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Teuffrnbach, Polykarp 77 ^ Polykarp
forderung zur Uebernahme gedachten Postens.
Polykarp aber weigerte sich entschieden,
denselben anzunehmen und schützte als Gründe
seine in Iudenburg eben erst eingerichtete
Haushaltung, dann den Mangel an den
nöthigen Kenntnissen u. d. m. vor, aber ver-
geblich, denn Ferdinand ließ diese Gegen«
reden nicht gelten und beauftragte seinen
Schatzmeister Hans Hoffmann auf Grün-
büchl und Strechau sBd. IX, S. 176.
Nr. 39^, Teuffenbach von dessen Besitzung
bei Juden bürg abzuholen und an den Hof
zu bringen, was auch geschah. Polykarp
mußte nun, ob er wollte oder nicht, das
Erzieheramt bei dem jungen Christoph
übernehmen. Jedoch verstand er sich zur
Uebernahme dieser Stelle erst unter der Be-
dingung, daß er dieselbe nur so lange be-
halte, bis ein tauglicherer Erzieher gefunden
werde. Polykarp zeigte sich als ein ebenso!
gewissenhafter wie energischer Mann, der die
Interessen seines Zöglings sorgfältig wahr-
nahm und sich gegen jede Verkürzung, die
dieser in Folge der Zeitläufte zu erdulden
hatte, mit Entschiedenheit verwahrte. So
richtete er im Herbst 1329. als in Folge des
Türkenkrieges und anderer Umstände Noth-
durft im Haushalte des Herzogs Christoph
eintrat, an den Kaiser und dessen Schatz«
meister, Hoffmann auf Grünbüchl ein
offenes Schreiben, worin er sich bitter be<
klagte, daß für den Unterhalt seines fürst»
lichen Zöglings schlecht gesorgt werde (für
sich ausgiebig zu sorgen, schien dieser Schatz»
meister nie vergessen zu haben, denn er besaß
nickt weniger als 24 Herrschaften und
Schlösser in Oesterreich und Steiermark !).
Teuffenbach schildert nun auch in seinem
Schreiben in ziemlich drastischer Weise den
ganz verkommenen Hausstand des Prinzen:
„Es sei keine Ordnung unter des Herzogs
Hofgesinde und wenig gute Personen dabei,
welche zu solchem Dienste taugen; der Herzog
habe kein gutes Pferd im Stall, für sein
Leibpferd und sonstige Pferde gar unluftiges,
zerrissenes und verwüstetes Zeug, „„daß ich
mich seiner selber schamb""; es sei keine
Leinwand vorhanden, so daß der Herzog drei
Wochen auf ein paar ungewaschenen Lailachen
gelegen; der Barbier besitze kein sauberes
Barbiertuch u. s. w.". Teuffenbach drang
nun ernstlich darauf, daß die pünktliche Aus»
zahlung des Geldes für den Unterhalt des
Herzogs erfolge, und zwar nicht durch den
Hof oder die Raitkammer in Wien, sondern da der Herzog eine Zeit lang in Steicrmark
bleiben sollc. möge der Konig verfügen: daß
das Geld aus den Aemtern dieses Landcs
gegeben werde. Toch blieb Teuffenbach
dabei nicht stehen, er verlangte auch eine In<
struction, damit er wisse, wie er den Herzog
halten solle, denn es gebe jetzt nicht mehr wie
vor zwei oder drei Jahren, derselbe sei nun
mannbar — er zählte jetzt nämlich 14 Iadre
— und es wachse ihm der Bari; ferncr
wünschte er einen Staat, damit er wisse, wic
viele und welche Personen und wie vielc
Pferde er demselben ;u halten baue. Teuf-
fenbach machte nun in dieser Beziehung
ausdrückliche Vorschläge. Bald darauf erhielt
Herzog Christoph eine Summe uon meh-
reren Hundert Gulden ausgezahlt, welche
aber nicht lange reiclite, denn schon kurze Zeit
danach erklärte Teuffenbach, daß er
wegen des fortwährenden Geldmangels, dem
er nicht abzuhelfen im Stande sei, von seiner
Stelle zurücktreten wolle. Ein an ihn ge-
stelltes Ansinnen, vorläufig zu gedachtem
Zwecke selbst Geld vorzustrecken, lehnte er ab.
Als dann im Spätsommer 1330 die Pest
auch Leobcn nicht verschonte, hielt er es für
gerathen, bei der niederösterreichischen Kammer
Schritte zu tbun, daß der Herzog einen andem
Sitz für sein Hauswesen erhalte. Und in der
That übersiedelte dieser im October g. I .
nach Rottenmann. Bald darauf finden wir
ihn am Hofe des Kaisers und unter dessen
Gefolge aufgenommen. Ueber Polykarps
weitere Verwendung liegt nichts vor; an dessen
Stelle bei Herzog Christoph trat Mitte
1331 Caspar von Usenbang, welcher bis
dahin als Minister und Secretär König Fer»
dinands genannt wird. Der junge Prinz
aber machte allen Sorgen über seinen Hof-
halt mit einem Male selbst ein Ende. Als
Koiser Kar l V., von Ferdinand bis Vil-
lach begleitet, Anfang Oktober 1532 aus Nien
nach Italien reiste, entfernte sich Herzog
Christoph, welcher sich gleichfalls im Ge-
folge befand, nahe der steirisch-kärnthnerischen
Grenze heimlich vom kaiserlichen Hofe. und
nachdem er sich einige Zeit verborgen gedaltcn,
erschien er auf dem Augsbur^er Tage des
schwäbischen Bundes im Jahre 1333. um für
sich und seines Hauses gutes Recht in die
Schranken zu treten. Polykarp mag in
sein Iudenburger Heim zurückgekehrt sein, denn
er erscheint nur noch bei einigen Geschäften
seiner Verwandten tkätig. im Jahre 1543 aber
starb er. wie ein in der Kirche zu Teussenbach
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Volume 44
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Terlago-Thürmer
- Volume
- 44
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 360
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon