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Tedeschi, Prosper 178 Tedeschi) Prosper
strengte, als alles geschah, ohne daß
seine Hilfe in Anspruch genommen
wurde. So gewahrte er denn, daß der
Graf des NachlS mehrmals den Anzug
wechselte und immer in anderer Verklei-
dung an die verschiedensten Orte sich
begab, daß ganz unbekannte Menschen
zu seinem Gebieter kamen, mit denen
derselbe in geheimnißvollen Beziehungen
stand. Er machte sich bald über diese
ungewohnten Erscheinungen seine eigenen
Gedanken, und es wurde aus dem treuen
Diener des Herrn dessen Spion, der es
bald heraus hatte, daß es bei allen
diesen Heimlichkeiten sich um den Prinzen
Eugen handle. Ohne sich lange zu be
denken, ging er nun unmittelbar zu dem
Prinzen und theilte ihm alles mit. waS er
wußte. Eugen entgegnete aber dem
Diener, daß das Vorgebrachte nicht ge
nüge, um gegen einen Mann von der
Geburt, der Stellung und den Familien-
Verhaltnissen des Grafen etwas zu unter«
nehmen. Wenn er ihm Beweise dessen,
was er vermuthe, bringen könne und
werde, so sei er nicht nur einer Beloh»
nung, sondern auch des Schutzes gegen
etwaige Verfolgungen sicher. Da brachte
der Diener die Papiere seines Herrn, in
welchen das schändliche Gewebe bloß»
gelegt war. das man um den Prinzen
gesponnen. Wie eS dieser versprochen,
sorgte er zunächst dafür, daß der Diener
der Racke des Grasen entzogen werde.
Da er ihn in Wien nicht sicher hielt, ließ
er chn in die Schweiz reisen und warf
chm zum Lebensunterhalt eine Pension
aus. Nun aber berieth er mit seinen
Freunden, was in seiner Sache zu thun
sei. Allgemeine Zustimmung fand sein
Entschluß: offen vor den Kaiser hinzu»
treten und strenge Genugthuung zu ver«
langen. Werde ihm diese nicht gewährt,
so lege er, erklärte der Prinz, alle seine Stellen zu den Füßen des Kaisers nieder,
zugleich aber rufe er ganz Europa zum
Richter über die Kränkung auf, die ihm
widerführe, wenn Verleumdungen, wie
sie gegen ihn vorgebracht worden, unbe.
straft blieben. Mochte der Kaiser noch
einen Moment gezögert haben, der For»
derung Eugens zu willfahren, so kam
er doch bald zur Ueberzeugung, daß
dem schwer Beleidigten sein Recht werden
muffe, und so entschloß er sich, Tedeschi
und den Grafen verhaften zu lassen
und zur Untersuchung der Angelegenheit
eine eigene Iustizcommission einzube«
rufen. Dieselbe setzte sich zusammen aus
dem ReichShofrath.Präsidenten Grafen
von Windischgrätz als Vorsitzender,
dem österreichischen Hofkanzler Georg
Christoph Grafen von S tü rgkh , dem
Neichshofrath von B l u m e gen und
dem Hofrath von Da lberg als Pro»
tokollführer. Die Sache erregte in Wien
ungeheures Aufsehen und wie voraus»
zusehen, bildeten sich zwei Parteien. Die
eine stand offen und ehrlich zum Prinzen
Eugen und billigte sein entschiedenes
Auftreten. Zu dieser gehörte vor Allen
der obige Neichshofrath-Präsident von
Windischgrätz, der. obgleich er nicht
zu des Prinzen Anhängern zählte, doch
freimüthig vor dem Kaiser erklärte, daß
es ein ewiger Schandfleck für dessen Re°
gierung bleibe, wenn Demjenigen, dem
das HauS Oesterreich unauslöschlichen
Dank schulde, für die angethane Schmach
nicht volles Recht würde. Aber auch die
Gegenpartei, an deren Spitze der schon
genannte Graf A l thann . N i mp tsch's
Schwager, und der Erzbischof von Va>
lencia, Präsident deS spanischen Rathes,
standen, war nicht müßig und versuchte
Alles, daß die Untersuchung gegen Te«
o e schi und Nimptsch eingestellt würde.
Doch durch des Prinzen Haltung, wäh«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon