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Tedeschi) Prosper l76 ^ Prosper
ratsproject, dessen Annahme für das
Kaiserhaus nur Nachtheile im Gefolge
habe. welcke er auch bei Hofe offen und
anschaulich darlegte. Da König V ic to r
seinen Vetter, den Prinzen zu genau
kannte und wußte, daß an eine Umstim
mung oder gar an eine Gewinnung deS
selben für seine Pläne gar nicht zu
denken sei, so war seine Absicht nur
darauf gerichtet, Eugen vom kaiser
lichen Hofe zu entfernen und daher mit
jenen gemeinschaftliche Sache zu machen,
welche an demselben Plane arbeiteten,
und an denen eS, wie die Sachen nun
einmal lagen, am kaiserlichen Hofe nicht
fehlte. Die Widersacher E u g e n S ,
ebenso zahlreich als mächtig, hatten, wie
aus der vorstehenden Darstellung hervor
geht, an Konig V ic to r , dem die Macht
seines Hauses zu vergrößern kein Mittel
zu schlecht dünkte, einen ungeahnten
Bundesgenossen gefunden. Sein Ge«
sandter in Wien, Marquis von St. Tho-
maS, war die Seele der schimpflichen
Intriguen, dieser hielt die Faden oeisel«
be i^ mit unsichtbaren Handen, stets im
Hintergrunde verbleibend, um, wenn die
Sache mißlänge, seinen König und sich
selbst nicht bloßzuftellen. Ein Haupt«
Werkzeug, dessen er sich hierbei bediente,
war eben unser Abbare (?) G iovann i
Pro spero Tedeschi, zu welchem sich
bald der kaiserliche Kämmerer und Reichs-
hosrath Graf Johann Friedrich von
Nimptsch gesellte, der in der Folge die
Hauptrolle übernahm. Tedeschi zählte
zur Gilde jener Abenteuerer, mit deren
Hilfe man in damaliger Zeit leider nur
zu oft Politik trieb. Für den Meist-
bietenden zu jeder Schlechtigkeit ent.
schloffen, konnten sie, die nichts zu ver»
lieren hatten, nur gewinnen, wenn ihnen
ein Schandstreich gelang. Ob T e>
deschi wirklich Priester war. worauf das Abbatekleid, daS er trug, hinzu-
weisen scheint, steht dahin; alle An-
zeichen sprechen dagegen, vermuthlich
hatte er diese damals sehr übliche Tracht
nur gewählt, um sich mittels derselben
überall leichter Eingang zu verschaffen.
Unter den mißlichsten Umstanden war er
nach Wien gekommen, und als er da«
selbst mit dem Marquis von St. Thc>.
maS Fühlung gewann, veränderten sich
dieselben in auffallender Weise. Bis
dahin noch in ärmlichster Kleidung er-
scheinend, hielt er jetzt mit einem Male
Wagen und Pferde, und fehlte es ihm
nie an Gelde, womit er Leute verschie.
densten Standes an sich zog oder aber
sich Eintritt bei ihnen verschaffte. Unter
den ansehnlicheren Persönlichkeiten, bei
denen er sich einschlich, befand sich der
eben genannte Graf von Nimptsch,
der in verschwenderischer Weise lebend,
nie so viel Geld hatte, als er brauchte.
Daß dieser in steten Geldverlegenheiten
stak, hatte Tedeschi bald heraus, und
dem Grafen kam deS Letzteren Frei-
gebigkeit, für deren Unversiegbarkeit der
savoyische Gesandte Marquis St. Tho-
mas sorgte, trefflich zu Statten. Dabei
war Nimptsch. der durch sein im
Uebrigen heiter angelegtes Temperament
einzunehmen verstand, als Schwager deS
Grafen Michael Johann A l thann,
eines sehr bevorzugten Günstlings des
Kaisers Kar l — er hatte Althann's
Schwester Maria Johanna Therese (geb.
22. Juni 1687. gest. 29. März 1726) zur
Frau — eine bei Hofe w'ohlgelittene
Persönlichkeit. Diesen Umstand beutete
er. dem eg an einer gewissen Dosis
Frechheit nicht fehlte, zu seinen Zwecken
auS. indem er sich den höchsten Personen
näherte und auch keinen Anstand nahm,
den Kaiser selbst anzureden. Dieser war
chon durch Al thann, der auch zu
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon