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Stubenrauch) Moriz Stubenrauch) Moriz
er mit seinem Collegen Heyßler au
Antrag der fünften Iuristen«Compagni
aus der akademischen Legion, zu welche
er seit den Märztagen zahlte, gestoßen
ja noch mehr, um die groteske Situation
vollends klar zu machen, erklärte der be«
rüchtigte Moriz Mahler in einem an
Hafner's „Konstitution" gerichteten
Artikel ^Nummer vom 3. IunH, welche
durch einen Aufsatz über die Haltung ,de'
Wiener Blatter anlaßlich der Mai-Ereig>
nifse hervorgerufen worden war, daß es
die größte Beleidigung, ja geradezu ein
Injurie fti, die man ihm als einem
Manne von Ehre angethan, wenn man
ihn einem Ebersberg. S e y f r i e d
Heyß le r . Stubenrauch. Hock.
Bäuerle und Consorten an die Seite
gestellt. (!) Am letzten Juni 1848. nachdem
Stuben rauch etwas über drei Mo«
uate diesen Wirrwar mitgemacht, trat er
zugleich mit Heyßler von der Redac»
tion zurück, mit welcher sowohl er als
sein College, und möge man die Sache
noch so kühl und noch so unbefangen
betrachten, blutwenig Ehre eingelegt
hatte. Wir haben nun in Vorstehendem
eine ausführliche Darstellung der weit
ausgreifenden, mannigfaltigen, ja auf»
reibenden Thätigkeit dieses Mannes ge>
geben, der bis zu dem Momente, als die
Kunde von seinem Ende ins Publicum
drang, sich in allen Kreisen der Haupt»
stadt großer Achtung und nicht geringer
Beliebtheit erfreut hatte. Es war daher
natürlich, daß sich Schreck und Beftür»
zung der Wiener gebildeten Gesellschaft
bemächtigte, als sie am l. September
1863 Morgens die Nachricht überraschte,
daS Ehepaar Stubenrauch habe sich
in der Villa Rath in Ober-St. Veit,
wo es den Sommer über wohnte, durch
Cyankali den Tod gegeben. Als Ursache
der gräßlichen Hhat wurde bald eine nicht unbedeutende Geldveruntreuung ange«
führt. I n Geldverlegenheit, in welche
sich Stubenrauch namentlich durch
die Schulden eines ungerathenen Sohnes
verwickelt hatte, suchte er sich durch die
seiner Verwahrung anvertraute Cafse
des ersten österreichischen Hilfs« und
Sparvereins zu retten. Als dann der
Augenblick nahte, in welchem das Fehlen
des Geldes entdeckt werden mußte, offen,
barte er seine Nothlage dem Bürger«
meister. Nun war wohl Alles auf Hilfe
bedacht, es kam auch durch großmüthige
Spenden die Summe von 28.000 fi..
welche im Sparvereine fehlte, zusammen;
docd bald sah Stubenrauch. daß
wohl das fehlende Geld erseht, aber
seine Ehre unwiederbringlich vernichtet
sei. und unvermögend, so weiter zu leben,
faßte er mit seiner heroischen Gattin den
Entschluß, ihrem Leben selbst ein Ende
zu machen. Die unten angeführten
Quellen geben genauen Bericht über
den ganzen Sachverhalt dieser traurigen
Angelegenheit. DaS erste Wiener Blatt,
die „Neue freie Presse", begleitet die
Nachrickt der That deS Unglücklichen mit
folgenden bezeichnenden Worten: „Neber»
blickt man St üben rauch's vielver«
schlungene Laufbahn und die großen
Anstrengungen, welche er sick in Trfül«
lung seiner Pflichten als öffentlicher
Lehrer, als Staatsbeamter, als Rath
einer Vaterstadt, als Vorsteher und Mit.
glied zahlreicher Vereine, als Schrift«
steller, sowie als Gründer. Redacteur
und Mitarbeiter von Journalen und
periodischen Schriften durch eine so lange
Reihe von Jahren mit unendlicher Hin»
gebung unterzogen, so wird man von
>em doppelt schmerzlichen Gefühle er»
riffen, daß ein solcher Mann, der zu so
hrenvoller nach den weitesten Kreisen
usgreifender Wirksamkeit berufen und
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon