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Wenzel Alois 78 Swododll) Wenzel Alois
Lehramt, wozu sein früherer Lehrer
Kinsky ihn stets aufgemuntert hatte.
So besuchte er denn die Vortrage der
philosophischen Facultat, und zwar mit
besonderer Vorliebe jene des Professors
B o l z a n o sBd. I I , S. 33). machte
dann die für die HumanitätSclaffen vor»
geschriebene Lehramtsprüfung und er-
hielt 1814 eine provisorische Gramme
ticallehrerstelle am Gymnasium zu Pisek.
Schon im folgenden Jahre wurde er
wirklicher Professor der HumanitätS-
claffen in Neuhaus, in welcher Eigen«
schaft er sechs Jahre lang wirkte. 1821
kam er als Professor an das Kleinseitener
Gymnasium in Prag. In dieser Siel.
lung erlebte er das Jahr 1848. welches
den Mann deS Fortschritts und der nach
Höherem gerichteten Denkungsart nicht
unberührt ließ. So wurde er denn auch
in den Nationalrath gewählt, konnte
aber, körperlich bereits leidend, an den
Versammlungen und Berathungen des«
selben nicht nach seinem Wunsche theil»
nehmen. Langsam dahin siechend, starb
er zu Anfang deS nächsten Jahres im
Alter von erst 57 Jahren. Neben seinem
Lehramtsberufe gab er sich auf den Ge«
bieten der schönen und classischen Lite«
ratur, die er mit besonderer Vorliebe
pflegte, schriftstellerischer Thätigkeit hin.
Schon 1813 trat er vor die Oeffentlich.
kcit, und zwar zunächst in der literari«
schen Beilage des von Johann H r o.
madko ^Bd. IX, S. 361) in genanntem
Jahre in Wien begründeten Journals,
welches in der Zeit seines Bestandes,
1813—18!6. poetische und humoristische
Beiträge von Swoboda enthielt und
1813 auch dessen öechische Ode „^a nl^
FpT-oFi/", d. i. An den Frieden Europas,
die einiges Aufsehen erregte, und von
welcher der Autor zugleich eine deutsche
und lateinische Uedertragung («In paois") veröffentlichte. Im
I . 18l8 übersetzte er die in jenen Tagen
vielbesprochene „Königinhofer Hand.
schrift" inS Deutsche. Diese Uebertragung
erschien unter dem Titel: ,Die Königin,
hofec Handschrift. Eine Sammlung
lyrisch, epischer Nationalgesänge. Aus
dem Altböhmischen übersetzt von Wenzel
S w o b o d a . Herausgegeben von
M. H a n k a. Mir dem böhmischen
Originaltext" (Prag 1819, Krauß sCno-
bloch m Leipzig) 8".), wozu im Verlauf
einiger Jahre als Ergänzung die Aus«
gäbe unter dem Titel: „Königinhofer
Handschrift. Sammlung altböhmischer
lyrisch'epischer Gesänge, nebst anderen
altböhmischen Gedichten gefunden und
herausgegeben von W. Hanka. Ver.
deutscht und mit einer historisch.kritischen
Einleitung versehen von W. A. Swo«
boda mit einem Facsimile". Auch mit
öechischem Titel: ^HrüIoäworLk^ liuko-
xis " Prag 1829, Calve, gr. go.j
herauskam. Inzwischen waren von ihm
auch kleinere poetische Arbeiten in
deutscher Sprache in Taschenbüchern er-
schienen, unter anderen in der „Aglaja":
„Drahomira. Ballade" ^1819, S. 133),
.Kaiser Kar ls Bad. Ballade" ft821,
S. 138^. In diesem einst so geschätzten
und heute noch seiner Stiche von John
wegen gesuchten Almanache finden sich
die schönsten Dichtungen von Gril l«
parzer, Zedlitz, ZachariaS W e rner,
Leopold Schefcr, Rückert u. A.
Zugleich lieferte er für öechische Zeit-
schriften, so fur den „Üasopis össkMo
Nu56um" (1827—1829) prosaische und
poetische Aufsätze, dann sowohl Original«
dichtungen als Uebersetzungen, wie die
Balladen „Kaiser Kar ls Bad". „Hori-
mir", „Ka«a und Bivoj", die Legenden
vom h. Johannes Nepomuk, die Ueber«
tragungen der lateinischen Kirchenlieder:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Volume 41
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Susil-Szeder
- Volume
- 41
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon