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Stephan 144 ) Stephan
nung zu halten. Die Zügellosigkeit.
welche früher in den Zuhörerraumen
nicht selten vorkam, verschwand allmälig.
seit et alS Personal sein Amt handhabte.
Aber auch als Redner war er an seinem
Platze. Jederzeit schlagfertig, schnell ge>
faßt. fand er. wenn er sie brauchte,
VertheidigungS- und Beweisgründe.
Sein fließender, natürlicher, faßlicher
Vortrag verschmähte jeden oratorischen
Schmuck, erhob sich aber, wenn es nöthig
war. zu voller Würde. Kraft und Ein«
dringlichkeit. Seine Rede klang bald
feierlich ernst, bald gemüthlich heiter,
wie es der Gegenstand oder die Situa«
tion eben mit sich brachte. Dazu unter»
stützten eine lebhafte Mimik, ein heller,
aber nichts weniger als kreischender
Klang seiner Stimme, rasche, aber
immer entsprechende Bewegungen die
Lebendigkeit seines Vortrages. Das
waren die Eigenschaften, die der Prafi»
dent jenes Landtages besaß, welcher als
Vorläufer der 48er Bewegung ange»
sehen werden muß. Szerencsy ward
von den Deputirten geliebt und hoch
verehrt. Als am Tage nach der denk«
würdigen Sitzung vom 4. December
4844, in welcher die Sprachenfrage
nickt verhandelt, sondern vergewaltigt
worden war (ssehe unten), AlleS in neu«
gieriger Erwartung auf die Galerie
strömte, um das großartige Schauspiel
zu genießen, wie die Dcputirten ihren
Präsidenten wegen Pfiichlverlaumniß zur
Rechenschaft ziehen würden, da sah man.
welche Popularität Szerencsy genoß,
deren Mächtigkeit er selbst vielleicht nicht
ahnte: denn als er die Sitzung verlieh,
ftossen Freudenthränen über die oliven»
farbenen Wangen des kleinen im seligsten
Behagen vor sich hinschreitenden Mannes,
man hatte ja in Masse Vertrauen,
Liebe. Achtung für seine. Person, für seine Vaterlandsliebe ausgesprochen.
Das war wohl S zerencsy'S schönster
Tag. I m Jahre 1847 legte er seine
Stelle nieder, indem ihm ein Ehrenamt-
— wir glauben daS Oberstmundschenken,
amt — war verliehen worden. Seine
einzige Tochter Anna hat sich mit
Anton Freiherrn Balassa vermalt.
Sitzungen des ungarischen Landtages vom I. und
2. December 1844 anläßlich der sprachen-
frage. Am 20. Juni <s44 gebot ein Be»
schluß deS ungarischen Abgeordnetenhauses
den croatischen Deputirten ungarisch zu
sprechen. Diese weigerten sich dessen, weil
ihre Instruction den Gebrauch der lateini»
schen Sprache vorschrieb. Ueber diesen Zwie»
spalt, dessen Lösung blos zur Polizei des
Saales gehörte, erwärmten sich die Ge<
müther, und man spitzte die sonst unbedenk»
liche Angelegenheit — welche eben für die
Gegenwart, die denn auch mehr als dillig
mit der Sprachenfrage behelligt wird, nicht
unwichtig erscheint — zu einer Lebensfrage
zu. Die Regierung schritt mit einem Rescript
ein, welches darauf hinauslief, daß die
croatischen Deputirten nicht gehindert werden
könnten, an den Debatten in lateinischer
Spracke theilzunehmen, indem diese lange
Zeit im Gebrauch gewesen und bisher noch
durch kein Gesetz aufgehoben sei. Neber
dieses Rescript wurde uiel und heftig.
Wahres und Falsches gesprochen. Cndllch
ward für den l. December der obigen
Frage wegen eine Reichstagssitzung ange»
sagt, welche das Schicksal des Landtages
und überhaupt entscheiden sollte: ob der
König mit seinem Rcscript o^er der Landtag
mit seinem Beschluß Recht behalte. Die
Sihunq war auf ' / ^ l Uhr angesetzt. DaS
Publicum. eines SpectakelS. für daS es
kein Cntr6e zu bezahlen hatte, gewärtig,
fand sich in ungewöhnlicher Menae ein.
verhielt sich aber, obgleich viel Jugend zu
sehen war, in anständigster Weise. Sze-
rencsy (Personal) nahm seinen Präsi»
dentenstuhl ein und eröffnete die Sitzung;
der Protonotar Sz6 l l verlas die Antworte«
adresse auf das königliche Nescript. AIs
dieser geendet hatte, erhob sich der Personal;
Zeichen gespanntester Erwartung waren auf
Aller Mienen sichtbar. Nun ergriff er das
Wort und sprach im Wesentlichen: „Der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Volume 42
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Szedler-Taasse
- Volume
- 42
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 356
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon