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Süß, Vincenz Maria 288 Sü^ Vincenz Maria
Korn, bieder und geradfinnig, willens«
«kräftig und ausdauernd, dabei gefällig
und bescheiden im Umgänge, ein Freund
der Höflichkeit oft bis zum Uebermaß.
Das Feuer, das ihn durchglühte, hielt er
in der Regel selbstbeherrschend hinter
gemessenen Formen und kargen Worten
zurück' nur wenn er seinen Mann wohl
kannte, ließ er jenem freien Lauf, und
wenn etwa Wichtiges für Salzburg
oder gar für sein Museum im Spiele
war, brach es ihm wohl auch wider
Willen durch. Hier war der Punkt, wo
der freundliche Mann selbst herb und
heftig werden konnte. Hier sah er viel»
leicht, zumal unter dem Einflüsse des
Alterns und zunehmender Kränklichkeit,
manchmal Gefahren und Nothwehr, die
ein Dritter nicht erblicken konnte. Er
hütete eben sein Museum wie die Henne
ihr Küchlein, und man mußte diese treue
Hut allein schon ehren, selbst wenn man
die Verdienste des Gründers hätte
vergessen können. Er wollte immerfort
seiner geliebten Schöpfung Al les sein,
auch dann noch, als sie ihm sozusagen
über den Kopf gewachsen war. Hätte er
mit seinem Geschicke und auf diesem
Felde einer von Jahr zu Jahr steigenden
Nachfrage persönliche Interessen ver-
folgt — und er hätte eS gar oft thun
können ohne irgend welche Pflicht.
Verletzung; — er wäre zuverlässig als
vermöglicher, vielleicht reicher Mann ge>
storben". — Director Süß starb in
Folge eines organischen Herzleidens nach
langer schmerzlicher Krankheit Vermögens«
los. Er hinterließ eine trauernde Witwe,
das einzige Töchterlein seiner Ehe war
ihm schon 1847 im ersten Lebensjahre
gestorben. Er ruht aufdem St. Sebastian-
friedhofe zu Salzburg in der Kreuzgang,
gcuft Nr. 10, die er am 18. Oct. 1847 für
sich und seine Verwandtschaft bis zum vierten Grade erwarb. Im Vorstehenden
wurde die Lebensskizze des Gründers des
Salzburger Museums gegeben. Nach
seinem Tode gingen mit der von ihm be»
werkstelligten Aufstellung der Sammlun«
gen Aenderungen nach einem neuen
Princip vor. Derselben wurde in der
Lebensskizze ihres gegenwärtigen Leiters
Iost Sch i f fmann ^Band XXIX,
S. 296 j^ gedacht. Nun, irren ist mensch,
lich, auf seinem Irrthum beharren sünd»
haft. Und so will denn Verfasser dieses
Lexikons gern bekennen, daß er über Ein»
richtung von Museen nichts versteht und
daß er seine dort mitgetheilte Darstel-
lung bestochen durch die, er möchte
fast sagen, originelle Aufstellung ge>
schrieben. Die doch einzig zu berücksich«
tigende instructive Seite der Museen
hatte er, ganz außer Ackt gelassen, und
umsomehr muß er alle Jene, welche sich
um den Zustand der Provinzial-Museen
in Oesterreich überhaupt, und um jenen
deö Salzburger Carolino - Augusteum
besonders interessiren, auf den lesenS.
werthen Artikel in der (Augsburger)
„Allgemeinen Zeitung" 1879, Beilage
Nr. 313 und 316: „Die Provinzial-
Museen in Oesterreich" verweisen, worin
die gegenwärtige Aufstellung des Salz»
burger Museums eine Beurtheilung er»
fährt, die im grellen Gegensatze steht
zu Ansichten, welche bisher über diese
Aufstellung laut geworden. Und inftruc»
tive, dem heutigen Stande der Alter«
thumsforschung entsprechende Auffiel«
lung der in den Museen befindlichen
alterthümlichen Kunst» und anderen
Objecte ist nicht nur ohne Frage
jeder anderen die bloße Augenlust be-
zweckenden vorzuziehen, sondern als die
einzig richtige und wissenschaftlich berech»
tigte auch durchzuführen.
Steinhauser (Adolph), Maria Vinceuz
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon