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117 Thaladör
wältigter Erhebung der Ungarn in den
Jahren 1848 und 1849 ein königlicher
Erlaß ääo. Wien 44. Februar 1861 auf j
den 2. April g. I . den ersten allge.!
meinen Landtag einberief, zu Lövö im
Oedenburger Comitate als Deputirter ge-
wählt. I n der 33. Sitzung (3. Juni
1861) nahm er in der Debatte, welche
sich darüber entspann, ob das Abgeord-
netenhaus seine Ansprache an den König
in?jorm einer Adresse oder eines Be-
schlusses richtensolle, das Wort, lim für
den letzteren einzutreten. ^Vergleiche zum
Verständniß der Sachlage die Biographie
Paul Iämbor Bd. X. S. 60.^j Er
sprach in gemäßigter Weise und zeichnete
ein treffendes Bild der Zwangslage, in ^
welche das Land durch, dic unheilvollen
Ereignisse seit 1848 gerathen war. An,
einer Stelle seiner Rede kommt er auf die!
pragmatische Sanction zu sprechen und!
bemerkt hierbei: „Wenn diese aufrecht z
stedt, so muß sie nicht nur für den einen,
sondern für beide Theile gelten, und
wenn sie ein bilateraler Vertrag ist, «in
solcher, der, während er einerseits beiden, j
Theilen Recht gibt, andererseits jedem
Verpflichtungen auferlegt — so haben
wir in diesem ^alle das Recht, als Ver-
treter der Nation der Gegenpartei gegen-
über zu beschließen, sowie diese laut
des Vertrages das Recht Hai zu fordern.
Wahr ist's, daß wir gegenwärtig keine
Mittel in den Händen haben, um dies zu!
vollstrecken, docb die Verpflichtung bleibt!
moralisch und die neue sechste Großmacht
(die öffentliche Meinung) wird sie voll»
strecken". So gelangt Thalab^r auf
Grundlage des für Ungarns Staatsrecht
so wichtigen Staatsactes der pragmati» ^
schen Sanction auf ganz logischem und ^
legalem Wege zur Form der an den
König zu richtenden Ansprache, welche von
vielen anderen Rednern in ganz revolutio-! närer Weise verlangt wurde. Zum Schlüsse
seiner Rede bemerkt er auf die Behaup'
tung des Vertreters Nicolaus Benczur,
daß die Nation nur zwei Auswege habe.
nämlich: die Versöhnung oder die Waffen,
und da sie, wie bekannt, keine Waffen be>
sitze, sich also um jeden Preis uer-
söhnen oder ausgleichen müsse — „daß,cr
diese Nothwendigkeit rundweg in Abrede
stelle, denn es gebe nocl> Eins, was die
Nation thun könne, nämlick sich in
Ehren und ihrer Würde entsprechend,
nicht aber um jeden Preis versöhnen..
Und da sie in der jüngsten Vergangenheit
ein herrliches Beispiel ihrer politischen
Reife und reinsten Vaterlandliebe gegeben,
und da gemeinschaftlicher Wunsch, ge-
meinsame Liebe und gemeinsamer Haß
die galvanische Batterie unserer Empsiu
düngen bilden, so ist es nöthig, daß auch
unsere Thaten und Handlungen eins
werden, somit schreiben wir alle ins
gesammt über die Schrift: festgesetzter
Preis, besser — Beschluß". Thalab 5 r
stellt sich in seiner Rede als ein ovposi-
tioneller Parlamentarier dar, bei dein
jede Opposition in die Schule gehen
könnte. Man mag seiner Ansicht nicht
beistimmen, die Form, in welcher er sie
zur Kenntniß seiner Gegner bringt, go
winnt ihm die Sympathie — auch seiner
Gegner und nützt seiner Sache mehr
als das Iacobinergescbrei der revolutio
nären Staatsverbesserer des ungarischen
Globus, die bei ihren blutrothen .Tiraden
an nichts weniger als den zu rettenden
Staat, sondern nur an ihre eigene Win
zigkeit denken, für welche sie möglichst
viel Vortheile einheimsen wollen.
Die ^amilien Ungarnä mit Wappen uno
Ttammtafeln (PM^ l860, M, Nuw. gr 5")
Bd. Xl. 2. l-.>4.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Volume 44
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Terlago-Thürmer
- Volume
- 44
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 360
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon