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Tegetthoff) Wilhelm 204 Tegetthoff, Wilhelm
treten, dankte Tegetthoff fĂĽr diese ehren,
volle Aufmerksamkeit, zugleich entschieden
erklärend, daß er das ihm gemachte Arier«
bieten nicht annehmen könne. „Ich", endigte
3r seine Rede, «habe nur österreichischer
Admi ra l aufgehört zu sein. öster«
reichischer Pa t r i o t zu sein aber —
nicht". Die Geschickte von der Ungnade, in
allen möglichen Formen und Zuthaten entstellt,
verhielt sich einfack. wie folgt. Nach dem Siege
bei Lissa veitĂĽndeten italienische Berichte,
daĂź das von der sardiniscken Flotte heftig
beschossene Schiff „Kaiser" zu Grunde ge<
richtet sei. Nun war dasselbe in Folge der
erhaltenen Beschädigungen wohl aus der
Reihe der kampfenden Schisse getreten, allein
sein zerstörter Rauchfang und Vordermast
waren bald wieder hergestellt, und als Te<
aettho ff zur Feier des Sieges ein Bankett
veranstaltete, aal? er es. um die italienischen
Nachrichten LĂĽgen zu strafen, eben auf dem
Schisse „Kaiser", unter Theilnahme aller
in Tuest befindlichen fremden Schiffscapi»
iäne. Dieses Bankett, welches, wie es nicht
anders sein durfte, ein glänzendes und
reiches war und demzufolge auch viel kostete,
wurde gegen ihn. der ja auch. wie jeder
groĂźe Mann. seine Neider und Feinde hatte,
als Trumph ausgespielt und man beging
die Tactlosigkeit: die Unkosten zu bean«
ständen und dem Admiral die Auszahlung
des Betrages dafĂĽr als eines solchen, den
zu machen er nicht berechtigt gewesen sei.
zu verweigern. Ueber diesen Vorgang mit
Recht ti>f verletzt, aerieth Teget thof f mit
einer hochgestellten Persönlichkeit in einen
heftigen Wortwechsel und reichte in Folge
dessen auch seine Demission ein. Diese wurde
nicht angenommen und er erhielt nun einen
längeren Urlaub, den er zum Besuche Eng»
lands, und Nordamerikas benutzte. Nach seiner
RĂĽckkehr nahm er seinen frĂĽheren Pasten,
den der Kaiser, welcher den Helden persön»
lich versöhnte, für denselben offen erhalten
hatte, wieder ein. Wie hoch eben der
Monarch seinen Tegetthoff ehrte, bewies
er. indem er ihn mit allen Zeichen seiner
Hulo überhäufte. Wir geben im Folgenden
fĂĽr Jene, welche sich ĂĽber die Varianten
dieser „Ungnai>«Geschichte" näher unterrichten
wollen, eine Uebersicht der bedeutenderen
diese Angelegenheit behandelnden Zeitungs»
Nachrichten. ^Neue Freie Presse. 1866
Nr. 747.. „Tegetthoff";— Nr. 76l. „Wien.
l ' . October: Vice.Admiral Tegetthoff"; — Nr. 763. in der Rubrik „Eingesendet" : „Herr
Redacteur! Ist der Held von Lissa in Un<
gnade gefallen oder nicht?"; — Nr. 767:
„Vice-Admiral v. Tegetthoff"; — 1867,
Nr. 1696, im „Feuilleton". Von Sigmund
Kolisch snnt ganz unrichtigen Angaben
über die Ursache der vom Admiral ein»
gereichten Demission). — Presse, 1866,
Nr. 287: „Wien. 19. October. Von Tegett.
'hoff". — Neues Fremden.Bla t t (Wien,
4«.) 1866. Nr. 291: „Der Rücktritt des
Vice'Aomirals Tegetthoss". — Fremden«
Blat t . Von Gustav Heine (Wien, 4«.)
1866. Nr. 32Z. in den „Tages.Neuigkeiten"
sauS der „Allgemeinen Zeitung".). — Der
Kamerad (milit. Wiener Blatt) 1866,
X. Tegetthoss in Amerika. Es ist bekannt, daĂź,
als der Held von Lissa in Folge der oben
erzählten ihm zugefügten bureaukratischen Un<
bilde seine Demission einreichte, diese nicht an«
genommen wurde ftergl. S. 203.- „IX. Admi»
rat Tegetthoss in Ungnade"), wogegen er einen
längeren Urlaub bewilligt erhielt, welchen er
zu einer Reise nach England und Amerika be»
nĂĽtzte, um sich in beiden Staaten ĂĽber Stand
und Fortschritt des Seewesens durch eigenen
Augenschein zu unterrichten. Er verlieh in
den ersten Tagen des December 1866 Wien
und schiffte sich am 6. December in Liver»
pool nach New<Vork ein. In. Philadelphia
war sein Empfang ein ungemein ehrenvoller.
Am Thore der Werfte war eine Compagnie
Marine»Infanterie in voller Parade auf-
gestellt, welche bei seiner Ankunft daS Ge»
wehr präsentirte und die Trommel rührte.
Als die Tambours die Wirbel schlössen,
feuerte eine Haubitzen«Vatterie einen Salut
von fünfzehn Kanonenschüssen ad. Am Ein»
gange der Werfte empfing den Admiral der
Befehlshaber derselben, Commooore Self-
r idge, von allen seinen Officieren um<
geben, und fĂĽhrte ihn dann in seine Wol),
nung zu einem glänzenden Lunch. Die
amerikanischen Blätter jener Tage sind voll
von Mittheilungen ĂĽber die auszeichnende
Aufnahme, welche der Admiral ĂĽberall fand,
der, wie ein Privatbrief berichtete, „von
Auszeichnungen aller Art förmlich erdrückt
wurde". — Ja, als im Jahre 1871 der
Admiral nur zu frĂĽh aus dem Leben schied,
sprach der damalige Gesandte der Vereinig«
ten Staaten von Nordamerika in Wien,
Herr I a o , der k k Regierung am 12. April
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon