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Tanslinger 60 Tanzlinger
Heimat zurückgekehrt, setzte der junge
Priester daselbst seine ernsten Studien
fort, begab sich aber dann von Neuem
nach der ewigen Stadt, wo er nun im
Collegium der Jesuiten noch weitere
Kenntnisse erwarb. 1678 ging er zur Er«
langung des DoctorateS der Theologie
nach Ancona. Diese Stadt besaß damals
uoch ein ihr vom Papst Pius iV. im
Jahre .1362 verliehenes Generalstudium.
daS aller jener Privilegien sich erfreute,
mit denen die Schulen in Bologna, Pe-
rugia. Padua ausgestaltet waren. Nach
seiner Promotion kehrte er nach Zara
zurück, wo er nach kaum neun Monaten
von Papst Innocenz XI . eine Dom-
Herrenstelle erhielt. So war er mit
28 Jahren ein junger CanonicuS und
hatte diese Auszeichnung nur seiner rast.
losen Thätigkeit und seinem Wissenschaft,
lichen Eifer zu verdanken. I n seiner
Stellung erwarb er sich die Achtung und
das Vertrauen seines Capitels, der
übrigen Geistlichkeit, insbesondere aber
der Erzbischöfe, die ihn in den wich.
tigsten Angelegenheiten zu Rathe zogen.
Erzbischof Vittorio P r i u l i ernannte
ihn zu seinem Generalvicar; mit welcher
Würde ihn nicht nur das Capitel be«
kleidete, als dieser Kirchenfürst im Jahre
t?12 starb, sondern auch der neu er«
wählte Erzbischof Vincenzo Zmaj evich,
obgleich Tanzl inger seines vor«
gerückten Alters wegen die Annahme
dieser Stelle verweigerte. Daß er unter
so günstigen Umstünden es nicht über die
Domherrenwürde hinausbrachte, ist be«
fremdend. Wohl findet sich irgendwo
verzeichnet, daß ihm das ErzbiSthum
Antivari angeboten worden oder doch
zugedacht gewesen sei; aber die Zeit. in
welcher dies geschehen sein soll. stimmt
nicht mit der Sachlage, indem damals
noch Zmajevich auf dem erzbischof lichen Stuhle von Antivari saß. Nun
denn, Tanzl inger war und blieb
Canonicus, und auch Jene, die ein Erz»
diaconat ihm verleihen, sind im Irr»
thum. Nach vorstehender Darstellung
seiner geistlichen Laufbahn erübrigt uns
noch ein Blick auf sein sonstiges Wirken.
Und in dieser Hinsicht erscheint er
uns als ein vorurtheilsfreier. seiner
Zeit vorausgeeilter Priester. Noch stand
der Hexenglauben in Italien und den
Nachbarländern in voller Blüthe; noch
besaßen des Jesuiten Del Rio „DiLyui-
Li2i0ni rQkFioke" ungeschwächten Ein«
ftuß und des FranciScanerS Menghi
„H.rt6 osoroiLtiog." bestand zu vollem
Rechte, unter solchen Verhältnissen war
es für einen Priester keine geringe Auf«
gäbe, gegen den Strom der Zeit zu
steuern, und dies um so mehr. als die
Kirche selbst jedem Beginnen sich abhold
zeigte, welches den Schleier von diesen
Wahngebilden weggezogen hatte, und
vielleicht liegt gerade in diesem Auf»
klärungsstreben T a n z l i n g e r's der
Grund, warum er es nicht über den
Domherrn hinausgebracht hat. Auch
sonst war er dem geistigen Streben und
Schaffen voll Theilnahme zugewendet
und ließ keine Gelegenheit vorübergehen,
seinem Denken und Trachten Ausdruck
zu geben. Als im Jahre 1694 achtzehn
der helvorrageltdsten Zaratiner, der Ge»
pflogenheit der italienischen Städte fol>
gend, in welchen gelehrte Akademien
wie Pilze Hervorschossen, aber auch ebenso
rasch wieder verschwanden, sich zur
Gründung der n^<50kä.Vw.ia äegl'Inoa.»
loriti" zusammen thaten, wurde auch er
ein Mitglied dieses Institutes und be«
theiligt^ fich an der Thätigkeit desselben
ebenso mit prosaischen wie poetischen
Arbeiten auf das eifrigste. Tanz l inger
schrieb in drei Sprachen, in der latei«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon