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Thurn-Taris (Genealogie) 68 Thurn-Taris (Genealogie)
Tar is zu Innsbruck das Obersthofmeister«
amt von Tirol. Von Roger-s I. älterem
Sohne Simon stammt Franz von Taris,
der unter Kaiser Mar im i l i an i . am bur«
gundisch-niederländischen Hofe lebte und zuer
reitende Boten mit Pferdewechsel von Brüssel
bis an die französische Grenze, dann auch
regelmäßige Reitposten mit Reiter»
Pferdewechsel von Brüssel nach Wien unter-
hielt. Beide Posten waren anfangs nur fm
den Dienst des Staates bestimmt; bald abe
benutzten dieselben gegen Vergütung auch
Privatpersonen, besonders Kaufleute. Fr an
wurde 1316 von Mar im i l i an I. zu dessen
niederländischem Postmeister ernannt. Um
dieselbe Zen, da er diese Stelle bekleidete,
war sein Vruder Janeiro (Johann) Post-
meister in Augsburg (1512 bis 1343) und
seine Neffen. Sohne seines Bruders Ro
ger I I . , nämlich David Postmeister in Ve
nedig, Simon I. solcher in Mailand, und
des Letzteren Sohn Antonio in gleicher
Eigenschaft zu Rom. In der Folge verbreitete
sich das Postmeisteramt immer weiter und
weiter unter den Angehörigen dieses Ge<
schlechts. Von ZanettoS Söhnen waren
Postmeister: Iobonn Anton in Rom,
Anton in Antwerpen (1372), Ramon zu
Palladolid in Spanien (1540). Franz aber
Generalpostmeister, und als Letzterer starb,
folgte in dieser Stellung sein Bruder Leon-
hard, mit welchem unsere Stammtafel
ankebi. Das niederländische Generalpost
meisteramt blieb nach Franzens Tode,
doch nicht erblich, bei der Familie.
Nach F r a n z übernahm es dessen Neffe
Johann Vaptist. Es ist nicht unsere Auf«
gäbe. die Geschichte des Postwesens, dieses so
wichtigen und noch heute bei aller Ausbrei,
tung der Eisenbahnen bestehenden unentbehr«
lichen Culturmittels, näher zu erörtern.
Kurze Winke mit der Angabe der einschlä«
gigen Literatur folgen auf S. 80 im Abschnitte
«Zur Geschichte der Thurn-Taxis'schen
Post". Wir bemerken nur, daß die große
Gemeinnützigkeit der erweiterten und veruoll«
kommneten Taris'schen Postanstalt voll.
kommen erkannt und diese in Folge dessen
von Kaiser Rudolph I I . zu einer Reichs,
anstalt gemacht wurde. Der Kaiser ernannte
oberwähnten Ieonhard im Jahre 1395
und aufs Neue 1397 zum Generalpostmeister
und erhob ihn 1605 in den erblichen Frei.
Herrenstand. Leonhards Sohn Lamoral
— nach Anderen wäre es sein Enkel — er» hielt 1613 von Kaiser Mat th ias das Gme,
ralpostmeisteramt über die Posten im Reich
erblich als Reichsmannlehen und bald darauf.,
1621, die reichsgräfliche Würde, ^erdi«
nand I I . erklärte 1321 jenes Reichserban.t
für subsidi arisch es Weiberlehen. Als Muster
wurde nun die Taris'sche Postanstalt auch
in anderen Staaten von Euwpa nachgeahmt
Zamorals Enkel — nach Anderen Urenkel —
(Fugen Franz Alexander (gest. 1714) erhielt
1650 (n. A. 1681) von König Kavl I I . die
spanische Iürstenwürde und seine Pe»
sitzungen in den Niederlanden (die Herrschaft
Braine»le'CH2teau im Hennegau, wo däö
Haus Ta).'is das Erbmarschallamt betlei«
dete) den Titel ?riuciVa,lit« äs 1a. 1? o u? ftt
1>H55i3. Am 4. October 1686 erhob Kaiser
Leopcld I. den spanischen Fürsten Eugen
Alexander Franz in den deutschen
Reichs für stenstand. In ununterbroäiener
Folge bis auf die Gegenwart pflanzte sich
das Geschlecht von letztgenanntem Sprossen
fort, dessen Enkel Fürst Alexander Ferdi-
nand aus mehreren Ehen zahlreiche Nach»
kommenschaft erhielt, aus welcher der älteste
Sohn der ersten Ehe. Fürst Ka r l Anselm,
der Stifter der heutigen sogenannten älteren
Special l in ie, der jüngste Sohn der dritten
Gemalin, Mar imi l ian Joseph, der St-ftcr
der jüngeren Speciallinie wurde. Der heurige
Familienstand des Fürstengeschlrchts Thurn»
Tar is in beiden Linien ist aus der ange»
schlossenen Stammtafel ersichtlich. Fürst Ale»
rand er Ferdinand, welcher im Jahre 1744-
die Erhebung seines reichslehnbaren Reichs»
Generalpostmeister »Amtes zu einem Reichs-
Thronlehen unter dem Titel: kaiserliches und
Reichs<Erbgeneral» und Obersthofpostmeister,
amt erwirkte, ward 174? damit zum ersten Male
vom Kaiser in Person vom Thron herab be»
lehnt und 1734 als Reichs stand mit einer
Virilstimme in den Reichsfürstenrath einge.
führt. Allch hatte er als kaiserlicher Principal.
Commissär oder Repräsentant des Reichs«
oberhauptes bei der allgemeinen Reichsver«
samnilung, welche hohe Würde nach ihm sein
Sohn. und dann sein Enkel bis zur Auf»
lösung des deuts!.el> R>:ichs, ebenmäßig be»
kleideten, seinen bleibenden Wohnsitz zu Re.
gensburg, wo noch jetzt die ältere Special»
linie Residenz hält. Eine eigene königlich
bayrische Declaration vom 27. März 18l2
bestimmt die jetzigen Rechte und Immuni«
täten des Fürsten und seines Dienstpersonals
daselbst. Daß die Fürsten Thurn»Tar iS
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Volume 45
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Thugut-Török
- Volume
- 45
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1882
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 324
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon