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Sulkowski) Alexander Joseph Fftl) Sulkawski) Alexander Joseph
fürstlichen Glanz durch unfürstliche Verbreche
getrübt. — Unter den Sprossen deS HauseS,
dessen Geschichte von einem namhaften Ro
mandichter der Gegenwart zum Vorwurf eine
gröberen Romans gewählt worden, kommen
woh! manche interessante Gestalten vor, wi
denn dies aus den unten folgenden Skizzen
einzelner Familienglieder erhellt. Writau
die interessanteste Persönlichkeit erscheint abei
nicht auf der Stammtafel, wo sie neben dem
Fürsten Alexander Joseph ihren Pla
einnehmen würde, es ist dessen Halbbruder
Joseph, der natürliche Sohn seines Vater,
Franz de Pau la , eine edle ritterlich
Gestalt, welche sowohl durch ihre Geschicki
als durch ihre Vaterlandsliebe unsere Sym
pathien völlig gefangen nimmt und uns das
Bedauern entlockt, daß wir diesem S u l<
kowski nicht auch auf der Stammtafel
eine Stelle einräumen können, die ihm
wahrlich mehr aeoührt, als manchem seiner
Nachkommen. — Wir erwähnten oben, daß
die Geschichte des Hauses Su lkowsk i
Stoff geboten zu romantischer Gestaltung;
dem ist auch so: der bekannte Romandichter
Mar Ring veröffentlichte in den Sechziger
Jahren in der „Neuen Freien Presse" eine
längere Arbeit, betitelt: „Tin verlorenes (
schlecht", die in sehr romanhafter Gestaltung
die Geschichte des Fürstenhauses behandelt;
aber auch die alle Geschichte verballhornende
Frau Luise Mühtbach soll sich den wirk-
samen Stoff, den die Ereignisse in diesem
Hause bieten, nicht haben entgehen lassen,
um darauS eines ihrer Ragouts für Leih«
bibliotheken zusammenzuhätseln. ^L ede b ur's
Archiv. Bd. V (1841), S. 97 u. f.:
„Geschichtliche Nachrichten von dem Ge»
schlechte Sulkoweki". Von S t i l l f r i ed . —
toui. V"/ , v. 99 smit mancherlei Irrthü«
mern: 3. Spalte. Zeile 8: „Witwe" statt
„Witwer"; Zeile 29: „Gräsin Eoa Sticka".
statt „Kicka".)
I I . Einige denkwürdige Sprossen des Hauses
Sulkoweki. t Alexander Joseph (geb.
45. März 1695. gest. 22. Mai 1762). Der
erste Fürst dieses Geschlechtes und der
eigentliche Begründer der materiellen Größe
desselben. In seiner Jugend war er Page
bei dem sächsischen Kurprinzen August,
nachmaligem Könige August I I I . Nachdem
er den Kurprinzen quf Reisen begleite: hatte,
wurde er zum Kammerjunker, Jäger» und Haushofmeister desselben ernannt. Im Jahre
1732 erhob ihn König August I I . zum
Ober«Iägermeifter des GroßherzogthumS 3i»
thauen, zum Director der Parforcejagd .und
zum Obersten seines Leibregiments. Nach
König Augu'sts I I . Tode wurde er unter
dessen Nachfolger Ober<Kammerherr, Ober-
Stallmeister, General der Infanterie und
endlich geheimer Cabinetsminister. Er stand
in hoher Gunst bei seinem Monarchen, dem
er auch wie Potemkin der Kaiserin Ka»
thar ina zu huldigen nicht verschmähte. So
hatte der König, der seinen Günstling auf
dessen an der schlesischen Grenze gelegenem
Schlosse Reuße (Reisen) öfter mit seinem
Besuche zu beehren liebte, sich eines Winter-
tages zu einer Schlittenfahrt angesagt, war
jedoch an der Ausführung seines Vorhabens
verhindert worden. Auf seiner Reise von
Dresden nach Warschau, im Sommer des
nächsten Jahres, ließ er nun dem Fürsten
Sulkowsk i seinen Besuch ansagen, die
scherzhafte Aeußerung beifügend: „er wolle
bei ihm Schlitten fahren", und als er mit
aller nur denkbaren Pracht empfangen, bet
der Tafel lachend der Schlittenfahrt gedachte,
erwiderte der Günstling, „daß nach beendig«
ter Mahlzeit dieselbe vor sich gehen werde".
Wirklich wurde nach Schluß der Tafel ge-
meldet, daß die Schlitten vorgefahren seien.
Der König blickte zum Fenster hinaus und
sah den Schloßhof und die Heerstraße, so
weit das Auge reichte, mit Schnee bedeckt,
und vor dem Portale des Schlosses hielten
prächtige Schlitten. Und nun fuhr man
eine weite Strecke nicht auf Schnee, sondern
auf — gestoßenem Zucker, herbeige-
schafft von den beträchtlichen Zuckervorräthen
der Danziger Kaufleute zu dieser Schlitten,
fahrt, die, so widersinnig sie an sich ist.
jedenfalls einen sprechenden Beitrag zur Be«
leuchtung des Gebarens der hochgeborenen
Verschwender des 18. Jahrhunderts liefert.
Su lkowsk i wurde zu manchen wichtigen
Staatsgeschäfien beigezo^rn. Er befand sich
am 13. December 1733 bei dem König, als
dieser nach Oppeln kam, um uon der polni»
schen Krone Besitz zu ergreifen. Im Jahre
1735, als er bereits commandirender General
der sächsischen Armee war, übernahm er nach
der Rückkehr des Herzogs von Weißen-
fels aus Polen nach Sachsen da« Ober.
Commando in Polen und im Jahre 1737
jenes der Truppen, welche dem deutschen
Kaiser au6 Sachsen wider die Türken zuge»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon