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Thun, Wenzel 37 Thun, Wenzel
französischen Krieges auch das Bisthum >
Passau überfluteten, starb er im Alter von ^
38 Jahren, es seinem Nachfolger Leopold ^
Leonbard Grafen Thun, seinem Vetter
von der böhmischen Linie, überlassend, dm
von ihm begonnenen Erweiterungsbau am !
Hackelberger Brauhause fortzuführen und die >
Holztrift aus den Wolfstein'schen Waldungen ',
auszubauen. — ?9. Victor (geb. um 143«), >
gest. 1ö. August 148?), ein Sohn Antons!
aus dessen Ehe mit Dorothea von Gufi« ^
daun. erscheint als der erste bistoris 6) e ^
Sprosse des Hauses Tbun. d. i. als solcher. !
über den Urkundliches vorliegt.'? Im Mai 147« ^
zog er mit Christoph von Tparrenberg!
und Wolfgang oon Liechtenstein von Pe« !
nedig nach Palästina, wo er Ritter des hei- !
ligen Grabes wurde. Wäbrend der Seefahrt!
von einem heftigen Sturm überfallen, gelobte!
er für den Fall seiner Rettung den Bau einer !
(Kapelle, und so entstand die St. Blasius- !
capelle im Palaste ni Trient. 1484 wurde
er Hauptmann an der Etsck und Burggraf
von Tirol, nach Brandts der XXIV. in
der Reibe der Tiroler Landeshauptleute. Er ^
siarb zu Meran, wo er in der St. Niclas- !
Pfarrkirche begraben liegt. Auf seinem Grab- >
steine daselbst steht der 13. August 1487 als >
sein Todestag angegeben. Von seinen zwei ^
Frauen, von deren keiner der Geschlechtsname !
bekannt ist. hatte er viele Töchter, aber nur!
einen Sohn Sebastian, welchen in Aner- !
kennung der Verdienste des Vaters von ^
Kaiser Mar im i l i an I. die Panierberren-. !
und Panierfrauenwürde — eine den freiherr-- ^
lichen Stand in stch schließende Erhebungzu< !
theil wurde. Mit dem kinderlosen Teba- !
stian aber. der 13N0 an einer Nadel starb. ^
die er bei Hofe in Innsbruck verschluckte. ^
erlosch Victors Name und Panierschaft. — >
80. Wenzel (geb. 1629, gest. zu Passau,
s. Jänner 1673), ein Sohn des Grafen Io» !
hann Sigmund von der böhmischen Linie!
aus dessen zweiter Ehe mit Anna Mar- !
garetha Gräsin Wolken stein und ein !
Halbbruder der Salzburger Er^bischöfe Gui<^
dobald l^S. 24. Nr. 31) und Johann ^
Ernst l^S. 27, Nr. 44^, sowie des Bischofs 5
von Seckau Nudolph Joseph ^S- 34.!
Nr. 72^. Dem geistliciien Stanoe sich widmend, i
wurde er zum Domherrn in Passau, dann ^
zuln Dompropst in Salzburg und am!
27. März 1664. im Alter von 33 Jahren, i
einstimmig zum Visckof uon Passau gewähr. !
I n i^olge des Brandes von 1662 lagen noch i viele Stellen dieser Stadt in Trümmern, und
dieselben ;u beseitigen war des Bischofs erste
Sorge, Vor Allem ließ er di>> .Natdrorale von
dem Mailänder Architekten Lorago im Re
naissanceitnle aufführen. Dem Bau der Don^
kirche folgte jener der bischöflichen Renden;.
Den Wiederaufbau der städtischen Häuser, den
er auf seine Kosten gegen allmäliae Ab^ahlunq
vorzunehmen beschloß, vereitelte sein früher
Tod. Um die durch den dreißigjährigen Krieg
geschwächten Kräfte seines Hockstiftes. die bei
diesen Bauten nur zu sehr in Anspruch ge^
nommen wurden, einigermaßen zu stärken,
erhielt er auf Präsentation des Kaisers Leo-
vold I. auch noch den Bisckoföicuhl von
Gurk. Ileberoieß sparte er in seinem Haus
halle, so viel er nur immer konme. Hierbei
jedoch ging er über das Gebiet geistlicher
Milde hinaus, indem er die Teuern mit
großer Strenge eintrieb. Um von d?r Passauer
Bürgerschaft eine Abgabe von 2<»»w r1, zu be
kommen, lud er dreißig Mitglieder o?s 3tad:-
Magistrates zur Tafel und forderte sie nach
Tisch zur Entrichtung dieser Summe auf.
Als das Geld dann nicht einlief, ließ er alle
in Haft bringen und gab sie nicht eher frei.
als bis die Summe beisammen war. Ilrbcr
diesen unbischöflichen Gewaltact führten die
Bürger mit Reckt Klage beim .Naner. Aber
noch vor Erledigung der 'Sacke starb der
Bischof. Im Uebrigen war derselbe ernstlich
um das Wohl seiner Diöcese bemüht. Er bc'
trieb bei der Curie die ssremüon des Passauer
Bisthmns von der Metropolitangewalt des
Erzbischofs von Salzburg, jrdoch ohne die
Angelegenheit zu Ende bringen. Unter Ver-
mittlung Kaiser Leopolds 1. schloß er 1t»68
eine Uebereinkunft mit den oberösterreichiscken
Klosterprälaten bezüglich der bischöflichen Iu-
risdiction über die Klosterpfarreien sowie die
Regularpersonen und Tacken. Die Jesuiten,
die bei ihm lange in Gnade gestanden und
deren Kirche in Passau er ofi besucht hatte,
fielen mit einem Male bei ihm in Ungnade,
sie verloren die Prädicatur im Dome. die er
nun den lwpucinern übertrug, und durften
an ihrem Eollegium und ilner Kircke nicht
weiter bauen. Und die Ursache hierzu lag
einzig darin, weil er in seinen Rechten über
die Pfarreien des ehemaligen Nonnenklosters
Traunkirchen am Ginundener See, welches
Kaiser Ferdinand I I . mit päpstlicher Ge-
nehmigung dem Irsuitencollegium zu Linz
geschenkt hatte, sich beeinträchtigt glaubte.
Iedock auf dem Todtenbette versöhnte er sich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon