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y) Stephan 2l) 7 Szirmay, Stephan T homas
Herren einerlei; damals hatte eine Partet
am kaiserlichen Hofe die Führung, welche es
mit den Mitteln zur Ausführung ihrer Pläne
nicht sehr genau nabm. lind so geschah es
auch. Erst hielt man Sz i rmay unter allen
möglichen Vorwänden hin, und als endlich
die Nachricht von der Gefangennahme T ö>
köly's durch die Türken anlangte, wurde
er selbst bei Nacht überfallen, nach Prag,
von da nach dem Spielberge, zuletzt nach
Glatz gebracht, damit er nicht im Stande
sei. den Schleier des Geheimnisses, den er
selbst weben geholfen, zu lüften. Sobald
sich die Nachricht von Tököly's Gefangen»
nähme und seiner Ueberfüdrung nach Aoria»
nopel im Lande verbreitet hatte, fiel ganz
Oberungarn von ihm ab. Nun ging auch
sein Oberfeldherr Vetnehazy mit 7000
Mann zu dem kaiserlichen General Caprara
über und öffnete diesem die Thore Kaschaus.
Tököly's Macht war gebrochen; wohl
schnaubte er nach Rache und strengte alles
nur Denkbare an, um sie zu kühlen, aber
das Mißtrauen der Türken war geweckt.
Wohl leugnete er seine Handschrift ab und
zahlte hohe Summen, um das verlorene
Vertrauen wieder zu gewinnen, und thatsäch»
lich gelang es ihm auch einigermaßen,
den Verdacht der Pforte, daß er Verrath
an ihr begangen habe. von fich abzulenken,
doch war er nicht mehr im Stande, etwas
Durchgreifendes zu unternehmen. Indeß
schmachtete S zi rmay in der Haft, in voller
Unwissenheit über die Vorgänge in seinem
Vate^lande. uon den Jesuiten in Arbeit ge»
nommen. die ihm beständig vorstellten, er
könne nur durch den Uebertriit zum katho»
lischen Glauben sich aus seiner Gefangen»
schaft befreien. Da endlich ließ er sich nicht
nur zum Glaubenswechsel, sondern auch zur
Anerkennung ein^r ihm abgelisteten Verschrei»
bung von 10.000
ss. herbei, welche er auch wirk'
lich bezahlte, sobald er in Freiheit gesetzt war.
Diese aber erlangte er, ungeachtet siäi ein»
ftußreiche Freunde für ihn verwendeten, erst
während des Landtages 1687. Der Kaiser,
von der an Szi rmay begangenen Unbill
in Kenntniß gesetzt, ernannte denselben, um
ihn für das erlittene Unrechr einigermaßen
zu entschädigen, noch während der Dauer
des Landtages zum Protonotar des ^uäex
OuriaS) dann zu jenem des Palatins, später
zum Hofrath und <693 zum Frei Herrn.
Aber noch waren Szirmay's Leiden nicht
zu Ende. Longueval bezeichnete ihn t?Ul als Mitschuldigen Franz Räkoczy'6. Ge,
neral So la r i nahm ihn in Folge dessen
mit anderen gleichfalls Angeschuldigten ge-
fangen und lieh ihn nach Neustadt in Nieder»
österreich abführen. Räkoczy selbst war
mit Neumann's Beihilfe entkommen, und
da man gegen die Verhafteten keine Beweise
aufbringen konnte, wurde einer nach dem
andern entlassen. Szi rmay mußte es ge-
lungen sein, sich vollkommen zu rechtfertigen,
denn nicht nur nahm Kaiser Leopold keinen
Anstand, das Testament desselben urkundlich
zu bestätigen, sondern sein Nachfolger Io>
seph I. erhob den Gerechtfertigten sogar
mit Diplom ciäa. 23. April i?07 in den
Grafen st and. bei welchem Anlasse Szir»
may's große Dienste und unerschütterliche
Treue urkundlich ausgesprochen und aner-
kannt wurden. Diese Erhebung gab — ob
seinen Freunden oder seinen Gegnern, wissen
wir nicht zu sagen, sind aber der Ansicht,
beiden — Gelegenheit zu dem billigen Witze
daß, da ihn die erste Gefangenschaft zum
Freiherrn, die zweite zum Grafen ge-
macht habe, er sich nochmals verhaften
lassen solle, um zum Fürstenhute zu gelangen.
Stephans Ehe mit 5usanna EödlinM blieb
kinderlob. Sein Majorat konnte nach den
darüber getroffenen Bestimmungen auf seinen
protestantiichen Bruder Nic olaus, der dns
nächste Anrecht darauf hatte, nicht übergehen.
In Fulge dessen adoptirte Stephan seinen
Neffen Thomas Dessewffy, welcher nun
den Namen Szicmay' annahm und der
Stzammvater der gräflichen Linie des Ge>
schlechtes wurde. Noch sei aus der lehtwilligen
Anordnung des Grafen Stephan eines
Punktes gedacht, welcher von dem Taufnamen
Thomas handelt, den nach ihm alle Grafen
Sz i rmay führen. Stephan verfügte
nämlich, daß seine Nachkommen, wenn sic
die von ihm erworbenen großen Güter be«
sitzen wollten, die Namen Thomas oder
Job führen müßten. Den ersteren, weil er
zu Wien irotz aller Gegenvorstellungen nicht
glauben wollte, daß man ihn ungeachtet des
Geleiionrfes festhalten werde, und er sicb
deshalb auch nicht bei Zeiten aus dem Staube
gemacht habe. Den zweiten, weil er noch
geduldiger als Job seine Gefangenschaft
ertragen habe, denn dieser konnte doch nrck
Jemandem seine Leiden klagen, er aber habe
auch diese Erleichterung entbehren müssen.
— 28. Stephan Thomas, Graf (gest.
3. September 183?), der älteste Sohn deö
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Volume 42
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Szedler-Taasse
- Volume
- 42
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 356
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon