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Sulkowslci) Ludwig Johann 303 Sulkowski, Ludwig Johann
nicht völlig hergestellt, als am 2l. October
1798 der Aufruhr daselbst auöbrach. Um die
aufständischen Massen zu beschwichtigen, trat
er dazwischen und wagte sich. wider Bona»
parte'S ausdrücklichen Vefehl, in die ent»
fernteren Stadttheile. Dort stellte sich ihm
ein Rebellenhaufe entgegen, sein Pferd erhielt
eine Wunde am Fuße, stürzte, er mit ihm,
und nun zerfleischte die entfesselte Meute des
blutrünstigen Pöbels den Kühnen, so daß
man später nichts weiter als ein Stück seiner
Montur fand. Er endete im Alter von erst
28 Jahren als Brigadechef, d. i. im Range
eines Obersten. Um das Andenken des Tapfe»
ren zu wahren, verlieh Bon aparte einer
der Schanzen Cairo's den Namen „Fort
Sulkowski". Als mehrele Jahre später Ge.
lleral Dem bin Ski Egypten besuchte, er«
richtete dieser an der Stelle, wo Su lkows t i
geendet, demselben ein Denkmal. Wie hoch unser
Held gehalten, wurde, beweisen am besten
die Worte Carnot 's in einer Sitzung des
Directoriums, in welcher man berieth, wer
im Falle des Todes Bonaparte 's das
Commando übernehmen werde. „Wenn wir",
sagte Carnot, „Bon aparte verlieren, so
haben wir in Su lkowsk i den fertigen
Feldherrn". Selbst Napo leon erkannte
ihm alle Eigenschaften eines großen Feld»
Herrn zu. Im Iadre l832 gab Hortensius
de St. Alb in Su lkowsr i ' s Biographie
und Schriften in französischer Sprache unter
dem Titel heraus: „Usnioiros Kistoria.us6,
politiynos ot inIlitalrsL sur IS5 rävolutlous
äs poloßns 1792, 4794; In, ea.MM3ns
H'ItzUo 1796, 1797; I'hxpsäitton äu ^-rol
ot los c»wi)asll6g ä'L37pto l?98, l799"
(Paris 1«32. ?l. Meömer, 8".). Eine polni.
scke Uebersehung dieses Merkes besorgte
Ludwig M i t kows t i und ließ sie mit S u l>
kowSki'S Bilonih 176^. bei I . K. Zu«
pau Ski in Posen erscheinen. — 5. Vudwig
Johann (geb. l4. März l8<4. gest. zu
Bielitz <«. Februar l«79). Der ältere Sohn
deS Fürsten Johann Nep. und Louise
Iosephinens, geborenen Freiin La r i s ch.
Fürst Ludwig vermalte sicb am 2. October
1815 mit Anna Elisabeth Franziska Narin,
geborenen Freiin von Dietrich, einer Tochter
jenes Dietr ich lBo. I I I . S 292j. welcher
sich uom sogenannten Großfuhrmanne zum
Millionär und Baron emporschwang. Im
Bewegungsjahre 1848 stellte sich der Fürst
an die Spitze der Birlitzer Aationalgarde.
mit welcher er dem seit 6. Octoder im offe» nen Aufruhr stehenden Wien zu Hilfe eilen
zu müssen glaubte, als Windischgrätz
mit seinen in Böhmen gesammelten Truppen
gegen die Residenz marschirte, um sie einzu»
schließen und zum Gehorsam gegen die Ge.
setze und seinen Kaiser zurückzuführen. In
der That kam er auch mit seiner Schaar
Mitte October in Napagedl an, wo erst
Tags zuvor eine Abtheilung des Windisch»
grätz'schen Almee.Oorps mit einem Stabs»
ofsicier eingetroffen war und die Eisenbahn
besetzt hatte. Mit seiner Sckaar von den
kaiserlichen Truppen in Empfang genommen,
entwaffnet und ueihaftet, erhielt er rin Zim<
mer in oem Gasthofe, in welchem Erzähler
dieses auf seiner Reise von Lemberg nach
Wien abstieg, weil auch ü?m von dem in
Napa^eol commanoirenden Stabsossicier die
Weiterfahrt nach der Hauptstadt nicht ge»
stattet wurde. Vor dem Zimmer res Fürsten
wurde eine Sckilowache aufgestellt. Als am
folgenden Morgen der Stabsossicier seinen
Arrestanten weiter befördern wollte, fand es
sich, daß sich derselbe in der Nacht durch das
Fenster geflüchtet hatte. Verkleidet als Heizer,
gelangte er aus Napagedl über die öster-
reichische Grenze nach Vreuben und von da
in die Schweiz. In der Nähe des Booensee'S
bei Rorschach lernte er die Tochter eines
Schweizer Bürgers, Maria Antoinette Ge m<
perle kennen, die ihn fesselte, und nachdem
seine erste Frau am l3. Februar 1833 ge»
storben war, warb er um sie. Die Eltern
hatten nichtS dagegen und so folgte sie ihm
mit deren Zustimmung nach Amerika, und
zwar zunächst nach St. Louis. Von dort
ging er später nach einem anderen Staat,
kaufte sich an, wurde Farmer und wirth«
schaftete dort bis zu Anbeginn der Sechziger-
Jahre, worauf er nach Europa zurückkehrte
und in Vielitz seinen bleibenden Aufenthalt
nahm. DeS Fürsten Betheiligung an der
Achtundvierziger» Revolution schließt nicht
aus, daß er ein guter Oesterreicher war, und
er bewies dieS im Jahre 18«6. als ein
preußischer General Graf St. mit einer Co
lonne nach Bielitz und Biala kam und der
von aller Mannschaft entblößten Stadt, die
sich sonst auch ganz ruhia verhalten hatte,
eine Arandschllhung von 60.000 fl. in Wech.
seln zahlbar in Eupen vom Hause S t e r.
n ik l auferlegte und nach Zerstörung der
Telegraphenleitung und einiger Locomotioen
auf dem Bahnhofe durch Sprenqung mit
Nitroglycerin nach Pleß zurückkehrte. Da»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon