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Emanuel Tellez 90 Sylva-Taloucca, Emanuel Tellez
senschaftlich, als auf die Zwecke deS
praktischen Lebens in den hohen gesell«
schaftlichen Kreisen, in denen er sich be>
wegte, gerichtet war, trat er im Alter
von i9 Jahren in das unter Prinz
E u g e n S Befehl stehende deutsche
Reichsheer. Am 4. November 1713 ver-
ließ er die Heimat, um nie wieder in die«
selbe zurückzukehren. Bald kämpfte er
an der unteren Donau gegen die Tür-
kenschaaren als Freiwilliger in den für
Oesterreich siegreichen Schlachten von
Peierwardein (3. August 1716) und Bel-
grad (16. August 1717). Er mochte wohl
ein Liebling deS großen Eugen gewesen
sein, denn an dem letzten Abend, welchen
der Prinz überleben sollte, war es Ema-
n u e l . der den kranken Helden nach
Hause geleitete, wo sich dieser dann zu
Bette legte, um nie wieder zu erwachen.
Aus dem Heere des Kaisers trat er nach
einigen Jahren in den Civilstaatsdienst
über und that sich theils ' in Brüssel,
theils am Hofe Kar ls VI.. namentlich
bei der Leitung der niederländischen An«
gelegenheiten wesentlich hervor. Dafür
wurden ihm denn auch wiederholt kai»
serliche Auszeichnungen zutheil: so vcr«
lieh ihm Kaiser Ka r l VI . am 12. Iän-
ner 4733 den Herzogstitel für die Nieder»
lande, am 3. September 1737 die
Würde eines geheimen Rathes und am
21. Jänner 1740, auf Empfehlung der
Statthalterin der Niederlande Mar i a
E l i s a b e t h jene eincS Oonsftiller
ä'Npöo än 0onL6i1 ä'Mat" mit einem
jahrlichen Gehalte von 7000 Livres.
Nach dem Tode Kaiser K a r l s VI .
wurde Sy lva am 8. December 1740
Präsident deS obersten niederländischen
Rathes, in welcher Stellung er bis zur
Aufhebung desselben, volle 46 Jahre,
verblieb. I n dieser Zeit bekleidete er
zugleich von 1744 bis 1749 die Stelle eines HofbaudirectorS, von 1730 bis
1737 jene deS Präsidenten deS obersten
italienischen Rathes. Am 2. April letzt-
genannten Jahres trat der ßljahrige
Graf in den Ruhestand. Bereits am
6. Jänner 1744 war ihm vom Kaiser
der Orden deS goldenen Vließes ver-
liehen worden. Aber alle diese ehren-
vollen Umstände sind es nicht, die uns
den fremdländischen Edelmann näher
rücken, sondern das wirklich erhebende
Freundschaftsverhältniß zwischen ihm
und der Kaiserin Mar ia Theresia,
welches wohl einzig in seiner Art da»
steht. Lange wußte man nichts von dem«
selben. und nur der alte prächtige
Gr äffer, welchem wohl kaum eine
einigermaßen bedeutende Figur aus den
Tagen der großen Kaiserin und ihres
unvergeßlichen Sohnes entging, führte
uns den edlen Grafen in verschiedenen
Scenen und immer in einer Weise vor,
die unsere gute Meinung für den interes«
santen Cavalier und liebenswürdigen
Menschen von vorn herein gefangen
nahm. Erst dem gründlichen und rast-
losen Forscher in vaterländischen Ge«
schichten, Dr. Th. von K a r a j an
sollte es gelingen, einen geschichtlichen
Schah seltenster Art zu heben und uns
einen tiefen Blick thun zu laffen in
ein großes Fürsten« und Frauenherz.
Wir können im Folgenden nur in all-
gemeinstem Umrisse ein Bild des Ver-
hältnisses geben, das zwischen SYlva«,
Taroucca und der Kaiserin bestand,
und verweisen Alle, welche diese herrliche
Episode im Leben der großen Regentin
mit allem Detail kennen zu lernen
wünschen, auf die S. 98 verzeichneten
Quellen. Dies aber sind der Kaiserin
und ihres Vertrauten eigenhändige
Briefe, welche noch heute im Schloß«
archiv zu Czech, dem Eigenthum der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Volume 41
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Susil-Szeder
- Volume
- 41
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon