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SzMgyi, Virgil yi^ Alexander
Fama voraus, er ist äs laoto ein berühmter
Mann. und es ist lediglich die Frage: a.u.o
)ui-6? Er verdankt seinen Ruf lauter Staats«
streichen, warten wir zu, daß er sich legi«
timir?. Zuvörderst können wir sagen, daß
er zu Allem geboren ward, er ist ein „hoch
hinaus wollender, auf Schwierigkeiten er»
pichter" Herr, nur daß eS immer an Etwas
gebricht, um das, was er in Angriff nimmt,
vollends auszuführen. Der Spruch «YMä
valeknt kninori" ist für ihn ein todter Buch-
stabe. Er gab ein belletristisches Blatt her«
aus, urplötzlich, als Redacteur, ohne ästhe«
tische Vorbereitung und ohne früher Mit«
arbeiter von der Pike auf gewesen zu sein.
Es gelang ihm nicht. Er gab ein Gerichts«
blatt heraus, urplötzlich, als Redacteur,
ohne juridische Vorbereitung. Er brachte
es zu keiner Anerkennung. Er führte einen
berüchtigten Strafproceß, er bewirkte zwar
die Lossprechung seines Clienten nicht, aber
er fiel dem bereits verendeten „Systeme"
in die Flanken, und diese Heldenthat ist der
größte Titel seiner eigenen Berühmtheit. Er
richtete Casinos ein, wurde aber nicht zum
Präses erwählt. Und als das Sonnenlicht
die ersten Strahlen auf die Freiheit des
Vaterlandes rvarf. wer wurde da der Held
des Tages, als der Mann des radikalen
Fortschrittes? Er erfocht die Zunftordnung;
er trat dem „bereits überlebten, einstmals
berühmten" Franz Deäk entgegen, gleich
der Fliege, die auf deS Löwen Nase sich
niederließ und keine Furcht zeigte; er brachte
die Meere in Aufruhr und beschwichtigte sie
wieder, er war nahe daran, den ganzen
Magistrat zu sprengrn, aber in einem Augen«
blicke guter Laune lieh er ihm Gnade ange«
deiben. Seine unerhörten Reden veröffent,
lichten die mächtigen Zeitungen, und in der
Provinz und in den Vorstädten ward mit
Recht fein Name groß. So viel Größe aber
duldet der Neid nicht. Die „knechtisch gesinnte
Journalistik" ersunn Ränke wider ihn — und
er, an Strohalme sich haltend, ließ von der
Ziege sich das Zeugniß geben, daß er kein
Kraut gefressen. Würdiger wäre eS gewesen,
Stillschweigen zu beobachten oder mit den
Worten des Erlösers die Aufforderung zu
machen, daß den ersten Stein aufhebe, wer
sich ganz rein von jeder Sünde wisse.
Da er aber um jeden Preis überall sein
will, wo — Etwas ist, mußte er auch in
den Landtag kommen. Und so ist es ge»
sthehen. Freilich hatte es ihm viel gekostet; ein Anderer, ich meine ein gewöhnlicher
Mensa), möchte um einen solchen Preis nicht
einmal Kaiser von China werden. Wer aber
Etwas hat. lann draufgehen lassen. Nach
so außerordentlichen landkundigen Anteceden-
tien war die große Erwartung, womit man
seiner maiäeu, Zp^eob. — Jungfernrede —
entgegensah, gerechtfertigt. Wenn es wahr
ist. was Jean Pau l sagt: nur die Vernunft
lehrt schweigen, das Herz lehrt reden, dann
muß Sz i l ägy i ein großes Herz haben,
denn ungezweifelt hat er mehr geredet, als
die Vernunft angerathen hätte. Wenn er
etwas Neues oder langst ausgekratzte Dinge
in fesselnder Weise vorgebracht hätte, würde
er doch für einige Augenblicke Wirkung ge.
than haben. Und wie konnte er weiter mit
so unzarten Händen die croatische Frage an.
fassen? Wie konnte er sich so tief in die
Politik Englands. Frankreichs, Italiens.
Brasiliens und Timbuktus einlassen, wouon
er gleich mir nichts versteht? Zuletzt aber
kann man auch Cata lan i . Alboni.
Roger in einer dreistündigen Oper an«
hören, aber Szi lägyi 's Stimme ist weder
helltönend, noch schallend, noch metallisch,
und die Modulation gesucht, gekünstelt. I^s
st^iö o'65t 1'K,0M!N6. Bei ihm kann man
füglich sagen: der Mensch ist wie seine
Stimme. Börne's zänkische Geliebte schrieb
demselben einmal einen Absagebrief, worin
auseinandergesetzt war, daß sie ihn nicht
liebe. Borne (wenn ich nicht irre, war er
es) erwiderte Folgendes: „Meine Gnädige!
Sie lieben nicht, aber ihr Brief ist vier
Seiten lang und voll geschrieben". Also er»
geht es mir mit V i rg i l Sz i lägy i . Ich
will ihn nicht verkleinern. Ich habe viel über
ihn geschrieben. Er maa viel Talent haben,
nur weiß ich nicht wozu? Er mäßige seine
unruhige Ehrbegierde, lerne Knapprnoienste
thun und studiren. UebrigenS hat ihn bei
seinem Debüt das Schicksal ereilt!
Noch sind folgende Träger des Namens
Sz i l l lgy i erwähnenswerth: <. Alexander,
aus der ungarischen Familie Sz i l ägy i
von ^.kosfalva stammend. Er war viele
Jahre Schauspieler und Mitglied deS Pesther
Nationaltheaters. Im März 18?6 schloß er
seine 4ljahrige Bühnenlaufbahn in Szig-
ligeti'S Schauspiel «Nlätyäs kiräl? Iss-«
ab. Bei dieser Gelegenheit ward ihm von
seinen Collegen ein großer silberner Pocal
mit einem Lorbeerkranze überreicht, während
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Volume 42
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Szedler-Taasse
- Volume
- 42
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 356
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon