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ki, Maximilian 308 Sulkowski, Maximilian
Schulden und da die Mutter, deren V
mögen er erben sollte, noch lebte und das
Ansinnen des SohneS, schon bei ihren Leb,
zeiten ihm die Güter abzutreten, entschieden
zurückwies, so entstand zwischen Beiden eine
Mißstimmung, welche im Herzen des Fürsten,
durch das wüste zügellose Leben gesteigert
sich, wie es allgemein verlautete, in lödt,
lichen Haß verwandelte. In der That soll
das Verhältniß zwischen Mutter und Sohn
einen Charakter angenommen haben, daß
gegen dessen getreue Schilderung die Feder
sich sträubt. Es war am 3. März l849,
bald nacv 9 Uhr Abends. Die damals auf
ihrem bei Myslowitz gelegenen Schlosse
lebende Fürstin Mutter wollte sich, da sie
etwas leidend sich fühlte, früher denn ge»
wödnlich zu Bett begeben. Da fiel in dem
Augenblicke, als ihr Gesellschaftöfräulein sie
zu entkleiden begann, ein Schuß dui'chs
Fenster ins Zimmer, und die Fürstin brach
zusammen. Sie war tödtlich getroffen worden.
Von der auf den Hilferuf ihres Mädchens
herbeieilenden Dienerschaft wieder zum Be<
wuhtsein gebracht, rief sie aus: „Das hat
mir mein Sohn Mar, gethan". Nun aber
war der Fürst gar nicht anwesend, sondern
befand sich bereits seit Monat Jänner in
Wien. Als man ihr dies in Erinnerung
brachte, bemerkte sie: „Ja, er hat es mir
gedroht". Eine Stunde nach dem Schusse
gab sie unter schmerzlichen Leiden ihren
Geist auf. Die Ltichensettion erwies, daß
zwei Spitzkugeln durch die Brust ein«
gedrungen und in der Wegend des Halses
herausgekommen, also die Verletzungen ab«
solut tödtlich waren. Wohl nahm diese ent«
setzliche That zunächst die ganze Thätigkeit
der Behörde in Anspruch, doch ungeachtet
der Worte der Sterbenden, die übrigens
nicht sehr bekannt wurden, schritt man gegen
den Sohn nicht ein, vielleicht weil di» poli«
tisch hochoewegte Zeit ein Vorgehen gegen
den in Wien Äesindlichen kaum durchführbar
erscheinen lieh. WaS nun den Sohn selbst
betrifft, so lebte dieser, wie gesagt, in Wien,
wo unter dem Wehen der Freiheitsluft alle
Ordnung und Gesetzlichkeit außer Rand und
'Band ging. Als dann am 6. October der
Aufstand mit aller Macht ausbrach, ver«
breitete sich desselben TageS die Nachricht,
Fürst S u l k o w s k i habe in der Nacht
Nl/2 ^br wit einem Iägerstuhen vor dem
Zeughause auf die Besaßung gefeuert und
er sei. getroffen von acht Kartätschen«
o.Wurzbach, bioar. Lerikon. XI^. sGedr. 20. kugeln, mit vielen Anderen todt auf
dem Platze geblieben. Dund er fügt diesem
Berichte hinzu.- „Der Fürst muh irrsinnig
gewesen sein". Die Aussage seines Arztes,
des Dr. MankowSki bringt über diesen
Vorgang Licht. «Der Genannte machte fol«
gende Angabe: „Der Fürst habe ihm einen
Tag vor seinem Ableben gestanden: „Sein
Gewissen lasse ibm keine Nuhe, es laste auf
ihm der Tod seiner Mutter, seiner ihm ange-
trcmten Frau, der Amerikanerin und noch
eines weiblichen Wesens — er nannte es
Auguste — welches durch ihn zur Selbst-
mörderin geworden". Nachdem Dr. Man»
kowski die Leiche des gefallenen Fürsten
agnoscirt und die Identität eidlich bekundet
hatte, gab er die Aeußerungen desselben
zeugeneidlich zu Protokoll. Nach diesem hatte
aber der Fürst den Tod gesucht und auch
gefunden. Was nun den Mord der Fürstin
und ihre Mörder betrifft, so stellten sich zu»
nächst alle Inzichten auf einen Eisenbahn»
ardeiter. früheren Sattler. Namens Karl
Obst, der jedoch von einem Dritten, einem
Hüttenmeister Joseph Franke, gegen eine
Summe von 2000 Thalern zum Morde ge-
dungen worden. Obst leugnete, die That
begangen zu haben, wurde abel dessenun»
geachtet in der Schwurgerichtsverhandlung
im December 1830 von den Geschworenen
als „schuldig" erkannt und zum Tode durch
das Nad verurtheilt. Aus Angst vor seiner
Hinrichtung erkrankte Obst so schwer, daß
er noch vor dem Erecutionstage starb. Vor
seinem Tod? abcr bat er noch um eine Ver»
nehmung, in welcher er wiederholt seine
Unschuld betheuerte und den Hüttenmeister
Joseph Franke als den eigentlichen Mörorr
bezeichnete. Nun wurde die Verhandlung
gegen denselben aufgenommen, sie mußte
aber verschoben werden, da er flüchtig war.
Erst im Jahre l853 wurde er in Hamburg
verhaftet, und nun begann der Proreß gegen
ihn. Dieser Franke bietet in seinem voran«
gegangenen und späteren Verbrecherleden den
Stoff zu einem Sensationsroman," wie ihn
die lebhafteste Phantasie nicht besser erfinden
kann. Der Antheil des Fürsten an der Er«
mordung seiner Mutter, wenn auch nicht
erwiesen, ist aus den Zeugenverhören evident.
Am t8. Juni 1837 kamen die Verband«
lungen über Franke zum Schlüsse. Die
Geschworenen sprachen über ihn' das Schul»
dig und das Urtheil lautete auf Too. Die
unten bezeichneten Quellen geben das Detail
Jänner 1880.) 20
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon