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Szlachtowski 213 Klachtowski
und neue zur besseren Benützung des
Bücherschatzes einzuleiten sind. Im Ge»
qcntheil, die Anstalt, eine Stiftung des
hochherzigen Bücherfreundes Grafen
Ossol iüski ^Bd. XXI, S. 114), be-
fand sich im Zustande völligen Zerfalls,
ebenso waS die vorhandenen Bücher.
Manuscripte, Münzen, wie auch die
Räume, in denen dieselben untergebracht
waren, betrifft. Alles befand sich in einem
Chaos, das jeder Beschreibung spottet.
Schreiber dieses Artikels berichtet als
Augenzeuge und als Zeitgenoß Szlach.
towski 's. den er persönlich kannte
und schätzen lernte. An dieser Anstalt
begann der in Neo? Stehende von
der Pike auf seinen bibliothekarischen
Dienst; er hatte sich eine wichtige,
aber schwere Aufgabe gestellt, für die
er den Lohn nur im Bewußtsein redlicher
Pflichterfüllung fand. Denn Bibliothe.
kare gelten in den Augen des großen
Publicums meist für Sinecuriften, denen
es mitten in dem Bücherschatze sitzend,
gegönnt ist, ihren Lieblingspassionen
sich hinzugeben. DieS mag in einzelnen
Fallen vielleicht zutreffen, dort aber, wo
der Bibliotheksdienst mit Gewiffenhaf«
tigkeit betrieben wird, ist der pflichttreue
Beamte nichts weniger als zu beneiden.
Die Anstalt, an welcher S z l a ch»
to w s k i zu wirken begann, wurde
überdies behördlich beargwohnt. Der
frühere Vorsteher Constantin Slot«
wi i iski Md. XXXV, S. 137) war po-
litischer Umtriebe wegen verhaftet und
veruriheilt worden, die Druckerei der
Bibliothek ward in Folge dessen ver«
siegelt, der Lesesaal geschloffen. Die
Bücher lagen ungeordnet entweder in
Haufen oder Kisten, kurz, eS mußte
etwas geschehen, um den Absichten des
Stifters, der die Bibliothek der öffent»
pichen Benützung gewidmet hatte, gerecht zu werden. SzlachtowSki war es
nun. der die Organisirung und Katalo»
gifirung der Bibliothek leitete und för-
derte, während Klodzinski mit der
Herstellung der Baulichkeiten sich be»
scbäftigte. Es kann nicht auf die Einzel«
heiten der Arbeiten, welchen der Erstere
sich unterzog, hier des Näheren ein»
gegangen werden, kurz: der syste»
malische Zettelkatalog, diese Grundlage
jeder großen Bibliothek, war ausschließ-
lich S z l a ch t o w s k i's erste Arbeit.
Dann schritt er an die Beschreibung und
Ordnung der Münzen und Medaillen,
die in großer Menge und kostbaren
Exemplaren vorhanden waren. So be>
endete er in wenigen Jahren, nur von
drei Praktikanten unterstützt, die wissen«
schaftliche Katalogisirung der ganzen
Bücher», Münzen« und Medaillensamm«
lung. von denen die erstere an 36.990
Bände und Hefte, die letzteren viele
Tausend Stücke enthielten, in durchaus
muftergiltiger Weise. Zugleich mit dieser
Arbeit unterzog er sich noch einer an«
deren, nicht minder wichtigen, nämlich
der Correctur der neuen Ausgabe deS
berühmten polnischen Wörterbuchs von
Linde ^Bd. XV, S. 198), die erst im
Jahre 1836 in 6 Bänden vollendet
ward. Es waren dies Arbeiten, welche
seine ganze Thätigkeit in Anspruch nah-
inen und ihm keine Zeit ließen, seiner
Neigung zu historischen Forschungen,
für welche fich ihm in der Bibliothek
wahre Schätze erschlossen, ungestört fich
hinzugeben. Nun aber war eine der Be-
stimmungen der O sso liilski'schen Stif-
tung die Herausgabe eines wissenschaftli-
chen Organs. Daß an eine solche keines«
wegs während des vorbeschriebenen Zu»
jtandes der Bibliothek, sondern erst nach
vollständiger Organisation derselben zu
denken war. läßt sich leicht begreifen.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Volume 42
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Szedler-Taasse
- Volume
- 42
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1880
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 356
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon