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Teieki, Ladislaus 235 i^ Ladislaus
durchkreuzt, der in dem reckten Arme
sich verliert. Er ist der Murat der Oppo
sition. Je mehr Feindschaft, Hohn und
Widerstand er findet, desto kühnem
schnellt die Kraft seines Geistes auf. Und
dieser in seinen Privilegien so geschützte
Mann kämpft gegen die Privilegien,
gegen das legitime Unrecht, für allge-
meine Freiheit und Gleichheit des Volkes,
für Aufhebung von Robot und Zehent,
für allgemeine Besteuerung, für gemein»
same Lasten". Nack diesem denkwürdigen
Reichstage (1843) hing bereits sein
Bildniß in allen Laden, und wenn er
sich auf der Straße zeigte, so konnte
man sehen, wie Alt und Jung stehen
blieb und dem Helden des TageS nach-
blickte. Von nun an ward er als eine
der ersten Capacitälen der Reform»
bewegung gefeiert. Ein inniger, vielleicht
der innigste Freund des Grafen Stephan
Szöchenyi sBd. XI.I, S. 234) und
auS dessen Schule hervorgegangen, schloß
er sich nichts desto weniger den Streb»
nifsen Kossuth's an, so lange die
Frage rine allgemein nationale war, und
während Franz Deä.k der Leiter der
Refcrmpartei des Unterhauses blieb,
waren Louis Graf Bat thyäny i und
Ladislaus Graf Teleki die Führer
dcr Opposition im Oberhause. An dem
im Jahre 1844 zur Inslebenrufung einer
ungarischen nationalen Industrie und
Fabrikation gegründeten „Schutzverein"
(V6äeß-)'1et), an dessen Spitze Kasimir
Graf Ba t ihyäny i als Präsident und
Ludwig Kossuth als Director standen,
nabm er als Vice »Präsident lebhaften
Antheil. Spater wurde er Präsident deS
Oppositionsclubs (NNonuäki kör). Bei
Eröffnung des Reichstages im November
1847 nahm er noch seinen Sitz als
Magnat ein. doch im März 1848. wo er
feiner Freude über die ausgebrochene Be> wegung in der oben erzählten etwas
sonderbaren Weise 3uft machte, wählte
ihn das Pesther Comitat zum zweiten
Deputirten, und er saß bis August im
Unterhause. Seine Rolle daselbst war
die eines Vorkampfers in allen Capital-
fragen; und als K o ssuth allmälig die
Maske lüftete, sah er in dem Beginnen
des Agitators nur die Verwirklichung
dessen, was er selbst im Sinne hatte,
und damals konnte man, ohne fehl zu
gehen, sagen, Graf Teleki denke noch
Koffuthischer als K»o ssuth. Als nun
Lamart ine die ungarische Nation be»
deuten ließ, dieselbe bei der französischen
Republik durch einen Gesandten vertreten
zu sehen, wie Szalay und Paz-
mä.ndy als solche bei der Frankfurter
Reichsversammlung zu fungiren schienen,
wählte der ungarische Reichstag am
31. August 1848 einstimmig Ladis-
laus Teleki für diesen Posten, und
zwar mit königlicher Bestätigung. Am
9. September traf der.Graf in Paris
ein. er wurde officiell von Baft ide
und Cavaignac empfangen und
PaScal Dupra t designirt, nach Pesth
als französischer Gesandter zu gehen.
Die Pariser Ereignisse verhinderten Letz-
teres. „Das Denkwürdigste", schreibt
der Sichouetcist Kossuth's und der
Bannerschaft desselben, „was Teleki
für das Debrecziner Viermonatkind, die
magyarische Republik leistete, war die
Note. welche er als Loit^äiLaiit amdas-
La.äour äs la. Nougris der französischen
Republik überreichte". Diefe Note. ein
Meisterstück von Perfidie und^Diplo«
matie, theilte das magyarijche" Blatt
„RoL^udNcÄ", daS Organ des dalnali-
gen Conseilsvrasidmten Szemere, in
seiner Nummer vom 20. Juni 1849 mit.
Teleki schildert darin die bewaffnete
russische Intervention in Ungarn als
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon