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Samuel (l) 32 Samuel (II.)
welche während seines Pastorates erbaut
worden war, unter dem Altar beigeseht.
Wie weit er seine Kirchengewalt aus-
dehnte, erfahren wir aus seiner Schrift:
^s?/", deren Anordnungen
alle polizeilichen Verationen oder die
Verfügungen des seinerzeit so vielgenann-
ten Concordates übertreffen. Er empfiehlt
darin seinen Collegen den Besuch der
Familien, der mindestens einmal im
Jahre und streng nach den Vorschriften
des Apostels Paulus (XX, l7 —31)
erfolgen müsse. Bei diesem Familien-
besuche habe der jeweilige Pastor zu
erforschen, ob und wie seine Gemeinde-
glieder beten? was für Bücher sie be-
sitzen .und lesen? ob sie die Kirchenlieder
singen? ob sie steißig die Kirche besuchen?
ob sie auf das Wort des Predigers hören
und es auch verstehen? ob ihnen das
Herz während der Predigt klopft? ob
und wie oft des Jahres sie beim Tische
des Herrn erscheinen? ob Friede unter
den Hausleuten herrsche? ob die Kinder
gehorsam sind und die Eltern ihnen mit
gutem Beispiele vorangehen? ob sie
öffentlich Ungehörigkeiten verüben? ob
sie mit den Nachbarn im Frieden ver-
kehren? u. s. w. u. s. w. Tessedik
nahm im Jahre 1747 eine Hausvisitation
in vorbeschriebener Weise, assistirt von
dem Pastor von Szarvas und zwei Preß-
burger Pastoren vor. Aber nicht alle
stimmten ihm darin bei, so z. B. der
Pastor von Aszod Samuel Bur ian,
welchem die Neuheit der Sache nicht
gefallen wollte; noch entschiedener aber
sprach sich Samuel H r a s z k o w i c z
M . IX, S. 363^ dagegen aus, dem
dieses Vorgehen denn doch zu gewagt
erschien. Samuel war nut Elisabeth
Lang vermalt, aus welcher Ehe nur ein
Sohn Samuel hervorging, der gleich seinem Vater, wenn auch in ganz ver<
schiedener Richtung, zu Ruhm und Ehren
gelangte. Vergleiche die nächstfolgende
Biographie.
(Viennkc l776, .^. I.ne^e, 8".) ^omn-5 I I I ,
I>. 399- — 7N2//as5H?/ ^au/tt^). ('onäpocluä
3l. 8".) i>. 216, Anmerkung 6.
Tessedik, Samuel (II.) (Schul-
mann und L a n d w i r t h , geb. in
U n g a r n im Jahre 1741, gest. zu
S z a r v a s am 27., nach Anderen am
28. December 1820). Der Sohn des
Vorigen aus dessen Ehe mit Elisabeth
Lang. Im Elternhause erhielt er eine
streng sittliche Erziehung; gleich dem
Vater widmete er sich dem Kirchen» und
Lehrerdienste und wurde nach dem Ab-
leben seines Schwiegervaters Marko»
vitz evangelischer Prediger in Szarvas,
wo er über ein halbes Jahrhundert seines
Amtes waltete. Doch nicht blos in sei-
nem geistlichen Berufe, viel eingreifender
nach cultureller Seite wirkte er auf die
seiner Leitung anvertraute Gemeinde
und wurde dadurch zunächst ihr Wohl-
thäter, aber auch der Wohlthäter seiner
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts
auf einer nicht eben hohen Stufe der
Cultur stehenden Nation, deren Bauern-
stand zumal sich keines menschenwürdigen
Daseins erfreute. Von der Ueberzeugung
getragen, daß reinere Religionskenntniß
des Landmannes mit besserer Einsicht in
seinen Handarbeiten und entsprechend
geleiteter Thätigkeit darin gleichen Schritt
gehen müsse, wenn diese Menschenrasse
dauernd besser und glücklicher werden
solle, versuchte er den Zustand seiner
Gemeinde auf diesem doppelten Wege
zu heben. Um die Gründlichkeit seiner
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Volume 44
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Terlago-Thürmer
- Volume
- 44
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 360
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon