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Tenger 280 Tengler
26. Mai l879. Nr. <4ss: „Deutschfreundliche
ungarische Dichter".— Magazin für die
Literatur des Auslandes (Leipzig, 4<>.) 4874,
S. 280 u. f.: von N. Badewitz.
Zur Charakteristik der Romane von <Mariam
Genger. Bei Gelegenheit einer Charakteristik
deutschfreundlicher ungarischer Schriftsteller
schreibt die „Allgemeine Zeitung", diese nicht
katzenbuckelnde und schweifwedelnde, sondern
unbefangene und ehrliche Vertreterin des
Deutschthums. auf welchem Winkel der Erde
sich dasselbe befindet. übcrMariam Tenger:
„Diese Freundin Adalbert Stifter's, dessen
intereffance Briefe in dem von Heckenast
veröffentlichten Briefwechsel erschienen sind,
hat in einer ganzen Neibe von Nomanen
und Culturbildern Land und Leute in Ungarn
mit solcher Treue gezeichnet, daß viele Per»
sönlichkeiten sich in ihren Abbildern wieder
erkannten. Obwohl Vollblur-Maayarin, legte
sie doch m den Vorreden ihrer Bücher das
offene Geständniß ab, daß die ungarische Cultur»
Welt auf deutschen Grundelementen ruhe. Sie
sagt geradezu: „Ich liebe die hervorragenden
politischen und socialen Tugenden meiner
Landsleute, aber ich kann wich dem Wahne
nicht hingeben, daß das Magyarische bestimmt
sei, sich auf dem Felde der Wissenschaft und
Kunst, wie der Staatswirthschaft, ausschließ»
lich zur Geltung zu bringen und die Cultur«
spräche in Ungarn zu bilden! Dem Deutschen
muß die bisherige hohe Bedeutung in der
(5ulturentwicklung auch für die Zukunft er«
halten bleiben. Ich habe daher mit Vorliebe
neben den edlen magyarischen Gestalten, neben
den poetischen Erscheinungen der Puszta, das
sächsische Wesen und dessen Träger bebanoelt.
Der sächsische Stamm hat längst angefangen,
aus seiner Abgeschiedenheit herauszutreten und
sein eigenthümliches Element mit dem unga«
rischen zu verschmelzen. Wir aber müssen die
deutschen Fäden, wie die slavischen, als innige
Permittler des Verbandes im Kaiserstaate
hegen und pflegen, nicht unterdrücken. Ist doch
unser Symbol der gemeinsame Wahlspruch
unseres Königs: ^Viridui; uniris". Dieses
Glaubensbekenntniß M. Tenger's hat ihren
Landsleuten bisher nicht gefallen. Sie hat
sich deshalb ihre Verleger in Prag, Berlin
und Stuttgart suchen müssen. ^Das beklagen
wir nicht im Geringsten, weil wir ein Buch
mit den Verlagsfirmen der genannten Stadt?,
doch mit ganz anderen Empfindungen zur
Hand nehmen, als wenn S;eged:n, Kecskem^t, Kaschau u. s. w. als Verlagsort nuf dem
Titelblatte stünde.^ Die Verfasserin scheint
ihre Iugond meist in Siebenbürgen verlebt
zu haben und hat dort die Verhältnisse der
Sachsen, des Szekler Adels und der Szekler
Bauern, wie die verschiedenen Lebens« und
gesellschaftlichen Beziehungen genau kennen
gelernt. Die culturgeschichtlichen Ginblicke,
welche M Tenger's Schriften bieten, ver-
dienen es wohl, daß die „Allgemeine Zeitung"
Notiz uon dieser Schriftstellerin nimmt^ Ihre
reichen Lebenserfahrungen, wie ihre Darstel»
lungsgabe. reihen ihre Arbeiten würdig denen
von Eötvös, Iusika und Ioka i an. Bis
zum Ende der Dreißiger'Iahre reichen ihre
frischen Erinnerungen hinauf, und sie hat die
Hauptwandlungen und Hauptereignisse der
folgenden Jahrzehnte inmitten der Begeben«
deiten verlebt. Sie hat offenbar von frühester
Jugend an sich in der höheren Gesellschaft
bewegt und stets die zahlreichsten Anknüpfungs-
punkte in derselben gehabt. Sz^chenyi und
W essel 6 n y i ö sind ihre Ideal?; — mit dem
kleinen Aduocaten, welchen die Volksbewegung
so hoch erhob — mit Kossu th . hat sie sich
nie befreundet. Ihre Schilderungen behandeln
vorzugsweise die Glanz» und Schattenseiten
irner Kreise, wädrend Ioka i , bei aller Viel-
seitigkeit, doch gerade das Leben der mittleren
und unteren Volksschichten mit besonderer Vor<
liebe und Meisterschaft behandelt und mit
seiner Fruchtbarkeit auf schöngeistigem Gebiete
neben seiner großen politischen Thätigkeit
Staunen erregt. Deutschland ist dieser edlen
M i.incirin. d'e wir leider nur unter dem deut'
schen Pseudonym kennen, die unsere Sprache
trefflich handhabt und mit so großer Aus-
dauer für das deutsche Wesen in ihrer Heimat
auftritt, gewiß Anerkennung und den Wunsch
schuldig, daß sie recht bald noch mehr aus der
Isolirung durch Kritik gleichgesinnt« Schrift-
steller befreit werde, und daß ihre Anschauungen
in ihrer Heimat fruchtbaren Boden finden. Sie
können für Oesterreich nur segensreich werden "
Tengler, Georg (HauptPfarrer
zu Riegersburg in Steiermark und Hu>
manist, geb. zu Fürstenfeld ebenda
am 23. Juli 1783, gest. zu Riegers-
burg 49. Jänner 18i>l). Nach Empfang
der Priesterweihe am 10. September
4807 diente er als Weltpriester der
Seckauer Diöcese mehrere Jahre in der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Volume 43
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Tabacchi-Terkla
- Volume
- 43
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1881
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 320
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon