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i) Joseph 302 Sulkowski) Joseph
geborene Gräsin Äilßi siehe die besondere
Nachricht ^S. 306. Nr. 7). über seine Nach«
tommenschaft die Stammtafel. — 3. Jo-
hann Nep. Fürst (geb. 23. Juni l?77
gest. 1834). Km Sohn des Fürsten Franz
de Paula aus dessen zweiter Ehe mit Iu<
dith Mar ia von Baza rd i 'Mombe l l
(n. A. Montbel l i ) . Gleich seinem früh
verblichenen älteren Bruder Fürsten Ale«
rander Joseph lsiehe den besonderen
Artikel S. 298) trat auch er in die kaiserlich
Armee. Als Hauptmann im Infanterie-Regi«
mente Fröhlich Nr. 28 quittirte er im Jahr«
<»02. Am 4. März <807 nahm er als Oberst
und Chef des 1. Huszaren« Regiments polni-
scher Truppen kaiserlich französische Dienste
ging aber am 3l). October 18i3 in de,
Schlacht bei Hanau zu den Alliirten über,
Am 22. April I8l2 succedirte er seinem Va<
ter Franz de Paula. Am 16. December
180<; hatte sich der Fürst Johann Nep.
mit louise Joseph« Varßara, geborenen Freiin
von l?arisch (geb. <7. März <?9l) vermalt,
welche ihren Gatten, dem sie zwei Söhne.
Ludwig Johann und Maximi l ian ,
geboren, überlebte. — 4. Joseph Sul<
kowSki (geb. 1774. gest. in Cairo 2l. Oc<
tober l?v8). Ein natürlicher Sohn des Fürsten
Franz de Pau la . Der Vater ließ ihm
eine sorgfältige Erziehung zutheil werden.
Besonders aber nahm sich der ältere Bruder
desselben, Fürst August Kasimir, des
Knaben an. der nicht gewöhnliche Talente
und großen Eifer in mathematischen Wissen»
ichaften und in Sprachen zeigte. In ersteren
hatte er den nachmaligen General Michael
Sokol inski zum Lehrer. Im Jahre 1789
trat er in die königlich polnische Armee. Als
im Mai l?9l die neue Verfassung gegeben
wurde, veröffentlichte der <7jährige Jüngling
die Flugschrift „OZtztQi Flos -nolnsFo ob?--
nztela«, d. i. Das letzte Wort des freien
Edelmanns, woiin er mit Begeisterung für
die Selbständigkeit des Landmanns und
Gleichheit aller Stände eintritt. I n dieser
Schrift ist der Jüngling, als solcher schon
erkennend, was seinem Vaterlande vor Allem
Notb thue, seinen Zeitgenossen weit voraus.
Im Felozuge 1792 focht er unter General
Zabiel lo tapfer gegen die Russen. Beider
Vertheidigung der Brücke über die Zelwia
im Gouvernement Grodno erkämpfte er sich
das Verdienstkreuz virtuti ruiMkri. Nach
dem Beitritte des Königs S tan i s laus
August zur Eonföderation von Targowice verließ er fein Vaterland und begab sich
nach Frankreich, in der Absicht, daselbst in
die Armee einzutreten. Aber der Wohlfahrts«
ausschuß. welcher an dem Grundsatze fest.
hielt, daß kein Fremder in dem französischen
Heere dienen könne, redete ihm dieses Vor.
haben aus. Doch wollte man aus Su l .
kowski's Talenten immerhin Nutzen ziehen,
und da er die Kenntniß der arabischen Sprache
besaß, schickte man ihn als Quargs ä'HTaii-ss
nach Constantinopel. Kaum dort angelangt,
erhielt er Kunde von dem Ausstände der
Polen unter Kosciuszko. Da hielt es ihn
nicht länger. Heimlich ergriff er die Flucht
und gelangte verkleidet durch die österreichi-
schen Länder in seine Heimat, wo eben nach
dem für die Republik unglücklichen Ausgange
der Schlacht von Macirsowice das von
Kosciuszko prophezeite Ende Polens sei«
nen Anfang nahm (neuester Zeit wird be-
stritten, daß der Ausspruch: I'wis I^olonias
von ihm herrühre). Nach Kosciuszko's
Gefangennahme kehrte er nach Frankreich
zurück, wo er zunächst einige Schriften er»
scheinen ließ, so über die letzte Erhebung
feines Vaterlandes, über die Zustände in
der Türkei. Da unter den veränderten poli«
tischen Verhältnissen seiner Einreihung in die
französische Armee nichts im Wege stand, trat
er als Capiiän in dieselbe und wurde zu
General Bonaparte, der damals in Ita>
lien stand, abgeschickt. Dieser lernte den
energischen und tenntnißreichen jungen Mann
balo schätzen und ernannte ihn zum Aoju.
tanten in seinem Stube. Als im Jahre
1796 die Expedition nach Egypten bemerk«
stelligt wurde, erhielt der des Arabischen
kundige S u l t o w s t i bei derselben seine
Eintheilung. Er schiffte sich in Toulon ein,
wohnte der Wegnahme Malta's bei. kämpfte
in der Schlackt bei den Pyramiden und bei
der Einnahme von Cairo. Ebenso gewandt
mit der Feder wie mit dem Schwerte, wurde
er bald dem in Cairo organisirten gelehrten
egyptischen Institute zugetheilt und zeigte
sich bei den historischen Funden desselben
vielfach thätig I n der Folge ward er von
Napoleon gegen die von dem rothen
Meere her anrückenden Mameluken zu Felde
geschickt. I n einem in der Nahe von Salah
stattqefundenen hartnäckigen Gefechte, in
welchem er mit bewunderungswürdiger Nra«
vour kämpfte, erhielt er acht Hieb» und
mehrere Schußwunden. In diesem Zustande
brachte man ihn nach Cairo. Noch war er
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon