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SZemere, Nicolaus ^ Paul
densten Saiten anschlägt, nur nie jene
der Politik, die der Poesie ein Element
beimischt, welches uns bei aller Schön»
heit einzelner politischer Lieder doch dieser
Dichtung nicht recht froh werden läßt.
Aber nicht blos Originaldichtungen, son
dern auch Uebersetzungen fremdländischer
Schöpfungen sind von ihm vorhanden,
und namentlich sollen seine Ueberlragun-
gen Goethe'scher Gedichte in Aufsas
sung und DurchfĂĽhrung einzig in ihrer
Art sein. Goethe's Lied von Mignon:
«Kennst du das Land. wo die Citronen
blĂĽh'n, im dunklen Laub die Gold
orangen gluh'n?" wurde durch ihn in
der ungarischen Dichtung eingebĂĽrgert.
Nicolaus Szemere ist wie in der
Dichtung auch in seinem ganzen Wesen
eigenartig. Die Tapeten seines Zimmers
sind: Eber», Hirsch- und Bärenköpfe,
und alles Trophäen seiner eigenen
SchuĂźmeisterschaft. Als Maler und
Schnitzer erhebt er sich weit ĂĽber den
ĂĽblichen Kunstdilettantismus: seine zahl-
reichen Bilder und Schnitzereien aus
Bein befinden sich im Besitze seiner Ange«
hörigen und einiger seiner Freunde.
Alexander P et ö fi war häusig bei ihm
zu Gast. Von Szem ere's Dichtungen
ist in deutscher Sprache nur ein lyrisches
Gedicht: „Meine Liederwelt" bekannt,
welches in derUebersetzung von S. Roth»
feld in dem von Kertbeny heraus«
gegebenen „Album hundert ungarischer
Dichter" jM. 444 u. f.) abgedruckt steht.
Kertbeny charakterisirt unseren Poeten
mit wenigen Worten: als eine „launische,
undisciplinirte, spröde, doch echte Dich«
tärnatur". Im Jahre 1836 vermalte
sich Szemere mit Anna geborenen
Mä.riä.ssy, aus einer Familie, welche
jener der Szemere seit dem 48. Jahr.
hundert bereits mehrere Schwiegertöchter
gegeben hat. Seine Gattin gebar ihm — keinen Sohn, sondern nur drei Töchter:
Wilhelm ine. I da und Marie.
Nl g. 3 ? g. r i r 6 k. NsrrHs > zyi^teniäu?'.
^628e5> d. i. Ungarische Schriftsteller. Samm-
lung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob
Ferenczy und Joseph Daniel ik (Pesth
1836, Emich, 8°.). Zweiter (den ersten ergän»
zender) Theil. S. 308. — K e r t b e n y
(E. M.), Album hundert ungarischer Dichter
in eigenen und fremden Uedersetzungen
(Dresden und Pesth 1834. R. Schäfer und
Hermann Geibel, 12«.) S. 510.
Szemere, Paul von (ungarischer
Poet, geb. zu Päczel im Pesther
Comitate Ungarns am 49. Februar
1783. gest. ebenda 14. März 1861).
Ein Sproß des Adelsgeschlechtes, wel«
chem Ba rtholo maus entstammt, ist
er dessen Oheim und Vetter des Nico»^
laus. Im Clternhause erhielt er die
sorgfaltigste Erziehung. Seine Studien
begann er 1791 zu Ă–sen und setzte
sie
zu
Kun'HHlas, Nagy-Körös, Papa. Patak
und PreĂźburg fort. Der juridischen Lauf-
bahn sich widmend, erlangte er 1308
das Advocalendiplom und wurde 1318
Vice-Fiscal des Pesther Comitates. Spä-
ter gab er fein Amt auf und lebte zu
Pesth ausschlieĂźlich seinen literarischen
Neigungen und Studien. Im Alter von
siebzehn Jahren, 1802, veröffentlichte er
in dem Journal „kla^ar Turir" seine
eisten Gedichte. Später lieferte er Bei»
träge in die 1803 von Bozoki heraus«
gegebene Sammlung „L'g.vI.Lki virH-
5") d. i. FrĂĽhlingsblumen. Bereits
Advocat. hörte er 1809 an der Pesther
Hochschule die ästhetischen Vorträge des
tĂĽchtigen Ludwig von Sched ius
d. XTIX, S. 149). dem die Ungarn
vier Jahrzehnte hindurch (1792 bis
1833) deutsche Bildung und Cultur
verdanken. Dann besuchte er mit seinem
geistig verwandten Freunde VitkovicS
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Volume 42
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Szedler-Taasse
- Volume
- 42
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 356
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon