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Tegetthoff) Wilhelm 208 Tegetthoff) Wilhelm
ist ein wahrer Gentleman und ein See«
mann durch und durch; einer, auf den selbst
Horacio Nelson stolz gewesen wäre! Er
hat einen großen Seesieg gegen eine doppelt
überlegene Macht errungen und sich ebenso
sehr durch seine Menschlichkeit wie durcb
seinen Muth ausgezeichnet. Indem er die
italienische Flotte vor Lissa angriff, riskirte
er nicht blos einen furchtbaren Verlust,
sondern die tiefste Ungnade; denn wäre sein
Versuch, die Insel zu entsetzen, mißlungen
oder wäre er geschlagen worden — was
Beides nur zu wahrscheinlich schien — so
würde die ganze schwere Verantwortung
dafür auf seine Schultern gewälzt worden
sein und er hätte für seine Raschheit und
Kühnheit schwer zu büßen gehabt! Ja ich
glaube nicht, daß Tegetthoff eine Nieder»
läge überlebt hätte. Aber nachdem er gegen
jede Erwartung siegreich war, sollten wir
Engländer durch eine Bewillkommnung Te»
g etth off's der Unerschroclenheit, der Tüch«
tiakeit und dem Elan der österreichischen
Marine einen Tribut der Bewunderung
zollen! Ich fordere meine Landsleute auf,
dem Admiral zu zeigen, daß die Sympathie
für Tapferkeit in Vngland nicht ausge-
storben ist." — 6. Wie die Italiener sich
Tegetthoff's Sieg bei Lissa erklärten.
Dieser glänzende Sieg, den unser Held mit
seinem Geschwader über die doppelt so
starke Flotte der Italiener davontrug, ging
denselben doch etwas zu nahe. Es wider»
strebte ihnen daher, offen einzugestehen, daß
das Genie des Admirals mit der bewunde«
rungswürdl'gen Aufopferung unserer Marine
triumphirt habe. So erfanden sie denn zur
Erklärung dieser ruhmvollen Waffenthat ein
Märchen. welches die „(üoi-l-üsponäHNllL
<56nsi'Hl6 Italiünn^ zum Vesten gibt:
Wenige Tage vor der Schlacht bei Lissa sei
Tegetthoff . als Matrose verkleidet,
an Bord eines Lloyddampfers im Hafen
von Ancona gewesen und. mit Muße die
italienische Flotte beschauend, habe er sogleich
die verfehlte Construction des «R,Z H'Italia«,
der überdies nur ein freistehendes hölzernes
Steuerruder besaß, erkannt und darauf
seinen bekannten so herrlich gelungenen De.
molirungsplan entworfen. — 7. Schiffe
mit dem Namen „Tegetthoff". Drei
Schisse sind uns bekannt, welche den Namen
„Tegetihoff" führen. DaS eine, zur k. k.
Kriegsmarine gehörend, ist ein Casematt.
und Panzerschiff von 1200 Pferdekräften, mit sechs schweren und ebensoviel leichten
Geschützen; die Zahl seiner Gesammtbeman-
nung beträgt 570. — Ein zweites ist ein auf
der Triester Werfte San Marco des Ritters
von Tonel lo erbauter Dreimaster von
1200 Tonnen, der am 19. Juni 4867 vom
Stapel gelassen wurde. — Das dritte Schiff
war der Nordpolar'Dcimpfer „Tegetthoss",
auf T ectl enb or g's Werft in Bremerhaven
erbaut, 118 Bremer Fuß lang. 23/z Fuß
breit und ts'/, Fuß tief im Raum, und
gegen 130 Bremer Lasten groß. Die Ma«
schinen dampften mit etwa 95 Pferdekräften.
Unter Weyprecht's und Payer'6 Führung
verließ daS Schiff am l3. Juni 1872
Bremerhauen, um die Nordpolerpedition
anzutreten, welche nach den Namen dieser
beiden See-Officiere getauft wurde. l^Oester«
reichisch < ungarische Wehrzeitung,
1872. Nr. 34.) - 8. Tegetthoff's Mit«
schüler Mondini. Unter anderen Journalen
brachte auch die „Neue Freie Presse", 1866,
Nr. 690, folgende Mittheilung von freund»
licher Hand: M s Tegetthof f in der
Akademie zu Venedig studirte. hatte er in
einem Jahrgange nur einen einzigen Mit«
schüler, den Dalmatiner Mondin i . Dieser
trat im Iabre 4348 in piemontesische,Dienste
und machte stets seine Carriöre an der
Seite Persano's. In der Schlacht bei
Lissa blieb er als Commandant des »llö
6'ItHiia," zurück, nachdem Persano dieses
Schiff verlassen hatte, um den „^.tkonäators"
zu besteigen. Der «ku ä'ItlUia." ist bekannt,
lich in den Grund gebohrt worden; M o n»
dini ging mit demselben unter. Sein ein»
stiger Jugendfreund und Schulkamerad Te>
getthoff hat ihm dieses Grab bereitet".
Nun erweckte der k. k. Fregattencapitän
Heinrich von L i t t r o w den mit dem
„Ii,u ä'Italik" gesunkenen Mond in i eilf
Jahre später, 1877, wieder zum Leben,
indem er. über Tegetthoff 's Studienzeit
im Marine<Collegiuln berichtend, wörtlich
Folgendes schreibt: „Die Classe, in der sich
Tegetthoff damals befand, zählte nur
zwei Schüler, Tegetthoff und Ma ld in i
(äie). Letzterer war im Gefechte bei Lissa
Escadre»Adjutant. in der italienischen Flotle
und hatte mit dem Admiral Persano das
Flaggenschiss »Rö H'ItHÜH" wenige Stunden
früher verlassen, als Tegetthoff es nieder-
rannte und in den Grund bohrte, sonst
wäre der einstige Classencamerad ihm uiel.
leicht als Geretteter und Gefangener in die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon