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Salomon 314 Salomon
Sammlung. Im Jahre 4838 veranstal»
tete er denselben, und der Erfolg war
ein solcher, daß scbon 1842 eine zweite
Auslage nöthig wurde. Durch einen 1863
erschienenen zweiten Band — der übri>
gens ein für fich selbständiges Werk
bildet — hat S u l z e r seine Arbeit
ergänzt, indem darin auch die israeliti«
schen Chorale für alle religiösen Vor»
kommnifse und für die geistlichen Func»
tionen des ganzen IahceS enthalten sind.
Und so gilt er denn als der Schöpfer
der israelitischen CultuSmusik, dem von
den bedeutendsten Sachkennern, wir
nennen nur beispielsweise feinen eigenen
Lehrer in der Komposition Ritter von
Seyfr ied, dann Ritter uonL isz t .
Robert Schumann. Ed. Hanslick,
volle Anerkennung gezollt wird. Dabei
kam das, was er als Sänger leistet,
bisher gar nicht in Betracht. Ein
Seite 316 mitgetheilter Ausspruch des
damaligen Feuilleionisten Friedrich Uhl
erkennt auch S u l z e r's vollendete
Meisterschaft im Gesänge an. Aber
nicht bloS auf das Gotteshaus be>
schränken sich seine Verdienste, auch
außerhalb desselben strebte er manche
zeitgemäße ästhetische Reform an. so bei
freudigen sowohl als traurigen Familien-
ereigniffen, bei Trauungen, Leichenfeier«
lichkeiten, Trauergottesdiensten u. d. m.
Auch wurde er- von vielen auswärtigen
Gemeinden zur Einweihung von Tem>
peln und Synagogen, zu Installirungen
von Rabbinern u. s. w. berufen. Un«
getrübt und mit ungeschwächter Kraft
waltete er 40 Jahre hindurch seines
Amtes, als ein Zwischenfall eintrat,
welcher für deö verdienten CantorS fer-
nere Wirksamkeit verhängnisvoll zu
werden drohte. I n einer im Tempel auf
der Seilerstatte in Wien gehaltenen
Rede des Dr. I e l l inek, in welcher dieser berühmte Redner die Wirksamkeit des
verstorbenen M a n n h e i m e r feierte,
glaubte er ein Uebersehen seiner eigenen
verdienstlichen Thätigkeit zu finden. Da«
rüber gerieth er mit einem Male in
furchtbare Aufregung, trat vor und er«
griff mitten in der Feier mit bewegter
und zitternder Stimme das Wort. Zeit
und Umstände in seinem erregten Zu»
stände ganz vergessend, wähnte er auch
an seine Verdienste um die Ordnung und
Hebung der Feier deS jüdischen Gottes»
dienstes erinnern und für die Wahrung
derselben in diesem Augenblicke sprechen
zu muffen. Die ganze Versammlung war
über diesen Vorgang bestürzt. Dr. Ie l -
linek selbst fühlte sich durch denselben
in einen Zustand versetzt, daß er seine
unterbrockene Rede nicht wieder auf«
nahm, sondern sofort das Gotteshaus
verließ. Die Sache machte grvßes und
gerechtes Aufsehen und hatte die Suspen»
sion O u l z e r's vom Dienste für die
Dauer von drei Monaten zur Folge.
Aber bald gelangte an die Vertreter der
Gemeinde eine Petition, die Suspension
deS alten ehrenfesten CantorS aufzu«
heben, was denn auch unverweilt geschah,
worauf er wieder sein Amt übernahm.
Diesem Zwischenfalle aber folgte schon
im nächsten Jahre eine erhebende Feier,
nämlich die seines vierzigjährigen Wir»
kens als Componist, Lehrer und Sänger,
an welcher, wenn aucb vorzugsweise seine
Glaubensgenossen, so doch gleichfalls
viele andere Künstler theilnahmen, durch
ihre Mitwirkung zur Verherrlichung des
Festes beitragend. Die Zeitungen jener
Tag.: („Wanderer". 1866 Nr. 81. 82,
„Fremdenblatt", 1866 Nr. 77. 80. 8l ,
82, „Neue Freie Presse". 4866 Nr. 333
und 363) brachten Berichte über diese
Feier, bei welcher zu der von Dr. Ludwig
August Fr an kl verfaßten und von einer
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Volume 40
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Streeruwitz-Suszncki
- Volume
- 40
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 394
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon