Page - 23 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Thugut-Török, Volume 45
Image of the Page - 23 -
Text of the Page - 23 -
Thun, Franz Joseph 23 Thun. Georg
den Grafen, dcr gewiß einer der interessan»
testen Schwärmer seiner Zeir gewesen, sehr
lückenhaft. Es ist nur noch bekannt, daß er
mii dem Rosenkreuzer Joseph Wink ler ,
dcr als Buchhändler, Antiquar nnd Bücher-
schätzmeister in Wien lebte, in sehr enger
Verbindung gestanden, welche aber später in
ziemlich heftiger Weise gelöst wurde. Durch
Winkler zunächst mag der Ruf des Grafen
geschädigt und der Ausdruck „berüchtigter
Schwärmer" hervorgerufen worden sein. Ver-
gleiche Näheres darüber in der unten ange-
führten „Spbinr". Oraf Franz Joseph
hatte sich am :>(1. Juli 1761 mit dcr Reichs«
gräfin Varia wilyclmine von Uhleielt» vermalt!
und wurde am 18 Mai 180U Witwer. Des
Grafen F r a n z Joseph Gemalin, vor-
erwähnte Gräfin M arie W i lbelmine. war
eine der liebenswürdigsten Damen der Wiener
Gesellschaft in den letzten zwei Jahrzehnten
des achtzehnten Jahrhunderts. Der englische
Tourist W rara l l berichtet über sie: „Keine
Hauptstadt dcr Erde kann durch natürliche
und erworbene Gaben und durch einen weiten !
und freien Geist ausgezeichnetere Personen
hervorbringen 'als die G'räfinen Thun und
Pergen; ihre beiden Häuser sind der Ve'r-
einigungspunkt von Allen, die auf feine Bil«
düng Anspruch machen, und sind die größte
Ressource für die Engländer während ihres
Aufenthaltes in Wien". Nicht anders äußerte
sich ein zweiter Tourist, 2 w in bu rne, ein
Sproß jener Familie, welche Oesterreich mehrere
Helden geliefert hat ^Vd. x i . I , S. 53—57).
indem er schreibt: „Frau von Thun ist eine
liebenswürdige Frau, ganz Aufmerksamkeit
und Güte gegen die Fremden. Sie hat drei
Töchter, die alle hübsch sind, aber die älteste
ist'eine vollendete Schönheit. Diese, Elisa-
beth, heiratete im Jahre 1788 den späteren
russisch en G esandten Grafen N asoumoffsk y
l^Bd. XXV, S. 6) in Wien. welcher sich in
zweiter Ehe mit C on st an t in e Gräfin T hür<
h e i m vermalte; die Zweite Tochter der Gräfin
Wi lhe lmine wurde die Gattin des Fürsten
Lichnowsky und so die Großmutter des
1848 ermordeten Fürsten Felir 3 ichnowsky;
die dritte aber wurde eine Lady Guild-
ford aus einer alten englischen Familie, welche
die schöne Devise: ^In vortu est, la Zeuls
liodltüise" im Wappen führt". Der Graf starb
Anfangs August 1801. aus seiner Ehe außer
vier Töchtern, von denen zwei in der
Kindheit starben, einen Sohn J o s e p h
hinterlassend, der diesen Zweig fortpflanzte. sKhuen (Karl Gottlob). Etwas über die
Euren des Grafen von Tbun. aus physischen
und medizinischen Standpunkten betrachtet
(Leipzig 1794. 5°.). — Die Spdinr. Frei-
maurerischcs Taschenbuch. Herausgegeben von
Dr. Emil Vesetzny (Wien 1873. Roöner.
8".) S. 83—86 und S. 143. — Laub?
(Heinrich). Geschichte der deutschen Literatur
(Stuttgart 1839. Hallberger. gr. 8",) Bd. I I ,
S. 131. — Porträte, i) Q. Mark ßc 1783
(4°). — 2) A. Rähmel o. G. F. Riedel Le.
(Fol.). Beide mit maurerischen Emblemen.)
— 29. Franz Sigmund Graf (geb. in
Prag 1. September 1639, gest. zu Livorno
3. Mai 1702), ein Sohn Johann Sig<
munds oon der böhmischen Staminlinie aus
dessen dritter Ehe mit Margarethe Anna
Gräsin Oett ingen. nabm im Alier von
17 Jahren. 1636, das Malteserkreuz. Er trat
in die kaiserliche Armee ein. wurde aber vor«
nämlich im Gesandtschaftsdienste verwendn
und mit diplomatischen Missionen betraut, so
drei Iabre am bcwrischen Hofe. fünf Iadrr
in London und dann in Polen. 1692 verlieh
idin Kaiser Leopold die gedeime Naths-
würde. Als 1694 die Venetianer gegen die
Türken rüsteten, wurde der Graf vom Mal--
teserorden zum Admiral ernannt, und im
Vereine mit der venetianischen Flotte stieß er
in die See. 1693 führte er mit einem ein«
fachen Dreimaster bei Tripolis eine Sieges«
that aus. am 16. Oktober 1696 wies er
wiederholte Angriffe der weit überlegenen
türkischen Flotte zwischen den Inseln Samo5
und (Mos zurück Nun ernannte ihn Inno»
cenz XII . zum Oberbefehlshaber der päpst«
lichen Flotte, der Kaiser aber erhob ihn 17<io
zum Feldmarschall und Hoftriegsraih. Vom
Papste Clemens XI. erhielt der Graf die
Bewilligung, über den größten Tbeil seiner
Güter frei testiren zu dürfen. Als er aber im
Jahre 1702 von Cagliari absegelte, fühlte er
schnell seine Kräfte schwinden, und er starb
zu Lioorno am 3. Mai d. I . ohne Testa«
ment. Er liegt daselbst in der Eapucinerkirche
begraben, und ein herrliches Marmordenkmal.
das ihm sein Bruder, der Erzbischof Johann
Ernst von Salzburg, setzen ließ. bezeichnet
seine Ruhestätte. — 30. Friedrich, siehe die
besondere Lebensskizze ^S. 48). — 31. Georg
(geb. 12. Juli 1497. gest. 1333). ein Sohn
des Anton Mar ia Potens aus dessen
Zweiter Ehe mit Genovefa von Wolken»
stein, machte 1327 die Erpedition nach Rom
' unter Papst Clemens VII . mit. focht 1543,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon