Page - 119 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
Image of the Page - 119 -
Text of the Page - 119 -
Stubenberg (Genealogie) 119 Stubenberg (Genealogie)
grasen Wol fgang Friedrich in Daun,
mit den Häusern Nassau, Hanau, Ho»
henlohe, So lms u . a . verschwägert
wurde. Der eben angedeutete urkundlich ver>
gewährte genealogische und historische Besitz
gestattet also dem Geschlecht d e r S t u b e n .
berg die Concurrenz mit den erlauchtesten und
berühmtesten Adelshäusern Deutschlands, sie
sind bei diesen Verhältnissen in der Lage, das
ihnen von der Schmeichlerzunft Aufgedrun
gene zurückzuweisen, da eben das, was sie
geschichtlich besitzen, hinreicht, ungewöhnlich
hohe Ansprüche zu erdeben. Die deigegebenen
Stammtafeln sind bis zum 16. Jahrhundert
durchaus nur auf Urkunden gebaut, vom
!6. Jahrhundert an wurden die Familien
schriften benutzt, und nur, wo diese sich
lückenhaft zeigten, wie namentlich bei der
N u r m berger Linie, mußten die wegen
ihrer Richtigkeit in Betreff dieser Ztit weniger
anfechtbaren Hübner'schen Tabellen und
andere genealogische Behelfe, allerdings mit
Vorsicht, benutzt werden. — Bezeichnend ist
die Charakteristik dieses Geschlechtes, wie
Hormayr sie gibt. wenn er schreibt: „Die
Stubenberge, ein Haus, erlaucht, gleich
den meisten Regentenstämmen, in uralter
Freiheit, in Dynastenwürde, eine vollstan»
dige Schicksalötragödie in verschiedenen ver«
hängnihvollen Acten, hart bedroht unter
Ottokar wegen Verdachtes der Empörung;
in offenem Aufruhr gegen Albrecht und
seinen Minister Heinrich, Ädt zu Aomont;
in bedenklicher Verbindung mit dem neuen
Kaiserhause 3 urein bürg gegen Friedrich
den Schönen (?); an den Gewaltthaten deß
gereizten Helden Andreas Baumkircher
als Freundrs und Verwandten^ wohl nicht
schuldiger als der allein bestrafte Rudolph
von Warth am Morde Kaiser Albrechts;
unter Ferdinand I I . zum Theile bis nach
Sachsen und ins ferne Rußland vertrieben,
wegen Anhänglichkeit an die neue Lehre und
an den Winterkönig Churfürst Friedrich
von der Pfalz". Und wahrlich, wenn wir die
Geschichte dieses Hauses im großen Umrisse
überschauen, gewahren wir in der Zeit der
Vlütde des Geschlechtes, d. i. im l3. bis
iä. Jahrhunderte, eine Ritterlichkeit, ein
energisches, manchmal die Grenzen der Klug<
heit überspringendes Bewußtsein seiner auf
weiten Landbesitz fußenden Kraft, wie solches
in Steiermark mehrere Generationen hin.
durch nur noch bei den Wi ld o n e r n. siech«
ensteinern und Ci l l ie rn , in Kärnthen allein bei den Auffen steinern zu Tage
tritt. Die Stubenberg, deren gewöhn»
licher Vorname Wül f ing an den „Ring
der Nibelungen" mahnt, haben die ihnen
vom Schicksal zugetheilten Gaben nicht ein-
fach nach alltäglichem gemeinen Begriffe
genossen. Sie wußten durch dieselben ihre
Macht über den gewöhnlichen Haufen unter
und neben ihnen mit Nachdruck zu behaup»
ten. Durch die mit dem Nnbruche der neuen
Zeit sich erweiternde landesfürstliche Macht
vollzog sich eine bedeutende Wandlung m der
Stellung des Aorls, und in Erkenntniß dessen,
sowie in Erinnerung an die schweren Ver«
luste, welche Hans von Stubenberg als
Verbündeter B a u m k i r ch e r's erlitten
hatte, mahnten die Väter dieses Hauses aus
eigenem Antriebe ihre Söhne, dem Landes»
Herrn in unverbrüchlicher Ergebenheit zu
dienen. Aber noch eimnal ergriff gewaltige
Aufregung nickt nur die Stubenberg,
sondern auch andere Edle ihreö Heimat«
landes, zur Zeit der Gegenreformation Fer-
dinands I I . An bewaffneten Widerstano
konnten sie klugerweise nicht denken, doch ihr
unbeugsamer biederer Charakter verläugnete
sich auch in dieser Lage nicht. Vermochten sie
sich gleichwohl der mißliebigen Glaubens«
oroonnanzen im Heimatlande nicht zu er»
wehren, so verließen ihrer viele doch lieber
den Boden, den die Väter im Kampfe für
ihre gute Meinung oft genug mit ihrem
Blute gedüngt. Und gerade von den Aus»
Wanderern sind manche achtenswerthe Spuren
der geistigen Richtung ihres Schaffens zu
verzeichnen, wir erinnern beispielsweise nur
an Johann Wilhelm ^S. 132. Nr. 25).
Auch bieten Belege eineS milden und frei«
gebigen Waltens in diesem Geschlechte zahl'
reiche Urkunden über fromme oder sonst
wohlthätige Stiftungen. Fragen wir nun
nach Brief und Siegel ihres Herkommens,
ihreS Adels, so haben wir es wieder mit einem
seltenen Ausnahmsfalle zu thun. Sie ver»
mögen nichtS dergleichen aufzuweisen, und doch
steht ihre Sache so, als ob sie vollgiltige
Belege über und über hätten. Zu den Zeiten,
als oie S tub enb erg und Kapfenberg
gebietende Edle, als sie Dynasten wurden,
gab es keine Briefe, wrlche gerade dies, und
zwar unmittelbar bestätigt hätten. Wir müssen
uns daher mit indirecten Beweisen idrer
ausgezeichneten Herkunft begnügen, oeren
aber sind in guter Anzahl in den ältesten
Urkunden deS Landes über die wichtigsten
back to the
book Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Streeruwitz-Suszncki, Volume 40"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon