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Ehun (Wappen) 38 Thun (Besitzungen)
wieder mit den Jesuiten, und er starb auch
unter geistlichem Beistande eines solchen.
Bischof Wenzel hielt strenge Kirchenzucht
und ahndete scharf zu vertraulichen Verkehr
seines Regulär« und Säcularclerus mit den
Laien. Auf die Verbesserung der weltlichen
Iustizpflege in seinem Fürstenthume ernstlich
bedacht, sorgte er für eine collegialische Form
und um nach menschlicher Möglichkeit einen
ungerechten Spruch hintanzuhalien, drang er
auf eine Gradativ-Processirung nach der
minderen oder größeren Wichtigkeit des Ver»
handlungsgcgenstcmdes (vrooessus sunnuki-js-
i-imuL, Lumiuai'iUL, oi-äiu2.riu8). Nach neun<
jädriger Regierung wurde er im Alter von
erst 44 Jahren vom Tode ereilt. Sein ganzes
Wobiliarvcrmögen. sein Silber, alle Gelder,
alle Vorräike an Nein und Getreide hatte er
dem Hochstifte unter der Bedingung vermacht,
daß eine Summe von 70.000 fl. von dem
Gesammtwcrthe dieser Gegenstände ausge<
schieden und als Dotation für sieben neue
Tomkerrenstellen verwendet werde. Doch
wurde dieses Testament von seinen beiden
Brüdern Johann Ernst Erzbischof von
Salzburg und Michael Oswald ange<
fochien. Im Passauer Dome ruht Bischof
Wenzel unter dem Hochaltäre, hinter welchem
sein Epithaph. von dem Bildhauer Johann
Seiz aus Marmor gehauen, angebracht ist.
l B u c h i n g e r (Ioh. Nep.). Geschichte
des Fürstcntbums Passau aus archivalischen
Quellen (München 4816. Franz Joseph
Srorno, ti".). Vd. I I , S. 393 u. f. —
Sckrödl (Karl Dr.). I>a552vi2. Laci-a. Ge<
schichte des Bisthums Passau bis zur Säcu«
larisation des Fürstenthums Passau (Passau
l879. Waldbauer gr. 8".). S. 855 u. f.).
I I I . Wappen des Grasengeschl.echtes Thun.
Quadrirter Schild mit Herzschild, welcher in
Roth einen silbernen Querbalken (Caldes)
zeigt. 1 und 4: in Blau ein schrägrechter
goldener Balken; ursprüngliches Thun'scheS
Kappen bis ins fünfzehnte Jahrhundert.
2 und 3 ist senkrecht getheilt, rechts in Silber
ein halber rother an die Theilungslinie ge»
lchntcr Adler, links in Schwarz ein silberner
Querbalken (K ö n i g s b er g'sches Wappen,
welches 1316 ins Thun'sche überging). Auf
dem Schilde ruhen drei Turnierhelme. Aus
der Krone des mittleren springt das roth über
Silber getheilte rechts gewendete Einhorn
(Caldcs) hervor; auf jener des rechten Helmes
erheben sich die blau und golden quergetheilten Büffelhörner (Thun), und auf der des linken
steht ein halber Flug, schwarz« und silber»
gespalten, mit den Figuren von 2 und 3 be-
legt. Die Helmdecken sind rechts blau mit
Gold, links schwarz mit Silber belegt (K ö«
nigsberg). Devise. Diese wird verschieden
angegeben. Bald heißt sie: „In Nocto Dsaus«,
bald wieder: „Noinen äs aeto 5imu1 et
amsn", auf den Namen Thun (lateinisch
2F6i-e) anspielend. sHohenegg. Die Stände
Oberösterreichs (Vassau 1747, Fol.) Bd. I I ,
S. 629. — Sieb mach er's Wappenbuch
(1772). Bd. I, Taf. 93. Nr. 6.' Bd. I I .
Taf. 40. Nr. 4 (ohne Hcrzschild und Einhorn
von Caldes); Bd. IV, Taf. 1. Nr. 6 ldaö
correcte Wappen).^
IV. Die Defitzungen z^ Hauses Thun. Es
gehört nicht zur Aufgabe dieses Werkes, näher
in den Familienbesitz und dessen Geschichte
einzugehen. Aber allgemeine Andeutungen über
den einstigen Stand und Wechsel desselben
und eme kurze Nebersicht des heutigen Standes,
da sie einen Einblick in die Macht des Hauses
gewähren, mögen hier folgen. Besonders in
T i r o l , dem Stammlande der Familie,
wechselte der Besitz, zu welchem daselbst bis
in den Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts
gehörte: T o n o , Schloß und Gebiet zu
St. Margaritha (1000. 1030); V is ione,
Schloß ob der Nocchetta (1199); Novesino
(1233); Velo es in, heute Thunn genannt
(1267). Schloß der Hauptlinie Ca stell«
T h u n ; Vigo (1286), einstiger Stammsitz
der Thun« Ph i l ipp in i ; Bragher (1303),
woraus sich dann Brughicr bildete. Wohnsitz
der Stammlinie C a ste l l» B r u g h i e r ^
S a n p i e t r o (1325), oberhalb Torre di
Visione, heute Ruine; Al taguarda oder
Hohenwart im Thale Brescm (1407); K ö<
nigsberg (1407), zwischen Welschmichacl
und Saturn; I vano (1421). Iffan in Val«
sugana; Stein auf dem Rit ten (1429),
unterhalb Siffian, Cembra (1429), Dorf
bei Königsberg; Rocca (1432) in Iudi«
carien; Zoccolo, Thurm in Sulzthal, Pfarre
Livo l(1447); Matare l lo und einige Häuser
in Trient (1449); dann wächst von der zweiten
Hälfte des fünfzehnten bis in jene des sieb»
zehnten Jahrhunderts der Besitz zusehends,
von welchem jedoch hier auch nur der wich»
tigeren Bestandtheile gedacht werden kann.
als da sind: Caldes (1464), Schloß am
Noce und Enn ob Neumarkt; Rocca (1466)
in Sulz; Castelfondo (1471). deutsch
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon