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Stubenberg (Sagen) 143 Stubcnberg (Sagen)
Reinischmühle nächst Schloß Wagna bei
Leibnitz, in der Deutsch «Ordenskirche zu
Friesach in Kärnthen, und an dem Hause
Nr. 6 (einst 107) in der Stempfergasse zu
Graz war im Jahre 1787 ein solcher vor«
Handen Mayer 's Steiermärkische Alter,
thümer »788. S V9). Mit dem Wappen
der S t u b e n d er ss sind bezeichnet die Kir»
chen St. Aegid in Graz, St. Oswald und
St. Martin in Kapfenber«, St. Kathrein
in der Laming. Allerheiligen im Mürzthale,
St. Ulrich in der Stainz und St. Ruprecht
nächst Gutenhaag in den Windischdüheln.
I I I . Sagen, das Haus Stubenberg betreffend.
Schon in der genealogischen Ueberficht wurde
erwähnt, daß der Ursprung mehrerer Adels»
familien in Zeiten versetzt wild. auS welchen
urkundliche Nachweise nie beizubringen sind.
So sollen die Ahnherren der Montmo»
rency, D a l b e r g , Auersperg und
Stubenberg der Kreuzigung Christi bei'
gewohnt haben. Bezüglich der Letzteren
meldet die Sage, der Ahnherr dieseS Geschlech»
tes sei Hauptmann des Executions«Com«
mandos bei der Kreuzigung Christi gewesen
und habe in dieser seiner Eigenschaft dem
Todesopfer durch Lüftung des Helmes seine
ganz besondere Hochachtung bezeigen wollen.
Christus aber habe dem Hauptmanne ruhig
erwidert: „Behalten sie nur auf, Herr Vetter".
Das Groteske dieser Sage ergänzend, berich,
ten wir noch, daß eine Dalberg, so oft sie
zur Kirche fuhr. dem Kutscher den Auftrag
gab: „Zu meiner Cousine, der lieben Frau"
(zur Liebfrauenkirche zu Worms). Aehnlich
lautet diese Sage bezüglich der Montmo«
rency und AuerSpe rg. Aus solchem Wahn»
sinn aristokratischen Dünkels läßt sich denn
doch gar Manches erklären, waß sonst kaum
glaublich erscheint. — Mit Anspielung auf die
Kreuzigungsqeschichte wird auch erzählt:
„ Im Scblosse zu Sichtenberg in Oesterreich
sei vor Zeiten ein in hebräischer Sprache
auf eine Baumrinde geschriebener Brief auf»
bewahrt worden, dessen Inhalt nach einer
alten. Copie Folgendes besagt habe: „Mein
Freund, dies wirst du wissen, daß dieser
Tage zu Jerusalem einer ist gekreuzigt wor.
den, welchen sie vor den Messiam oder doch
einen großen Propheten halten". Die Unter-
schrift: „Smoel Stubenberg". Leider erfahren
wir nicht, an wen dieser bereits mit Vor«
und Geschlechtsnamen ausgestattete Brief
gerichtet wurde, dessen Uebersrtzung aus dem l 16. Jahrhundert Herrübren dürfte und welcher
den Stubenberg die etwas zweifelhafte
Ehre aufhalst, jüdischen Ursprungs zu sein
Und daß diese Ansicht von dem Alter des
Geschlechtes der Stubenberg noch immer
nicht geschwunden, sollte Hauptmann von
Beckh'Widmanstetter erfahren, als er
eines Tages auf einer Fußwanderung zu den
Ruinen der Veste Wachseneck kam, wo er
sich nor dem Hause des Müllers, eines stein»
alten Mannes, mit diesem in ein Gespräch
über die Vergangenheit der Burg einließ und
der Greis bemerkte: „Ja die stand schon
zur Zeit der Kreuzigung unseres Herrn Jesu
Christi, denn Pontius Pilatus hat an den
Ritter da droben einen Brief geschrieben, in
dem er sagt, daß sie jüngst verwichen in
Jerusalem ein' aroßm Missethäter gekreuzigt
haben, der das Volk verführt hat. Die Herren
in Gcatz, die haben den Brief". So sagte
der nlte Müller in einem Territorium, in
welchem gar oft die Sporen der S tuben»
derg klirrten. — Die chronoloaisäi nächst«
folgende Sage ist jene. in welcher - W ü l>
f i n g von S t u b e n b e r g, seine Braut
Agnes von Habsbura und sein Neben-
buhler Rüdiger von Chuenring han,
delnd auftreten; sie wurde schon in der genea»
logischen Umschau gewürdigt. Es ist aber
hier am Orte. die Annahme, nach welcher
die Stubenberg seit jener mit Hinder»
nissen verbundenen Vermälung den Zopf der
Ahnfrau eingeflochten in den Ring des Ankers
im Wappen führen sollen, durch den Ein»
wand zu entkräften, daß der Zopf in Ver»
bindung nnt dem Anker erst uom 15. Jahr»
Hunderte an auf Siegeln bemerkt wird. —
Eine andere Sage beschäftigt sich mit der
Ausdehnung der von dem Vöhmenkönige
Ottokar um 1268 geschleiften Stammburg
der Stubenbrrg gleichen Namens, welche
so geräumig und zugleich so belebt gewesen,
daß die ganze Besahung nicht zu gleicher
Zeit in der Kirche Platz finden tonnte.— Die
Sage vom Schatze der Stub eno er g lautet,
wie folgt: „Ulrichs von Stubenberg
Unterthan Georg Gersgrub er (oder Geß«
gluber). wohnhaft zu Gsch^id, brach am
19. December 1314 vor Tagesgrauen auf, um
jenseits des Schöckel sein ausstehendes Geld
einzufordern. Wie er so in der Dunkelheit
dahinging, durchdrang dieselbe plötzlich ein
feuriger Glanz, welcher die Gestalt eineS
lichtäugigen Knaben umfloß, der ibm mit dem
Vorwurfe entgegentrat, warum er um weniges
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon