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eiN) Peter Michael 64 Thun-Hohenftei^ Peter Michael
Fürst zu Passau. aus dem ! hochreichsgräf-
lickcn Hause von Thun". Gegraben von Carl
,zu Passau (t><>,). — 2) I . Ä. Kapel ler i»xr.
F. Wrenck -,<.-. Hüftbild( Fol.. Tchwarzkunst)
Thun - Hohenstein, Peter Michael
Vig i l Graf (Bischof von Trient, geb.
daselbst am 13. December 1724, gest.
auf dem Stammschlosse Thun am
l7. Jänner 1800). Ein Sohn des Franz
Augustin Gaudenz von der Linie
(5astell-Thun aus dessen Ehe mit
Maria Antonia geborenen Gräfin
Spau r. Schon als Gymnasialschüler zu
Trient erhielt er eine Präbende an der
Kathedralkirche des h. Vigilius daselbst
am 9. October 1739 durch den Papst.
Nachdem er in Rom die höheren theolo
' gischen Studien beendet, wurde er 1743
Diakon an genannter Kirche, einige Jahre
später Canonicus und 1773 Domdekan
zu Salzburg. Bereits im März 1773
hatte ihm der Fürsterzbischof Graf Hiero-
nymus von Colloredo das vacante
Bisthum Lavant angetragen, Peter
V i g i l es auch angenommen, doch schon
in acht Tagen demselben wieder entsagt.
Am 29. Mai 1776 einstimmig zum Bischof
von Trient gewählt, hielt er am 29. Oc-
tober d. I . seinen feierlichen Einzug in
die Kathedralkirche und bischöfliche Refi-
denz und empfing am 30. November
d. I . von dem Bischöfe von Feltre im
Dome die bischöfliche Consecration. Um
manche zwischen dem Fürstenthume Trient
und dem Lande Tirol schwebenden Diffe-
renzen auszugleichen und die gegenseitigen
Verhältnisse neuerdings zu bestimmen,
begab er sich nach Wien, unterfertigte
dort am 24. Juli 1777 den neuerrichteten
Tractat, dem auch das Domcapitel seine
förmliche Beiftimmung gab, und erhielt
darauf die kaiserliche Belehnung. Die
Sommermonate vom Mai bis in den Sep-
tember brachte er mit päpstlicher Dispens jährlich in Salzburg zu, das letzte Mal
im Jahre 1794, in welchem er seinem
dortigen Canonicate zu Gunsten seines
Vetters und Nachfolgers Emanuel
Maria Grafen Thun ss. d. S. 9^ j ent-
sagte. Peter V ig i l , der ganz den
humanistischen Plänen und Bestrebungen
Kaiser Josephs I I . hinneigte, gerieth
dadurch mit seinen Diöcesanen in manchen
Conflict, so daß mehr durch die Klagen
der Unterthanen, welche weder die Zeit
noch den großen Reformator verstehen
wollten, als durch abwehrende Vorstel«
lungen des Bischofs sich der Kaiser zu
der nachsichtigen Erklärung bewogen sah,
daß dem Volke dessen althergebrachte
Andachtsübungen, zu welchen es nach
seiner gewohnten Denkart ,ein besonderes
Zutrauen hegte, noch ferner zu belassen
seien, insoferne die Herren Bischöfe solche
mit den reinen Begriffen der Religion
vereinbarlich fänden. Dies aber störte
den Bischof nicht in seiner Ueberzeugung
sowohl von der Rechtmäßigkeit als Nütz»
lichkeit der Iosephinischen Grundsätze und
verfuhr er nach denselben, so weit es in
seinen Kräften stand. So führte er, von
liser Joseph ermuntert, freilich nach
großen Hindernissen, im Jahre 1788 ein
neues Gesehbuch und eine neue Gerichts»
ordnung, welche beide der -gelehrte Bar-
bacovius verfaßt hatte, ein; er baute,
da die Republik Venedig die aus dem
Tridentinischen auf die Galeeren geschick»
ten Verbrecher nicht mehr aufnehmen
wollte, ein Strafhaus und führte zu
dessen Unterhalte mit heftigem Wider»
spruche der Stadt und des Domcapitels
das I^Otto di OeiwvH ein. Im Geiste
seines großen Vorbildes, des Kaisers,
richtete er sein Augenmerk auf die Be»
förderung der Sittlichkeit und sorgte, daß
der Clerus mit gutem Beispiele voran-
gehe. Auch nahm er nicht unwichtige Ver»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon