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Samuel 74 Tarkanyi
Libica nächst Podiebrad in Böhmen am
22. März 1837) verließ 5783. als nach Tr<
laß deS Toleranzpatentes durch Kaiser Io«
seph I I . in Böhmen evangelische Gemein«
den sich bildeten, denen es jedoch an Predi«
gern fehlte, sein Vaterland Ungarn und ging
nach Böhmen, wohin um jene Zeit bereits
viele ungarische protestantische Geistliche sich
begeben hatten, um den neuen Gemeinden
ihrer Confesfion da5 Wort Gottes zu predi.
gen und ĂĽberhaupt priesterliche Hilfe zu
leisten. Obwohl aus der ganzen Zahl dieser
Prediger nur drei der oechischen Sprache
mächtig waren, so ließ sich doch keiner der
ĂĽbrigen dadurch beirren, sondern jeder eignete
sich in seiner Gemeinde auch deren Sprache
allmälig an. Moses von Tardy übernahm
das Predigeramt zu Libica nächst Podiebrad,
wo er sich bald auch bei den übrigen Con«
fessionen beliebt machte. Er blieb in Libica,
wo er im Jahre 1810 die SeniorswĂĽroe
erlangte. Fünf von seinen Söhnen aus seiner
Ehe mit Anna Antas aus Bosin traten in
die FuĂźstapfen des Vaters und widmeten
sich dem evangelischen Kirchendienste. Moses
Tardy's literaiische Thätigkeit beschränkt
sich auf die Herausgade des „Aki? d^ti-LicF
kknolonäi", d. i. Kleines Vcüder<Gesang»
buch. Er starb im Alter von 78 Jahren. —
2. Samuel (geb. zu Libica in Böhmen am
20. Octoder 1796, grft. zu Bosin am 8. April
1868), der älteste S°hn des Vorigen, stu»
dirte die Theologie zunächst in Vrag, dann
zu Breslciu. I n der Gemeinde Bo^in. welche
ihn am 29. Juni 1L20 als Prediger berief,
wirkte er bis zu seinem Tode, also nahezu
ein halbes Jahrhundert. I n den Jahren
1848 und 1849 lvar er einer der eisten
Führer und Vorkämpfer für die Emancipa»
tion der evangelischen Kirche. In Folge
seiner Agitation fanden 1349 die Versäum«
lungen zu Ksel statt, welche er im Vereine
mit dem Pfarrer Kossuth lBd. X I I I ,
S. 6) einberufen hatte. Wiederholt wendete
er sich in Angelegenheiten seiner Kirche mit
Deputationen an die Ministerien in Wien.
Auf den Conventen war seine Ansicht immer
von EinfluĂź und Gewicht. Er schrieb viel
für die öechischen Journale und unterzeich«
nete seine Artikel mit dem Pseudonym Bo«
«insky, nach dem Namen der Gemeinde,
welcher er als Seelsorger vorstand. Selbst,
ständig erschien nur seine nach einem Terte
des Coi'.sistoriums h. C. gehaltene Toleranz» !
predigt unter dem Titel „I5a2Äus tolsranöui i vi-o l . 1836 HH äsn 16. i^'ua" (Iungbunzlau
1836, 5°.). — 3. Seines jüngeren Bruders
Joseph (geb. zu Libica l3. März 4799)
wurde schon oben in der Lebensslizze Her»
mann von Tardy's gedacht; — 4. ebenso
seines nächsten Bruders Moses (geb. zu
Lidica 46. September 1803. gest. 18. Sep.
tember 1858). — 5. Von des obigen Sa»
muel Söhnen widmeten sich auch mehrere
dem geistlichen Stande, so Hieronymus
(geb. zu Bosin am 13. December 1828) und
Heinrich (geb. ebenda am 11. September
1826). Ersterer starb schon 1850 als Stu>
diosus der Theologie in Wien. Letzterer
besuchte das Gymnasium zu Iungbunzlau,
die Humanitätsclafsen in Prag. hörte die
Philosophie in PreĂźburg und die Theologie
an der protestantisch.theologischen Lehranstalt
in Wien. 1853 kam er als Seelsorger nach
Hoiatew, wo er am 5. Februar 1838 nach
fünfjährigem Wirken im Altec oon erst
33 Jahren starb. Neben seinem seelsorger«
lichen Berufe ĂĽbte er mit Vorliebe Musik
und Malerei, in welch letzterer er besondere
Anlagen bewieö. Auf Heinr ich folgte
in der Seelsorgerstelle zu Horatew sein
Vetter Hermann ^s. d. S. 72). der aber
schon nach sechsjähriger Thätigkeit daselbst
auf seinen heutigen wichtigeren Posten in
Wien abging.
T5rka.nyi, Böla, früher Iosöpl)
(ungarischer Poet, geb. in Miskolcz
2. Jänner 182l), Bürgelsohn. Wie
sein eigentlicher Name lautet, verschwel»
gen alle Quellen. Seines magyarisirten
Namens bediente er sich bei Veröffent.
lichung seiner ersten Gedichte als Pseu»
donyms, später kam er um die Erlaubniß
ein, denselben fortan fĂĽhren zu dĂĽrfen.
In seiner Vaterstadt Miskolcz machte er
die Elementar- und Mittelschulen durch,
in Leutschau besuchte er die Rhetorik und
trat 183t), 5 3 Jahre alt, in das Erlauer
erzbischöfliche Seminar ein, in welchem er
die philosophischen und theologischen
Studien beendete. Zunächst in der erz»
bischöflichen Kanzlei — Ladislaus Pyr-
ker >M. XXIV, S. 115) war damals
Erzbilchof — verwendet, erlangte er am
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon