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Tegetthoff, Wilhelm 198 Cegetthoff, Wilhelm
gleiche darüber S. 206: „XIV. Ein
zelnes-, Nr. 3: „Tegetthoff m Mexiko«.
Das Großkreuz des 3eopoldordens ward
dem Helden für seine mit großer Umsicht
ausgeführte Mission zutheil. Bald nach
Tegett Hofs's Rückkehr aus Mexiko
wurde mit ah. Entschließung ääo.
23. Februar 1868 der bisherige Marine«
Truppen- und Flotten« Inspector Erz«
herzog Leopold seiner Stelle enthoben
und anläßlich der neuen Organifirung
der Marinesection der Sieger von Lifsa
zu deren Chef als Stellvertreter des
Reichskriegsministers für Marineange»
legenheiten und gleichzeitig zum Com>
Mandanten Sr. Majestät Kriegsmarine
ernannt. Später erhielt er die geheime
Rathswürde und wurde lebenslängliches
Mitglied des Herrenhauses des öster»
reichischen Reichsrathes. Tegetthoff
widmete sich nun mit ganzer Energie
und seinen außergewöhnlichen Geistes»
gaben der Neugestaltung und Organi»
sirung der österreichischen Seemacht. Nur
kurze Zeit war ihm in diesem Wirkungs»
kreise gegönnt. Aber nichtsdestoweniger
wurde die leitende Hand des gediegenen
Fachmannes bald überall sichtbar. Zweck-
mäßige Reorganisationen in allen Zwei-
gen und vor allem die Versetzung der
bis zu seinem Amtsantritte schwer ver«
wahrlosten Flotte in einen see» und
kriegstauglichen Zustand war sein erstes
Werk. Auch an die Reorganifirung des
Seeverwaltungswesens, dieses größten
Krebsschadens der altmilitärischen öster-
reichischen Einrichtungen, an welchen
man wie an Reliquien mit unantastbarer
Verehrung hing. hatte Tegetthoff
energisch Hand angelegt. I n Pola rief
er das Artillerie.Schulschiff. die Schiffs-
und Maschinenjungenschule, die Marine-
Volks, und die selbständige Realschule
inS Leben. Diese und andere Schöpfun- gen waren bereits vollendet, weitere im
Werden begriffen, als das unerbittliche
Geschick seine eiserne Hand auf den
Helden legte und der Marine Oesterreichs
ihr Genie entriß. Am 1. April 1874
fühlte sich Tegetth off unwohl. Ohne
sein Unbehagen weiter zu beachten, fuhr
er am nächsten Tage, es war ein
Sonntag, zum Diner bei der Fürstin
Schwarzenberg. Aber schon am fol»
genden Montag verließ er nickt mehr
das Lager, und sein Zustand verschlim-
merte sich von Stunde zu Stunde. Die
Aerzte Oppolzer und Duchek, der
Marinearzt Dr. I lek und Dr. Winter»
n i h thaten alles, das Leben des Helden
zu retten. Am Donnerstag verschlim-
merte sich sein Zustand, daß man schon
das Aeußerste befürchtete. Nach Mitter.
nacht kam er noch einmal zur Besinnung.
Um ein Uhr sagte er: „Nun legen wir
uns nieder, um zu schlafen und stehen
nicht mehr auf". Es waren seine letzten
zusammenhängenden Worte. In seinem
Delirium beschäftigte er sich immer mit
Organisationsentwürfen und dem Budget
der Marine. Um vier Uhr erhielt er die
letzte Oelung. um
siebeneinhalb Uhr starb
er in Gegenwart seiner Mutter, welche
von Gratz auf telegraphische Nachricht
nach Wien gekommen, seines Bruders
Kar l , damaligen Obersten, des Conrre-
Admirals Baron P öckh, des Dr. I l ek
und seiner Adjutanten. Die Nachricht von
seinem Tode wurde im ganzen Reiche
mit tiefer Trauer, im Ausland mit
warmer Theilnahme entgegengenommen.
In der Vollkraft seines Lebens, im Alter
von 44 Jahren, ward der Held dem
Staate entrissen, der auf ihn mit Stolz
und hoffnungsvoll schaute. Die Empsin»
düngen über den schweren Verlust, den
Oesterreich erlitten, kamen in den Blat-
tern aller Farben zum Ausdruck. Dieser
18*
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon