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Sylva-Taroucca, Emanucl Tellez 92 Sylva-Tarsucca^ Etnanuel Tellez
sucht Ihrer Minister und Höflinge und
selbst meine eigene Ehrsucht wachzurufen?
Ich stelle eS Eurer Majestät anheim,
zu entscheiden, ob ich mich hiebei auf der
rechten Bahn erhalten habe oder auf
Abwege mich verleiten ließ? Es gab
Zeiten, in denen Eure Majestät mit einer
Geduld, welche man eher in der Zelle
eineS Klosters als auf dem Throne
wartet, Vorstellungen hinnahmen, die
Verweisen nicht unähnlich sahen. Dann
kamen wieder andere Zeiten, in denen
jener heldenmüthigen Ausdauer Ver
drieblichkeit folgte, so daß es mir nicht
gelang, den Blick Eurer Majestät auS
schließlich auf das gefesselt zu halten,
was mir als Pflicht auferlegt war. Hab'
ich darüber, meine Königin, mich beklagt,
rnem Benehmen, meine Offenheit ver«
ändert? Zwei mächtige Beweggründe
hielten mich aufrecht, mein Ehrgeiz und
meine Liebe als Unterthan, die nicht so
gewöhnlicher Art, als man sich einbildet.
Der erstere hat mich in hohem Grade
gereizt, denn alle Reichthümer, die
höchsten Stellungen sind nichts gcgen
solches Vertrauen. Die letztere aber ist
meinem Charakter in so vollem Maße
eigen, daß er fast nur aus Liebe und Ehr«
geiz zusammengesetzt scheint. Arm von
Hause aus, sowohl als jüngstes Kind der
Familie, als durch Wahl und Lässigkeit;
meiner Denkungsart nach Philosoph
genug, um nicht das Glück im Gelde zu
suchen oder im äußeren Prunke; meiner
Gesinnung nach etwas hochmüthig; älter
sckeinend durch meine körperlichen Ge«
brechen, als ich in Wirklichkeit bin. auf
keine lange Lebensdauer zählend, hatte
ick hier Gelegenheit gefunden, meinen
Grundsätzen und Gefühlen entsprechend
wirken zu können, und zwar in höherem
Grade, als ich eS je gehofft. I n einer
Art Leidenschaft befangen für Reit- Partien und Cacrouffels, haben Eure
Majestät eS nicht geduldet, als ich mit
moralischen Gegenvorstellungen mich
gleichsam quer über den Weg stellen
wollte. „,Sprechen Sie nur fort"", so
sagten Sie, „„wenn ich auch nicht gleich
folge, Ihre Worte kommen mir doch
später zu Sinnt"" — So war ich auf
die schönste Weise ermuthigt und ging
sofort an die Umgestaltung oder Ein-
schränkung der Balle. Gleichzeitig nef ich.
kühn gemacht, die Unterredungen über
die Ehe ins Leben, welche bei der
Kaiserin-Mutter gehalten werden sollten.
Diese Beispiele, welche wahrhaftiger sind
als die Thränen B a r t e n s t e i n's,
führe ich nur an. um zu meiner ersten Be.
trachtung zurückzukehren. Stehe ich noch
im alten Vertrauen, oder habe ich zu sehr
gelangweilt, zu weit abgeschweift? Ich
frage ausschließlich Eure Majestät selbst.
Kann ich mich behaupten, wenn ich weni.
ger spreche als Zeile rn und Monte-
santo? Kann ich hausiger Gehör sin-
den. ohne Sie zu langweilen? Werde
ich nur wissen. waS ich zu sagen habe,
wenn ich Sie gelangweilt glaube? Was
beginne icy in diesem traurigen Falle?...
Ich kann mich noch mehr absperren, als
ich eS bereits gethan habe. Meiner
Natur nach aber bin ich ein geselliges
Wesen und liebe eS, mich mitzutheilen.
Um nicht als ein Mann der Kabale zu
erscheinen, thäte mir es wirklich noth,
einer zu werden. Ich gestehe es aber
Eurer Majestät, daß ich als solcher erschei-
nen muß, denn ich hege noch gegenwar«
tig dieselben Empfindungen und Ideen
über die Befähigung Bartenftein'S
zur Lenkung der Monarchie, die ich beim
Beginne der Regierung Eurer Majestät
hatte, also zu einer Zeit, in der Sie
ganz anderer Anficht waren als zur
Stunde, Ich sinde ihn jetzt nicht besser,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Volume 41
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Susil-Szeder
- Volume
- 41
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon