Page - (000007) - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Thugut-Török, Volume 45
Image of the Page - (000007) -
Text of the Page - (000007) -
T.
Thngut, Franz Maria Freiherr
(Staatsmann, geb. in Linz nach Graf '
fer am 8. März 1739, gest. in Wien
am 28. Mai 18l8). Unter dieser Schreib-
weise und mit obigen Tanfnamen wird
unser Staatsmann gewöhnlich angeführt.
Benedict P i l lwein aber hat aus dem
Taufbuche der Linzer Stadtpfarre auf
Grund eines eigenhändigen Schreibens
des Freiherrn vom Jahre 1771 nach-
gewiesen, daß derselbe eigentlich Johann
Amadeus Franz- de Paula Freiherr
von Thuegut heiße. Man findet hie
und da die Angabe, sein Vater habe
Thunichtgut, dann Tunicoto, ja
sogar Taugenichts geheißen, welch
letztere Version die Münchener Zeitschrift
„Flora" 1823, Nr. 119, bringt, und
weil der Sohn darob in der Schule ver-
spottet worden, seinen Namen in Thu-
gut umgewandelt. Es ist möglich, daß
ein Vorfahr unseres Freiherrn, vielleicht
dessen Groß' oder Urgroßvater den jeden-
falls nicht angenehmen Namen Thu-
nichtgut in Thugut umgestaltet habe.
Sicher aber ist es, daß schon des Ministers
Vater sich Thu gut (oder Thue gut)
geschrieben und nicht, wie überall steht:
ein armer Schiffmeister, sondern Came-
ral> und Kriegszahlajsessor in Linz ge»
wesen. Kaiser Franz I. soll sich öfter
im Fabrikwesen des Rathes dieses Mannes
bedient haben, der seine Frau mit fünf
Kindern hinterließ, darunter unseren
o. Wurzbach, biogr. Lerikon. Xl.V. M'dr. Thugut. Die Witwe genoß in Rücksicht
der vieljährigen treuen Dienste des Gatten
eine Pension, welche zur Hälfte auf die
Töchter übergehen sollte; diese erhielten
aber nach dem Tode der Mutter 1772
deren ganze Pension in Erwägung der
Verdienste des Freiherrn von Thu gut.
Erst nachträglich und spat wurde ein
blos in der Dienftcaution bestehender
dürftiger Nachlaß des Vaters ausgemittelt
und von dem Freiherrn von Thu gut,
sowie von dessen letztverstorbener Scbwester
dem Linzer Armeninstitut und dem Inva»
lidenfonde überlassen. Thugut besuchte
das Gymnasium und die Humanitäts»
clafsen bei den I>. V. Jesuiten in Linz.
Durch seine geistigen Anlagen erregte-er
die Aufmerksamkeit seiner Lehrer, die ihm
eine glänzende Zukunft prophezeiten.
Mit Beginn des Jahres 1734 trat er in
die eben errichtete orientalische Akademie
und hörte zu gleicher Zeit an der Wiener
Hochschule die Nechte unter Mart in i
und Mathematik unter L ies gan ig .
Nach 12/4 Jahr verließ er erstgenanntes
Institut und ging als Sprachenknabe zur
Internuntiatur in Constantmopel, welche
damals vom Hofkriegsrathe abhing. Drei
Jahre später, 1738, als Grenzdolmetsch
in Effeg angestellt, trug er sich mit dem
Gedanken, in den Militärstand überzu»
treten, aber der Vater verweigerte ihm
die Einwilligung zu diesem Schritte.
l7()2 ging er mit dem Freiherrn von
5. Iän 1882.l- l
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon