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der Oberfläche schwimenden Ansichten
und Grundsätze der Neueren entrangen
ihm ein Lächeln des Mitleids und der
Wehmuth, doch wenn sie gegen die
Kirche zielten, der er mit ganzer Seele
lebte, erfüllten sie ihn mir Ingrimm.
Ereignisse von außen griffen tief in seine
Seele, so der Tod zweier Söhne seines
langjährigen Freundes H a r t m a n n.
deren einer als Iägerofficier an der
Spitze seiner Truppen vor Custozza den
Heldentod fand, wahrend der andere in
den Kämpfen bei Köniagrätz sein blü»
hendeS Leben geopfert zu haoen scheint,
denn er gehörte zur zahlreichen Schaar
der „Vermißten" jenes schrecklichen
TageS, an dem sich Männer eines
Volkes brudermördensch gegenüber ftan»
den. Die oberhirtliche und sonstige Tha»
tigkeit des Prälaten wurde im Uebrigen
nur von Zeit zu Zeit durch Reisen unter»
brocken, die er meist in seine Heimat
Vorarlberg unternahm; auch fuhr er
nach Prag, als daselbst die Tockter seines
Freundes Har t mann als Nonne ein«
gekleidet wurde (1869), und wieder ein«
mal zog er tiefer in die Schweiz, nach
Ragacz, Einsiedeln u. s. w. Mit den
wissenschaftlichen Arbeiten ging es nun«
mehr auch sehr langsam vorwärts; die
Last der Jahre machte sich immer fühl-
barer, und die Schwäche der Augen ge»
stattete ihm nicht mehr zu schreiben.
Auch nahmen die Geschäfte im Stifte ihn
stark in Anspruch. Der große Pfarrhof
von Feldkirchen, welcher 1864 abge-
brannt, und Kirche und Pfarrhof von
Oberthalheim, die 1866 gleichem Loose
anheimgefallen warm, mußten wieder
aufgebaut werden; Ro^au hatte neue
Oekonomiegebäude, Grünbach ein neues
Pfarrhaus nöthig. Ueberdies fanden
unter Iodocus Umbauten und Adap«
tirungen in den Pfarihöfen zu Wallern, St.Marienkirchen St. Martin. St. Peter,
Ansfelden, Niedcrrono, Attnang. Ried,
KattSdorf. Goldwörth u. s. w.. ebenso
in den Kirchen zu Ansfelden, Attnang,
Ried und anderer Orte statt. Zu
St. Florian selbst wurden verschiedene
größere Oekonomiebauten vorgenommen,
und für die Herstellung der Stiftskirche
in einer ihrer würdigen Pracht that der
Prälat sehr viel. Schulz vollendete ein
neues Altarblalt, das Presbyterium
wurde nach einer Zeichnung von Kupel-
w i e s e r ausgemalt, die Mariencapelle
mit Werken der Bildhauerkunst auf daS
reichste ausgestattet; Kirchengerathe,
darunter mehrere kostbare Kelche, und
mehr oder minder reiche Paramente bei-
geschafft. Die Bibliothek, die Gemälde-
und Schnitzwerksammlung wurden, erstere
reich, die beiden letzteren um manches
kostbare Werk vermehrt. Unter Stü l -
zens Propstzeit fand zur Leitung des
Pfründnerhauses die (Anführung der
Schwestern vom heiligen Kreuz, ferner
die Gründung einer Kinderbewahr-
anstalt und einer Mädchenarbeitsschule
(1869) statt. Sckon ging eS an die Vor»
bereitungen zur Feier des achthundert-
jährigen Bestehens des Stiftes, und mit
großem Interesse betheiligle sich der
Prälat an allem dazu Erforderlichen
und harrte, als die Feier stattfand, bis
zu ihrem Ende muthig und ungebeugt
aus. Nachdem ?r noch eine kleine Stif»
tung zur Verbesserung der Pfarre' in
Bezau, seinem Geburtsorte, gemalt,
schritt er an die Ausführung eines
größeren Unternehmens, an den Aufbau
einer neuen Orgel in der Stiftskirche, zu
welchem der berühmte Orgelbauer Mat>
thäus Ma u räch er aus Salzburg aus»
erkoren wurde. Dieses Werk sollte im
Jahre 1874 feclig sein, in welchem man
am 22. August die Secundiz des Prä>
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon