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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Szedler-Taasse, Volume 42
Page - 161 -
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Page - 161 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Szedler-Taasse, Volume 42

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161 Komische. Die Verbältnisse und die Stim» mung der Zeit, die dem Volköthümlichen zustrebende Bewegung in der ungarischen Literatur kamen diesen Eigenthümlichkeiten seines Talents fördernd entgegen. Fast feit dem Bestände des ungarischen Theaters ge> hörten die Wiener Possen zu dessen Reper« toire. Schon die erste. 1790 gegründete un« galische Schauspielergesellschaft führte, am 6. Mai 1793 zum ersten Male. die Oper „Prinz Schundi und Eva Kathel" in einer freien Bearbeitung als Singspiel unter dem Titel „Prinz Pifka und Tetka Perzti" auf Auch später zog die ungarische Bühne die Erzeugnisse der Wiener komischen Muse gern in ihren Bereich. In den Dreißiger«Iahren und Anfangs der Vierziger gehörten die Stücke Raimund's und Nestroy's zum Repertoire des Pesther Nationaltheaters wie der übrigen ungarischen Bühnen. Doch dieses Verhältniß konnte nicht von Dauer sein. Der Geschmack der ungarischen Theater« besucher begann fich uon der Wiener Posse abzuwenden. Die nationalen Reformbestre» düngen brausten immer heftiger. Das unga» rische Publicum hatte keine Aufmerksamkeit mehr für das fremde Element in den über« setzten Possen; alle seine Sinne waren auf die heimischen Vorgänge gerichtet, in Elwar» tung der Ereignisse, die da kommen mußten. Ein Hauptthema alles dessen, was damals gesprochen und geschrieben wurde, bildete die Emancipation des Volkes, die Aufhebung der Frohnpflichtigkeit; das Volk wurde der Gegenstand eines Cultus, der in der Lite. ratur. besonders in der Lyrik, schon früher gepflegt wordcn war und bald seine glü» hendsten Interpreten in Petöf i und Arany gewann. Im Noman erhielt dieser Cultus des Volkes durch EötoüS' „Dorfnotar" und im gesellschaftlichen Leben dadurch seinen Ausdruck, daß man in den Salons ungari» sche Volkslieder zu singen und „Csardäs" zu tanzen anfing. — Das Nationaltheater be« gann spärlich besucht zu werden. Auf Mittel zur Abhilfe bedacht, schrieb Director Bar» tay einen Preis von hundert Ducaten auf ein VolkSstück aus, und diesen erhielt ^ ka,- Ikuäor", d. i. Der Abenteurer, von Franz Ney sBo. XX, S. 308^. der aber mit seinem Stücke gleich bei dessen erster Auf. führung durchfiel. Dagegen wurde „s^ökött katou»", d. i. Der Deserteur, uon Szigl i» g eti , welcher vergebens concurrirt hatte, bei der ersten Aufführung mit frenetischem Jubel v. Wurzbach , biogr. Lenton. XI. I I . aufgenommen. Das Theater war gerettet. Nicht allein das nationale Publicum drängte sich zu dem neuen Stücke, sondern auch Viele, die der ungarischen Sprache nicht mächtig waren. Die Volksgestalten, die man da zum ersten Male sah. die Volkslieder, die man da uon geschulten Sängern und Sängerinnen zum ersten Male hörte, übten einen großen Reiz aus. Das Volk, für das so viele Reden gehalten, so viele Leitartikel geschrieben wurden, war als edler leidender Theil auf die Bühne gebracht und eroberte sich im Sturm die Sympathien des Theater» publicums. Dem „Deserteur" ließ Sz ig l i - geti „Die zwei Pistolen" (Xst M-toi)-) folgen und dann schrieb er noch eine ganze Reihe von Stücken desselben Genres. Den gleichen Weg schlugen auch Andere ein, und die ungarische Bühne bevölkerte sich nach und nach mit ungarischen Volkslypen aller Art. mit Recruten und ausgedienten Solda» ten, Huszaren und Infanteristen, Dorfschönen und alten Weibern, Zigeunern und Dorf« schulmeistern. Räubern und Trabanten u. s. w. So ward Szig l iget i der Schöpfer des ungarischen Volksstückes, eines Genres, wel. ches sich bis zum heutigen Tasse die Gunst und die Theilnahme des ungarischen Thea» terpublicums bewahrt hat. ^Literariscbe Berichte aus Ungarn. Herausgegeben von Paul Hunfaloy (Budapesth, Knoll, 3er.«bo ) Bd. I I I (1879), S. 330 u. f.) Nuellen zur Mographie. Al lgemeine Zei> tung (Augsburg Cotta, 40.) l878, Nr 28: „Pestb 20. Jänner" (Eduard Szigligeti). — Croquis aus Ungarn (Leipzig 1843, Otto Wigand, kl. 80.) S. 163. — Dudumi (Demeter). Pesther Briefe über Literatur, Kunst, Theater und gesellschaftliches Leben. Neue Folge (Pesth i856, Lauster und Stolp, 8<>.) S. Z6: „Achter Brief". — Fremden« Vlat t . Von Gustav Heine (Wien. 4°.) 1869, Nr. 243; 1870, Nr. 80 unter den „Kunst« und Theater-Notizen". — Litern» rische Berichte aus Ungarn. Heraus gegeben uon Paul Hunfalvy (Budapesto 1879. (5. Knoll. gr. so.) Bd. I I I (1879). S. 330—34l.- „Couaro Szigligeti. Ein Bei. trag zur Geschichte deS ungarischen Theaters". Von Adolph Dur. sHier wird auf eine sehr störende falsche Paginirung des dritten Bandes der „Literarischen Berichte aus Un» gärn" aufmerksam gemacht. Nach S. 400 beginnt statt 401 von Neuem 301, und so 17. Oct. 1880.) 11 '
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Szedler-Taasse, Volume 42
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Szedler-Taasse
Volume
42
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1880
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
356
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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