson«
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon