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Lcidislaus
der Zwergin birgt, mit der treffenden
Inschrift: „Die Glieder stimmen zwar
nicht mit den Jahren ĂĽberein, doch kann
der Seel' dies gar nicht schädlich sein"
Das hohe Alter, in welchem diese Zwer
gin starb, ist bei Zwergen, deren Leben
doch im Durchschnitt nicht ĂĽber 40 Jahre
zu währen pflegt, eine biologische Curio
sität. Unser Zwerg Ladis laus T a r>
norvsky, der sich ala Erzähler und
Novellist einen seinerzeit in Leserkreisen
wohlbekannten und auch beliebten Namen
gemacht hat. besuchte von 1826—1832
das katholische Gymnasium in Breslau,
wo er aber durch Familienverhaltniffe
genöthigt den Namen Schmidt, nach
Andern Schulze fĂĽhrte. Nachdem er
hierauf mehrere Jahre hindurch Privat»
studien, vornehmlich aus den alten
Sprachen und der classischen Literatur
betrieben hatte, diente er einige Zeit
als Hilfsarbeiter bei einem königlichen
Beamten, dann aber trat er bei einer
Leihbibliothek in Breslau ein. in welcher
Stellung er MuĂźe genug fand. seinem
schriftstellerischen Dränge sich hinzu»
geben. Er lieferte nun zunächst kleinere
Mittheilungen für verschiedene gemein«
nĂĽtzige Zeitschriften und redigirte auch
fĂĽr das Jahr 1834 den Leuckardt'schen
Volkskalender. Als der bekannte (zu
Wien am 4. August 1868 verstorbene)
Schriftsteller Gustav von A l v e n s-
l e b e n , der zu jmer Zeit (1834) das
Hoftheater in Meiningcn leitete, einige
dramatische Arbeiten Tarnowsky's,
die ihm dieser zur Einsicht geschickt,
gelesen hatte, glaubte er. daĂź der Autor
mehr fĂĽr das novellistische Gebiet be-
fähigt sei, und gab ihm den Rath, die
Novelle und vornehmlich den historischen
Roman zu pflegen. Tarnowsky lieĂź
sich dies auch nicht umsonst gesagt sein
und veröffentlichte nun in verschiedenen !) Ladislaus
Unterhaltungsblättern und Almanachen
in rascher Folge zahlreiche Novellen und
Romane. Einige Zeit blieb er noch in
Breslau. dann aber ging er nach Leip.
zig. von da nach Leitineritz und endlich
nach Prag. wo er das seinerzeit sehr
beliebte Unterhaltungsblatt „Erinne-
rungen" redigirte. in welchem seine
besten, namentlich volksthĂĽmlichen No<
vellen enthalten sind. Vieles hat er anck
selbständig im Druck erscheinen lasten,
was eben fĂĽr seine groĂźe Beliebtheit in
der Iesewelt ZeugniĂź gibt. Die Titel
dieser Schriften sind: „Nreuz und Halb-
maul». Ginr spllniZche Uauelle aus dem 13. Jahr-
hundert", zwei Bände (Breslau l838,
Heinrich Richter. 8".); — „VarZtinbrrg
und Fiir5leil2tein". dreiBände (ebd. i839);
— „Nie Schlacht unk dem Marchkelde. Hista-
rische Erzählung anz GrZterreichz Vorzeit'
(ebd. 1839), enthält auch die historische
Novelle: „Das Opferkreuz bei Peter-
wardein"; — „Menschen und Seiten. In
rlllmlliztischen Nahmen gekaut", drei Bände
(Braunschweig 1840, G. C. E. Meyer
Leu., 8<>.); 1. Bd.: „HugoO'Nial".-—
„Das griechische Feuer"; — 2. Bd.:
„Bar Kocheba" oder „Der Stern von
Zion"; — ,.Die drei Könige"; — „Der
Meister und sein Thurm"; — 3. Bd.:
„Der Prior"; — ,Der Häuptling oder
Irland und England im <2. Jahr-
hundert"; — „Napoleon uud die Phila-
ullphen. Gin Allman an5 den NrirgLjahren
2806 bi5 1309". drei Bände (ebd. 1841.
ar. 12".); — „Die NlntraLen van Augsburg.
Ein deutscher Dalksruman". zwei Bände
(Leipzig 1842 sMcher) kl. 8".); —
„Valdteniel. (Vespenztergrschichten nnt> Geister-
sagen" drei Theile (GrĂĽnberg 1842. 3evy-
söhn. kl. 80.); — „NIntigr FnssZtllsifen. Zrme-
Zünder-Geöchichten", zwei Bände (Braun-
schweig 1842. G. C. E. Meyer ssn.,
».); _^ i .Bd.: „Potsdam den 4. April
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon